Frankfurt (Reuters) - Im deutschen Privatkundengeschäft der Deutschen Bank stehen einem Insider zufolge rund 1700 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Der neue Spartenchef Claudio de Sanctis, der zum 1. Juli Karl von Rohr an der Spitze der Privatkundenbank ablöst, wolle dort in den nächsten Jahren etwa zehn Prozent der 17.000 Stellen abbauen, sagte eine mit den Plänen vertraute Person am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Das "Manager Magazin" hatte als erstes über die geplanten Streichungen berichtet. Dem Magazin zufolge sind vor allem das Hypothekengeschäft und die Filialen betroffen. Einen Zeitplan gebe es noch nicht, sagte der Insider. Gespräche mit Gewerkschaften und Betriebsrat stünden noch aus. In einigen Bereichen sollen auch Stellen aufgebaut werden.

Die Gewerkschaft Verdi erklärte, sie beteilige sich nicht an solchen Spekulationen. "Im Übrigen gilt der Kündigungsschutz für den Bereich Privatkundenbank und zahlreiche Infrastruktureinheiten." Dadurch sind die Mitarbeiter vor Entlassungen ohne Abfindungen schützt.

Deutschlands größtes Geldhaus wollte sich zu den Informationen nicht äußern. Die Bank ist aber seit längerem auf der Suche nach weiteren Einsparpotenzialen. Nach Informationen von Reuters will sie dabei auch das rund 1000 Filialen starke Zweigstellennetz weiter ausdünnen. Kürzlich hatte die Bank angekündigt, das Geschäft mit Hypothekenkrediten zurückzufahren. Die Ratingagentur S&P schrieb von "deutlichen Spielräumen" für Kostensenkungen in der Privatkundensparte. Dabei hat sie sich gerade erst von den Dauer-Niedrigzinsen erholt.

De Sanctis, der bisher unterhalb des Vorstands für das Privatkundengeschäft im Ausland verantwortlich war, schlägt mit dem Stellenabbau vor seinem Amtsantritt Pflöcke ein. Am Dienstag hatte die Deutsche Bank mitgeteilt, dass er schon zum 1. Juli die Aufgaben von Karl von Rohr übernimmt, einige Monate früher als gedacht. Der 50-jährige de Sanctis war 2018 von der Credit Suisse zur Deutschen Bank gekommen. Im Mai hatte er der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, Filialen müssten größer und einladender werden - ein Ort, wo Menschen, die Zeit und Interesse haben, hingehen könnten.

(Bericht von Tom Sims, geschrieben von Myria Mildenberger und Alexander Hübner; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)