Zürich (awp) - Die Bank Julius Bär ist zuletzt immer wieder im Zusammenhang mit verschiedenen Affären wie etwa der Korruption beim Weltfussballverband Fifa ins Visier der Behörden geraten. Mit einem verbesserten Kontrollsytem will sie vermeiden, dass künftig weitere solche Fehler passieren.

Die Bank habe die Lehren aus ihren Fehlern gezogen und "umfassende operative, organisatorische und personelle Massnahmen ergriffen, um das Kontrollsystem und die Risikokultur innerhalb der Gruppe zu stärken", sagte Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher in einem Interview mit den CH-Media-Zeitungen (Ausgabe vom 16. Juni).

Zudem arbeite die Bank auch mit Regulatoren in verschiedenen Ländern zusammen, um Fälle aus der Vergangenheit zu lösen. "Das ist ein mehrjähriger Prozess. Wir sind zuversichtlich, dass er konstruktiv ist und uns nicht daran hindert, unsere Strategie umzusetzen oder unsere Ziele zu erreichen", führte der VR-Präsident weiter aus.

Den Umstand, dass die Zürcher Staatsanwaltschaft jüngst die Eröffnung eines Strafverfahrens gegen den ehemaligen CEO Boris Collardi prüft, wollte Lacher nicht kommentieren. "Wir haben derzeit keine Kenntnis von einer Vorabklärung der Staatsanwaltschaft und keine Kenntnis von Ermittlungen gegen Mitarbeiter der Bank", sagte er lediglich.

Auf die Frage, ob er sich über Einmischung der Finanzmarktaufsicht bezüglich der Ausschüttung der Dividende genervt habe, sagte Lacher: "Wir sind als reine Vermögensverwaltungsbank ganz anderen Risiken ausgesetzt als Kreditbanken. Dementsprechend hätten wir uns auch eine differenzierte Behandlung durch die Finanzmarktaufsicht gewünscht."

Der Dividendenvorschlag sei Aufgabe des Verwaltungsrates. Und dieser treffe seine Entscheidung aufgrund einer ganzheitlichen Betrachtung der Situation des Unternehmens und nicht in der Absicht, die Aktionäre glücklich zu machen.

Zum bisherigen Geschäftsverlauf in den vergangenen - unter dem Zeichen der Covid-19-Krise stehenden - Monate sagte der Verwaltungsratspräsident. "Die ersten vier Monate sind dank den ausserordentlich hohen Volumen insgesamt gut gelaufen." Diese Entwicklung werde sich aber im weiteren Jahresverlauf nicht so fortsetzen. Positiv sei, dass die Aktienkurse sich so rasch wieder erholt haben. Denn ein bedeutender Teil der Einnahmen sei von der Höhe der Kundenvermögen abhängig.

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