Zürich (awp) - Die Titel des Technologiekonzerns ABB ziehen am Mittwochvormittag in einem stagnierenden Gesamtmarkt etwas an. Das Unternehmen hat am Morgen zum einen die Nomination von Lars Förberg als Vertreter des Grossaktionärs Cevian in den Verwaltungsrat bekanntgegeben. Zum anderen hat ABB über massive Unterschlagungen in der südkoreanischen Tochtergesellschaft berichtet, die das Jahresergebnis 2016 nachträglich mit maximal 100 Mio USD belasten. Derweil dürfte eine positive Studie von Morgan Stanley den Kurs stützen.

Gegen 9.40 Uhr notieren ABB um 0,4% im Plus auf 23,22 CHF. Der Bluechip-Index SMI liegt derweil mit -0,04% leicht im Minus. Gehandelt sind bis dahin rund 1,3 Mio Aktien, dies bei einem durchschnittlichen Tagesvolumen von rund 7 Mio Titeln.

Mit der vorgeschlagenen Wahl von Lars Förberg in den Verwaltungsrat werde Cevian Capital, die 6,2% an ABB hält, ihren Einfluss auf das ABB-Management ausbauen, schreibt ZKB-Analyst Richard Frei am Mittwoch in einem Kommentar. Cevian kritisiere seit längerem die ihrer Ansicht nach zu komplexen Strukturen von ABB, erinnert der Experte. Unter anderem hatte die schwedische Beteiligungsgesellschaft einen Verkauf der ABB-Stromnetzsparte gefordert - den Entscheid des ABB-Managements gegen die Massnahme hatte Cevian im vergangenen Oktober entsprechend als "unglücklich" kritisiert.

Recht gelassen wird von den Beobachtern der Betrugsfall in Südkorea aufgenommen. Allerdings sei davon auszugehen, dass zumindest ein Teil der 100 Mio etwa dank Versicherungen wieder zurückfliessen könne, so ZKB-Analyst Frei. Für ihn wirft der Fall dennoch Fragen bezüglich der Corporate Governance auf. Die ZKB belässt ihr Rating auf "Marktgewichten".

Für Panagiotis Spiliopoulos von der Bank Vontobel ist der Betrugsfall sehr "unglücklich", er erwartet aber keine anhaltenden Auswirkungen. Der Industriekonzern habe insgesamt seine stringente Kostendisziplin bewiesen und das Management zeige ein sehr starkes Engagement, weiteren Unternehmenswert freizusetzen, lobt der Vontobel-Analyst, der allerdings beim Rating "Hold" bleibt.

Für Unterstützung für die ABB-Titel dürfte zudem eine neue Studie der US-Investmentbank Morgan Stanley sorgen, die auf die jüngsten Ereignisse allerdings noch keinen Bezug nimmt. Die US-Analysten trauen ABB eine "Wachstumsüberraschung" zu, während der Markt noch immer von stagnierenden Umsätzen und Betriebsergebnissen ausgehe. Die Bewertung für die ABB-Titel halten sie im Vergleich zu den Konkurrenten als "recht attraktiv", entsprechend bekräftigen sie ihr Rating "Overweight".

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