(Ändert im zweiten Satz des zweiten Absatzes den Namen des Insolvenzvewalters auf "Bähr", nicht "Bär".)

München (Reuters) - Nach Gerry Weber geht mit dem Herrenmode-Hersteller Ahlers ein weiteres deutsches Textilunternehmen in die Knie.

Die Ahlers AG aus dem westfälischen Herford und sieben ihrer Tochtergesellschaften mit zusammen 400 Mitarbeitern meldeten am Montag beim Amtsgericht Bielefeld Insolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit an. Insgesamt hat Ahlers 1700 Beschäftigte. Das Geschäft habe sich auch in den vergangenen Monaten schwächer entwickelt als geplant, so dass die Zahlungsunfähigkeit drohe, begründete Vorstandschefin Stella Ahlers den Insolvenzantrag. Verhandlungen über die weitere Finanzierung des Konzerns seien gescheitert.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Anwalt und Sanierer Biner Bähr bestellt. Bähr hat in der Branche Erfahrung als Insolvenzverwalter des Hosenherstellers Gardeur und als Sachwalter der Modekette Esprit. Zunächst solle das Geschäft so reibungslos wie möglich weiterlaufen. "Sodann wird es darum gehen, alle Optionen auszuloten, die eine Zukunft der Gruppe oder einzelner Marken ermöglichen", sagte der Anwalt.

Die für Marken wie Baldessarini, Pierre Cardin und Otto Kern bekannte Firma schreibt seit Jahren Verluste und hat bereits ein Sparprogramm hinter sich. "Die erreichten Erfolge wurden durch das aktuellen Marktumfeld zunichte gemacht", sagte Stella Ahlers, deren Familie knapp 53 Prozent der Aktien hält. Die auf Damenmode spezialisierte Gerry Weber AG hatte sich vor wenigen Tagen in ein vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren geflüchtet und für die deutsche Einzelhandel-Tochter Insolvenz angemeldet.

Die Modebranche steckt in einem Teufelskreis: Die Kunden halten sich - wegen der geänderten Einkaufsgewohnheiten in der Ciorona-Pandemie und der hohen Inflation - zurück. Zahlreiche Einzelhandelsketten wie Galeria Karstadt und Peek & Cloppenburg (P&C) haben selbst Insolvenz angemeldet. Stella Ahlers erklärte, die starken Marken, die Kernkompetenzen und die leistungsfähige Organisation von Ahlers machten sie jedoch zuversichtlich "mit Blick auf Zukunftsoptionen" für das Unternehmen.

Im Geschäftsjahr 2021/22 (per Ende November) stieg der Umsatz von Ahlers zwar um ein Fünftel auf 170,9 Millionen Euro, lag damit aber unter den eigenen Erwartungen. Vor der Pandemie hatte er bei 207 Millionen gelegen. Der Verlust vor Steuern lag zuletzt bei 8,7 (2020/21: 9,1) Millionen Euro und ging damit nicht so stark zurück wie erhofft. Die Ahlers-Aktie brach am Montag um 81 Prozent auf 14,2 Cent ein.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)