TOULOUSE/TIANJIN (awp international) - Der Flugzeugbauer Airbus versucht seinem kaum gefragten Riesenjet A380 durch einen Deal mit China neues Leben einzuhauchen. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern biete den Chinesen eine Beteiligung an den Arbeiten zur Endausstattung des weltgrössten Passagierjets an, sofern das Land eine grössere Zahl Maschinen des Typs bestellt, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person. Auch die "Financial Times" hatte darüber berichtet. Ein Airbus-Sprecher bezeichnete das Thema als Branchenspekulation und lehnte eine Stellungnahme ab.

Airbus betreibt im chinesischen Tianjin bereits eine Endmontagelinie für den viel gefragten Mittelstreckenjet A320 sowie ein Endausstattungswerk für seinen Langstreckenjet A330. Die Überlegungen zur Beteiligung der Chinesen an der A380 beträfen nur Maschinen, die in das Reich der Mitte gehen sollen, zitierte Bloomberg den Insider. Bisher wird die A380 am Airbus-Sitz in Toulouse gebaut und im Werk des Konzerns in Hamburg lackiert sowie mit der Innenausstattung wie Sitzen und Toiletten versehen.

Airbus ringt seit Jahren um neue Bestellungen für den doppelstöckigen Riesenflieger und fährt die Produktion bereits drastisch herunter. Statt zwischenzeitlich rund 30 Maschinen pro Jahr sollen 2018 nur noch 12 und ab 2019 nur noch 8 neue Flugzeuge des Typs die Werkshallen verlassen. Weitere Kürzungen sind nicht ausgeschlossen.

Airbus hat bisher insgesamt Bestellungen für 317 Exemplare der A380 verbucht, davon waren Ende November 221 Maschinen bereits ausgeliefert. Grösster Kunde ist die arabische Fluglinie Emirates, die von ihren georderten 142 Maschinen bereits mehr als 100 in Betrieb hat. Ein erwarteter Grossauftrag der Golf-Airline über weitere A380 war im Herbst kurz vor der Bekanntgabe geplatzt. Ob er noch zustande kommt, ist offen.

Von den chinesischen Fluggesellschaften hat bisher lediglich China Southern Airlines den Flugzeugtyp im Einsatz. Die Fluglinie hat allerdings lange nach Strecken gesucht, auf denen sich der Typ mit seinen typischerweise rund 550 Sitzplätzen rentabel einsetzen lässt. Fluggesellschaften setzen inzwischen verstärkt auf mittelgrosse Maschinen wie den Airbus A350 oder Boeings "Dreamliner", die sich im Gegensatz zur A380 auch auf nicht ganz so stark gefragten Strecken rentabel betreiben lassen. Zudem haben diese Flugzeugtypen nur zwei Triebwerke und erfordern daher einen geringeren Wartungsaufwand als die vierstrahlige A380./stw/tos