Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Die Anwälte von Apple haben eine wenig beneidenswerte Aufgabe. Sie müssen ein wichtiges Standbein eines 2 Billionen US-Dollar teuren Unternehmens verteidigen. Der Ausgang des Gerichtsverfahrens zwischen Apple und Epic Games, das diesen Montag beginnt, ist alles andere als sicher. Und selbst wenn es zu einem Urteil kommt, wird die Angelegenheit für einige Zeit nicht geklärt sein, da die juristische und finanzielle Stärke beider Seiten eine Berufung nahezu sicher macht.

Apple verfügt über die tiefsten Taschen der Welt, mit fast 83 Milliarden Dollar Nettobarmitteln und einem Unternehmen, das laut Factset in den vergangenen vier Quartalen mehr als 90 Milliarden Dollar freien Cashflow verdiente. Epic hat in seiner vorerst letzten Finanzierungsrunde Anfang des Monats 1 Milliarde Dollar eingenommen und eine Liste von Geldgebern, die Sony, Walt Disney und den chinesischen Videospiel-Titan Tencent umfasst.

Aber Epic ist nicht das einzige Problem von Apple, wenn es darum geht, sein App-Store-Geschäftsmodell zu verteidigen. Die EU-Kommission verklagte den iPhone-Hersteller zuletzt wegen Kartellrechtsverstößen, da er angeblich seine Kontrolle über den Vertrieb von Musik-Streaming-Apps missbraucht haben soll. Apple hat noch die Chance, seinen Fall vor der EU-Regulierungskommission zu begründen, bevor die Kommission ihre Entscheidung fällt.

Sowohl der Epic-Fall als auch die EU-Untersuchung zielen auf Schlüsselelemente des App-Store-Modells ab, wie zum Beispiel die strenge Kontrolle des Unternehmens darüber, welche Apps auf seinen Geräten installiert werden können. Auch die Anforderung, dass Transaktionen mit diesen Apps über sein eigenes System zu laufen haben, stößt vielen bitter auf. Auf der anderen Seite des großen Teichs haben Gesetzgeber und Regulierungsbehörden ebenfalls ein Auge auf das Thema geworfen.

Die jüngsten Entwicklungen kommen zu einer Zeit, in der das Geschäft mit dem App Store so stark ist wie nie zuvor. Vergangene Woche meldete Apple für sein zweites Geschäftsquartal bei Dienstleistungen einen Rekordumsatz von 16,9 Milliarden Dollar, ein Plus von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der App Store wurde im Quartalsbericht des Unternehmens dabei als größter Treiber dieses Wachstums genannt, so wie es auch in den vergangenen fünf Jahren immer der Fall war. Apple sagte auf einer Telefonkonferenz im Anschluss an die Quartalsergebnisse, dass der Umsatz des App Stores in diesem Quartal einen Rekordwert erreicht habe. Analysten gehen derweil davon aus, dass das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr, das im September endet, hier einen Umsatz von etwa 21 Milliarden US-Dollar erzielen wird, so die Konsensschätzung von Visible Alpha.

Das entspräche zwar nur etwa 6 Prozent des gesamten erwarteten Jahresumsatzes von Apple. Dienstleistungen wie der App Store haben jedoch einen großen Einfluss auf Apples Gewinn, da sie im Vergleich zu Geräteverkäufen höhere Margen erzielen. Apples Bruttomarge auf Service-Umsätze erreichte im vergangenen Quartal 70 Prozent - 12 Prozentpunkte mehr als zu Beginn des Geschäftsjahres 2018, als das Unternehmen begann, Service-Margen offenzulegen.

Dienstleistungen sind der Schlüssel zu Apples Bemühungen, sein Geschäft weg vom Hardwareverkauf zu diversifizieren. Diese Bemühungen haben den Nerv der Investoren getroffen, die den Marktwert des Unternehmens in den vergangenen drei Jahren um mehr als 170 Prozent gesteigert haben und nun rangiert er bei mehr als 2 Billionen Dollar. Apple hat seine Bereitschaft zu verhandeln gezeigt. So reduzierte der Konzern Ende vergangenen Jahres seine Gebühren für kleine Entwickler im App Store um die Hälfte.

Aber die Kernpunkte, um die es im Epic-Fall und in der EU-Klage geht, gehen weit über die Größe von Apples Anteil hinaus. Und das scheinen Bereiche zu sein, in denen das Unternehmen weniger zu Kompromissen bereit ist. "Die Idee hinter der Kuratierung des App Stores, um die Privatsphäre und die Sicherheit zu erhalten, die unsere Kunden wünschen, halte ich für sehr wichtig", betont Apple-Chef Tim Cook. Das Unternehmen muss jetzt nur noch eine Menge Leute an der Macht davon überzeugen.

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(END) Dow Jones Newswires

May 03, 2021 10:54 ET (14:54 GMT)