"Eine Kapitalerhöhung ist möglicherweise nicht nötig, wenn wir einen Bankpartner finden oder wir unsere Konzernstruktur effizienter aufstellen können", sagte Raffaele Lener, einer der drei von der EZB eingesetzten Zwangsverwalter, der italienischen Zeitung "La Repubblica". "Alle Wege sind weiterhin offen, es kommt darauf an, schnell zu sein."

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte Carige in der vergangenen Woche unter Zwangsverwaltung gestellt, nachdem eine geplante Kapitalerhöhung am Widerstand eines Großaktionärs gescheitert war. Die Interimsverwalter sollen einen Weg finden, um die Kapitaldecke aufzupolstern, und die Partnersuche vorantreiben. Bislang ist aber kein Fusionspartner in Sicht. Die italienische Zeitung "Corriere della Sera" hatte am Sonntag berichtet, die von Carige als Fusionsberater engagierte Bank UBS brauche mindestens sechs Monate, um einen Partner für das Kriseninstitut zu finden.

Im vergangenen Jahr hatte der von den italienischen Geldhäuern getragene Einlagensicherungsfonds FITD Carige 320 Millionen Euro über eine Wandelanleihe geliehen. Damit sollte das Institut mit bis zu einer 400 Millionen Euro schweren Kapitalerhöhung gestützt werden, die im Dezember scheiterte. Lener sagte, die Interimsverwalter müssten sich mit den Chefs des FITD treffen, um die Konditionen der Wandelanleihe zu überprüfen. Laut dem Bericht der "Corriere della Sera" wird das Treffen voraussichtlich am Mittwoch stattfinden.

Lener drängt die italienische Börsenaufsicht Consob dazu, den seit Tagen ausgesetzten Handel mit Aktien und Anleihen von Carige wieder zuzulassen. Die Aussetzung belaste das Image und die Liquidität der Bank. Es gebe keine Gründe, die gegen eine Wiederaufnahme des Wertapierhandel oder zumindest des Anleihenhandels sprächen, sagte Lener.