Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Ein Fünftel weniger Umsatz als im Vorjahr und mehr als die Hälfte weniger bereinigten Gewinn: Die Erwartungen der Analysten an das dritte Quartal des Chemieriesen BASF sind niedrig, nachdem etliche von ihnen ihre Schätzungen in den vergangenen Wochen gesenkt haben. Mehrere Analysten äußerten bereits die Erwartung, dass auch Konzernchef Martin Brudermüller womöglich erneut die Prognose zusammenstreichen muss. Und weil BASF für sich genommen ein guter Frühindikator für die allgemeine konjunkturelle Entwicklung ist, werden die Anleger genau auf die Aussagen der BASF-Führung zu den Aussichten achten. BASF legt am frühen Dienstagmorgen seine Zahlen vor.


Darauf werden Anleger achten:


ZAHLEN: Morgan Stanley geht davon aus, dass sich die Nachfrageschwäche im dritten Quartal auf breiter Basis in den meisten Endmärkten fortgesetzt und Mengen sowie Auslastung belastet hat. Jefferies hält es für möglich, dass in der Basischemie lediglich ein ausgeglichenes Ergebnis geschafft wurde. Bei Citi heißt es, die Volumina dürften sich zuletzt gegenüber dem Frühjahr nur minimal verbessert haben. Das bereinigte EBIT wird im Konsens 55 Prozent unter dem Vorjahr gesehen, der Nettogewinn dürfte sogar auf weniger als ein Drittel geschrumpft sein.


PROGNOSE: Analyst Konstantin Wiechert von Baader oder Sebastian Bray von Berenberg halten es für durchaus wahrscheinlich, dass BASF die schon im Sommer gesenkte Prognose nochmals verdünnen muss. Denn die versprochene "zaghafte Erholung" im zweiten Halbjahr habe sich nicht eingestellt. Solche Korrekturen hat es in den zurückliegenden Jahren mehrfach gegeben, meist geschah dies aber schon vor dem eigentlichen Veröffentlichungstermin. Mitte Juli hatte BASF angesichts der extrem schwachen Nachfrage das Umsatzziel für 2023 um 11 Milliarden auf 73 bis 76 Milliarden Euro und das Ziel für den bereinigten operativen Gewinn (EBIT) um bis zu 1 Milliarde auf 4 bis 4,4 Milliarden Euro gestutzt. Der aktuelle Konsens von Vara Research - er ist nun schon drei Wochen alt - steht bei 4,05 Milliarden Euro.


CEO: Als Favoriten für die Nachfolge von Vorstandschef Martin Brudermüller, dessen Amtszeit nach sechs Jahren mit der Hauptversammlung im nächsten Jahr endet, gelten der Chef des Asiengeschäfts, Markus Kamieth und Technikchefin Melanie Maas-Brunner. Bis Dezember soll eine Entscheidung fallen, hieß es kürzlich. Hier sind Neuigkeiten also eher nicht zu erwarten.


DIVIDENDE: BASF hat sich eigentlich einer progressiven Dividendenpolitik verschrieben. Angesichts der schwachen Zahlen wird aber nicht damit gerechnet, dass für die Aktionäre mehr drin ist. Im Gegenteil: Berenberg rechnet damit, dass BASF 2023 erstmals seit der Finanzkrise von 2008 die Dividende wieder kürzen wird. Für das vergangene Jahr war sie konstant ausgefallen. Überdies war im Februar ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm vorzeitig gestoppt worden.


VERKÄUFE: Der scheidende Vorstandschef wolle seinen Nachfolgern ein aufgeräumtes Portfolio hinterlassen und treibe deshalb schon früher angekündigte Verkaufspläne voran, hieß es kürzlich in einem Zeitungsbericht. Vier Geschäfte stehen auf der Liste: Das größte ist Wintershall Dea. Deutschlands größter Öl- und Gasförderer kann BASF aber erst verkaufen, wenn die Trennung vom Russland-Geschäft abgeschlossen ist. Das dürfte noch etwas dauern. Vielleicht gibt es aber Neuigkeiten zu den Bereichen Abgaskatalysatoren, Autolacke sowie zu einem Werk für Nahrungszusätze in Illertissen.


Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum dritten Quartal und für das Gesamtjahr 2023:


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.                                PROG   PROG 
3. QUARTAL                       3Q23   ggVj    3Q22 
Umsatz                         17.583   -20%  21.946 
EBIT vor Sondereffekten           601   -55%   1.348 
EBIT                              529   -59%   1.294 
Ergebnis vor Steuern              430   -65%   1.239 
Ergebnis nach Steuern u Dritten   282   -69%     909 
Ergebnis je Aktie                0,32   -68%    1,01 
 
 
.                                PROG   PROG 
GESAMTJAHR                       Gj23   ggVj    Gj22 
Umsatz                         72.934   -16%  87.327 
EBIT vor Sondereffekten         4.050   -41%   6.878 
EBIT                            3.854   -41%   6.548 
Ergebnis vor Steuern            3.581  +201%   1.190 
Ergebnis nach Steuern u Dritten 2.636     --    -627 
Ergebnis je Aktie                2,95     --   -0,70 
Dividende je Aktie               3,29    -3%    3,40 
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ERLÄUTERUNGEN:

- Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ergebnis je Aktie und Dividende in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Vara Research - Stand der Prognosen: 9. Oktober

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/err

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October 31, 2023 00:55 ET (04:55 GMT)