Bern (awp) - Die Berner Kantonalbank (BEKB) hat im Geschäftsjahr 2016 mit Blick auf die tiefen Marktzinsen einen gegenüber dem Vorjahr leicht tieferen Gewinn erzielt. CEO Hanspeter Rüfenacht rechnet auch im laufenden Jahr damit, dass die Zinsen tief bleiben werden und weiteren Druck auf die Marge ausüben. Die Aktionäre dürfen sich dennoch auf eine höhere Ausschüttung freuen.

Der Jahresgewinn sank im Berichtsjahr laut Mitteilung vom Donnerstag um 1,4% auf 129 Mio CHF. Der BEKB-Chef zeigte sich zufrieden damit, sei es doch gelungen, in einem erneut schwierigen Marktumfeld ein solides Ergebnis zu erzielen. Gleichzeitig habe die Bank das Geschäftsvolumen weiter ausgedehnt.

Die Kundenausleihungen nahmen um 3,5% auf 21,4 Mrd zu, wobei sich das Hypothekarvolumen um 2,6% auf 19,9 Mrd erhöht hat. Und die betreuten Kundenvermögen stiegen dank der erfolgreichen Lancierung von BEKB-Fonds für Privatkunden um 1,0 Mrd auf 21,0 Mrd CHF. Die Vermögensverwaltungsmandate nahmen derweil um 0,3 Mrd von 4,5 Mrd zu.

ZINSGESCHÄFT UNTER DRUCK

Im wichtigsten Ertragspfeiler, dem Zinsengeschäft, resultierte ein um 0,9% tieferer Nettoerfolg von 291,4 Mio CHF. Dies sei primär darauf zurückzuführen, dass auslaufende Festzinshypotheken zu deutlich tieferen Zinssätzen verlängert worden seien. "Dabei war zuletzt ein Trend hin zu längerfristig laufenden Hypotheken deutlich spürbar", so Rüfenacht. Darunter litt die Zinsmarge, die mit 0,95% erstmals in der Geschichte der Bank unter die 1%-Schwelle fiel.

Um die Folgen steigender Zinsen zu dämpfen, setzt auch die BEKB auf Absicherungen. Die Kosten dafür belasteten das Zinsergebnis mit 73,0 Mio CHF nach 74,8 Mio im Vorjahr. Die BEKB müsse aufgrund der von der SNB eingeführten Negativzinsen verglichen mit einem Nullzins-Szenario Zusatzkosten von bis zu 30 Mio stemmen, betonte Rüfenacht. Die Negativzinsen gibt sie nur an Grosskunden und einige wenige grosse Privatkunden weiter.

GUTE NACHFRAGE NACH BEKB-FONDS

Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft stieg der Erfolg um 1,4% auf 100 Mio CHF. Ein wesentlicher Grund dafür sei die hohe Nachfrage nach den neuen BEKB-Fonds. Bereits seien Zeichnungen in Höhe von 950 Mio CHF erfolgt, hiess es. Das Geschäft mit eigenen Fonds soll weiter wachsen, im neuen Jahr bietet die Bank neu auch Vorsorgefonds an.

Im Handelsgeschäft lag der Erfolg bei 19,3 Mio CHF (VJ 21,3 Mio) und der übrige ordentliche Erfolg fiel wegen tieferer Beteiligungserträge auf 21,3 Mio (28,3 Mio) zurück. Insgesamt erwirtschaftete die BEKB einen Geschäftsertrag von 432 Mio, der mit 2,3% unter Vorjahr liegt.

Der Geschäftsaufwand ging um 2,1% auf 248 Mio CHF zurück. Die Abnahme war auf einen niedrigeren Personalaufwand zurückzuführen - die Bank reduzierte den Personalbestand - ohne Kündigungen - um 82 auf 1'009 Vollzeitstellen. Im laufenden Jahr dürften laut Rüfenacht weitere Stellen wegfallen.

MEHR DIVIDENDE - MIT CASH-FLOW-ZIEL AUF KURS

Den Aktionären wird an der kommenden Generalversammlung eine weitere Erhöhung der Dividende um 20 Rappen auf 6,20 CHF je Aktie vorgeschlagen. Mit einer Ausschüttungsquote von 44,4% sei das Potenzial "bei weitem" noch nicht ausgereizt, so der BEKB-Chef. Anhand des aktuellen Eigenmitteldeckungsgrad wäre eine Ausschüttung von bis zu 70% des Gewinns möglich.

Im Ausblick sieht sich die Bank mit dem langfristigen Ziel, in der Zeitspanne von 2013 bis 2022 einen Free Cash Flow von 900 Mio bis 1,1 Mrd CHF zu erwirtschaften, auf Kurs. Für das Jahr 2017 will man das Ergebnis derweil auf dem Niveau von 2016 halten, auch wenn der Druck auf die Zinsmarge anhalten dürfte. Den schwierigen Marktbedingungen begegnet die BEKB insbesondere auch mit Massnahmen auf der Kostenseite, wobei der CEO bei den Sachkosten erhebliches Sparpotenzial sieht.

An der Börse stehen die Aktien der BEKB, an welcher der Kanton Bern die Mehrheit besitzt, am Donnerstagnachmittag in einem freundlichen Börsenumfeld mit 1,2% im Plus.

mk/cp