Zürich (awp) - Der Schweizer Börse reagiert am Donnerstag verhalten positiv auf die US-Zinsentscheidung und die dazu begleitenden Kommentare. Die Zinserhöhung ist mit 25 Basispunkten wie erwartet ausgefallen und der Ausblick von Fed-Chef Jerome Powell fiel nicht falkenhafter aus als zuletzt "üblich". Dass die Kursgewinne hierzulande etwas kleiner als andernorts ausfallen, ist auf Abgaben in ABB und Roche nach Zahlen sowie bei den anderen beiden defensiven Schwergewichten Nestlé und Novartis zurückzuführen. Mit deutlichen Avancen fallen hingegen Technologiewerte auf.

Doch nun sind die Augen sind vor allem auf die Europäische Zentralbank (EZB) gerichtet, die am Nachmittag genauso wie die Bank of England ihren Zinsentscheid und Signale für die Zukunft abgibt. In den USA kommt spät am Abend der grosse Wurf in der Technologiebranche mit Resultaten von Amazon, Alphabet und Apple.

Der SMI notiert gegen 11 Uhr 0,23 Prozent fester auf 11'226,91 Punkten und der breite SPI legt um 0,41 Prozent auf 14'480,83 Zähler zu. Der SLI, bei dem die grössten Aktien nicht mit dem ganzen Gewicht enthalten sind, gewinnt mit plus 1,03 Prozent auf 1781,10 Zähler deutlich mehr. Bei seinen 30 Titeln gibt es 24 Gewinner und sechs Verlierer.

Allen voran ABB (-2,7%) werden nach Jahreszahlen verkauft. Analysten sprechen zwar von einem "insgesamt soliden" Abschluss, doch die Auftragsdynamik habe sich zum Jahresende hin abgeschwächt. Eine positive Überraschung sei zwar der hohe Reingewinn, hiess es. Doch verschiedene Sondereffekte würden das Bild verzerren. Nach dem bisher guten Lauf in 2023 (+14%) werde daher zu Gewinnmitnahmen geschritten.

Auch Roche (-1,1%) stehen nach Jahreszahlen auf den Verkaufszetteln. Der Pharmariese stellt sich nach dem Corona-Boom in den letzten Jahren auf einen Schrumpfkurs ein. Der zuletzt starke Rückgang der Covid-Verkäufe hatte laut Experten einen grösseren Einfluss auf die Rentabilität.

Einzig Julius Bär (+2,7%) stösst mit seinen Zahlen auf Anklang bei den Investoren. Der Vermögensverwalter verzeichnete in einem von rückläufigen Märkten geprägten Jahr ein laut Analysten "solides" Ergebnis. Gelobt wird einerseits das günstige Verhältnis zwischen Kosten und Erträgen, andererseits kommt aber auch der starke Nettoneugeldzufluss kurz vor Jahresende gut an.

UBS verteuern sich um 1,8 Prozent. Die im Nachgang zu den am Dienstag publizierten Jahreszahlen erlittenen Verluste sind damit ausgewetzt. Seither sind nach und nach mehr positive Analystenvoten für die Grossbank eingetroffen.

Partners Group fallen mit Kursgewinnen von 4,5 Prozent auf. Grund dafür ist laut Händlern die US-Notenbank Fed. Die Aussicht auf den Zinsgipfel mache Finanzierungen für den Asset Manager wieder besser kalkulierbar, sagte ein Börsianer.

Die Schweizer Technologiewerte wandeln auf den Pfaden der Nasdaq, die am Vorabend an der Wall Street ein Kursfeuerwerk gezündet hatten. Geringere Rezessionssorgen und niedrige Zinserhöhungen sowie gute Geschäftszahlen gelten als die wichtigsten Treiber. Dazu kommen massenweise gute Unternehmensergebnisse - und auf solche wird auch Amazon, Alphabet und Apple gehofft. Und um diese Party nicht zu verpassen, wird jetzt schon gekauft. "Fear of missing out", sagte ein Marktbeobachter.

Am Vormittag fallen daher vor allem AMS Osram (+7,9%), VAT (+5,1%), Temenos (+3,5%) und Logitech (+2,1%) mit Avancen auf. In den hinteren Reihen notieren Comet (+5,4%), U-Blox (+3,0%) und Sensirion (+2,3%) höher.

Straumann springen um deutliche 7,2 Prozent an. Händler verweisen auf starke Zahlen des US-Mitbewerbers Align Technology. Dass der Uhrenhersteller Swatch die Dividende anheben will, wird zudem mit einer Avance von 0,5 Prozent honoriert.

Im breiten Markt verteuern sich die Valoren der Onlineapotheke Zur Rose um 7,7 Prozent. Marktbeobachter verweisen auf Berichte in einem Apotheken-Fachblatt, wonach in Deutschland die Nutzung der elektronischen Gesundheitskarte zum Einlösen von E-Rezepten näherrücken soll. Es ist nicht der erste Anlauf, das E-Rezept beim nördlichen Nachbarn zu etablieren. Zuletzt hatten technische Probleme immer wieder Steine in den Weg gelegt.

Energiedienst ziehen um 1,6 Prozent an. Der Stromversorger hat einen deutlichen Anstieg des Betriebsgewinns in Aussicht gestellt. Berner Kantonalbank (+0,2%) notieren nach Jahreszahlen unauffällig.

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