Von Matthias Goldschmidt
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Drittquartalszahlen der Commerzbank werden am Mittwoch nicht die erste Geige spielen. Denn die Bank stellt ihre neue Strategie für die kommenden Jahre vor. Erste Details wurden schon verraten: Die Eigenkapitalrendite soll zweistellig werden, und die Aktionäre sollen stärker über Aktienrückkäufe und Dividenden am Gewinn beteiligt werden. Einen massiven Personalabbau, der mit der aktuellen Strategie einherging, wird es dieses Mal nicht geben.
WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN:
STRATEGIE: Commerzbank-Chef Manfred Knof hatte kurz nach seinem Amtsantritt Anfang 2021 einen tiefgreifenden Umbau eingeleitet, der einen massiven Stellenabbau und eine Ausdünnung des Filialnetzes beinhaltete. Die "Strategie 2024" sieht ein Renditeziel von 7,3 Prozent vor. Mit der neuen Strategie will die Commerzbank die Rendite auf das materielle Eigenkapital bis 2027 auf über 11 Prozent hochschrauben. Die Bank will zudem mehr als 50 Prozent des Gewinns an die Aktionäre ausschütten. Am Mittwoch wird die Bank erklären, wie sie ihre Ziele erreichen will. Auch wenn kein großer Personalabbau geplant ist, dürfte die Bank ihr Verhältnis von Aufwand zu Ertrag weiter reduzieren.
DRITTQUARTALSZAHLEN: Die Commerzbank profitiert von den gestiegenen Zinsen, auch weil sie weniger als erwartet an die Kunden weiterreichen muss. Der Zinsüberschuss ist im dritten Quartal zwar den Prognosen zufolge langsamer gewachsen als zuvor, dürfte mit 28 Prozent aber immer noch einen stattliches Plus aufweisen. Das dürfte zu einem erheblichen Gewinnanstieg beitragen. Als Belastungsfaktor rechnen die Analysten unterdessen mit einer deutlich höheren Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite.
FRANKEN-KREDITE: Außerdem wird das Dauerthema Franken-Kredite im Quartalsabschluss wieder eine Rolle spielen. So musste die polnische Commerzbank-Tochter M-Bank erneut Rückstellungen auf die Bücher nehmen. In Franken ausgereichte Kredite waren in Polen jahrelang wegen der damals niedrigen Zinsen sehr beliebt. Die Belastungen für die Kreditnehmer stiegen aber, als der Franken zum Zloty in den vergangenen Jahren aufwertete. Zahlreiche Klagen folgten. Die Commerzbank arbeitet daran, sich mit den Kunden zu einigen, musste aber im Laufe der Jahre immer wieder erhebliche Rückstellungen bilden.
AUSBLICK: Die Commerzbank hat sich zuletzt vorgenommen, den Gewinn 2023 im Vergleich zum Vorjahreswert von 1,44 Milliarden Euro "deutlich" zu steigern. Das scheint immer noch tief gestapelt: Analysten trauen der Bank 2,2 Milliarden Euro zu. Die Der Zinsüberschuss soll in etwa 8 Milliarden Euro erreichen.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum dritten Quartal und Gesamtjahr 2023:
=== . PROG PROG PROG 3. QUARTAL 3Q23 ggVj Zahl 3Q22 Erträge vor Risikoergebnis 2.666 +41% 16 1.886 Zinsueberschuss 2.079 +28% 16 1.621 Provisionsüberschuss 831 -2% 16 849 Risikovorsorge 171 +104% 16 84 Verwaltungsaufwand 1.469 +3% 16 1.429 Operatives Ergebnis 967 +243% 16 282 Ergebnis vor Steuern 966 +262% 16 267 Ergebnis nach Steuern/Dritten 611 +213% 16 195 Ergebnis je Aktie 0,46 +188% 16 0,16 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj23 ggVj Zahl Gj22 Erträge vor Risikoergebnis 10.625 +12% 16 9.461 Zinsüberschuss 8.101 +25% 16 6.459 Provisionsüberschuss 3.420 -3% 16 3.519 Risikovorsorge 722 -18% 16 876 Verwaltungsaufwand 5.988 +2% 16 5.844 Operatives Ergebnis 3.454 +65% 16 2.099 Ergebnis vor Steuern 3.440 +72% 16 2.005 Ergebnis nach Steuern/Dritten 2.227 +55% 16 1.435 Ergebnis je Aktie 1,71 +73% 16 0,99 Dividende je Aktie 0,48 +140% 16 0,20 ===
ERLÄUTERUNGEN:
- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zum Autor: matthias.goldschmidt@wsj.com
DJG/mgo/jhe
(END) Dow Jones Newswires
November 06, 2023 09:00 ET (14:00 GMT)