Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Commerzbank ist weiter in der Erfolgsspur. Die Bank hat ein gutes Auftaktquartal hinter sich, was erneut einem starken Zinsüberschuss geschuldet sein dürfte. Doch der Rückenwind von der Zinsseite lässt nach, weshalb die Bemühungen des Managements, das Geschäft breiter aufzustellen und damit die Abhängigkeit von den Zinseinnahmen zu reduzieren, ebenfalls einen Blick wert sein werden. Auch das Thema Franken-Kredite in Polen, das in der Vergangenheit für große Belastungen gesorgt hat, ist noch nicht komplett ausgestanden.


   WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN: 

ERGEBNIS - Analysten trauen der Commerzbank im ersten Quartal einen deutlichen Gewinnanstieg zu, getrieben von einem höheren Zinsüberschuss, und anhaltender Kostendisziplin. Dass die Bank angesichts der konjunkturellen Lage mehr Geld für ausfallgefährdete Kredite zurückstellen musste, fällt dabei nicht groß ins Gewicht.

ERTRÄGE - Die Commerzbank ist in den vergangenen Quartalen sehr stark gewachsen, weil sie von den höheren Zinsen und der Trägheit der Kunden profitiert hat, die niedrigere Zinsen in Kauf nehmen. Doch der Schwung ebbt ab, schon für dieses Jahr erwartet die Bank einen Rückgang des Zinsüberschusses. Die Bank hat sich in ihrem Strategieprogramm eine breitere Ertragsbasis verordnet, um den nachlassenden Rückenwind von der Zinsseite aufzufangen. Im ersten Quartal rechnen die Analysten allerdings nur mit einem mäßigen Anstieg des Provisionsüberschusses.

FRANKEN - Die polnische Commerzbank-Tochter M-Bank dürfte dieses Jahr weitere Belastungen im Zusammenhang mit in Franken ausgezahlten Krediten buchen. Allerdings dürfte das leidige Thema für die Bank bald abgehakt sein, hat sie doch für fast alle ausstehenden Ansprüche vorgesorgt. In Franken ausgereichte Kredite waren in Polen jahrelang wegen der damals niedrigen Zinsen sehr beliebt. Die Belastungen für die Kreditnehmer stiegen aber, als der Franken zum Zloty in den vergangenen Jahren aufwertete. Zahlreiche Klagen folgten. "Wir sind noch nicht am Ende des Tunnels, aber wir sehen Licht", hatte Finanzvorständin Bettina Orlopp im Februar gesagt.

AUSBLICK - Den Ausblick für das Gesamtjahr dürfte die Bank mindestens bestätigen. Analysten trauen ihr im Konsens einen Gewinnanstieg um 8 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zu. Wichtig ist jedoch, dass die Bank ihre Kostendisziplin beibehält und ihre Abhängigkeit von den Zinsen reduziert. Dann wäre sie auf einem guten Weg, ihr Renditeziel von 11,5 Prozent bis 2027 zu erreichen. Fürs Gesamtjahr 2024 sehen Analysten die Eigenkapitalrendite bislang bei 8,4 Prozent.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum ersten Quartal und für das Gesamtjahr 2024:


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                                  PROG* PROG  PROG 
1. QUARTAL                        1Q24  ggVj  Zahl   1Q23 
Erträge                          2.738   +3%    18  2.668 
Zinsüberschuss                   2.096   +8%    18  1.947 
Provisionsüberschuss               924   +1%    18    915 
Risikovorsorge                     108  +59%    18     68 
Verwaltungsaufwand               1.497   +2%    18  1.464 
Operatives Ergebnis              1.008  +18%    18    857 
Eigenkapitalrendite (Netto-RoTE)   9,2    --    18    8,3 
Ergebnis vor Steuern             1.008  +16%    18    871 
Ergebnis nach Steuern/Dritten      652  +12%    18    580 
Ergebnis je Aktie                 0,53  +15%    18   0,46 
 
 
.                                 PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR                        Gj24  ggVj  Zahl   Gj23 
Erträge                         10.869   +4%    17 10.461 
Zinsüberschuss                   8.051   -4%    17  8.368 
Provisionsüberschuss             3.516   +4%    17  3.386 
Risikovorsorge                     730  +18%    17    618 
Verwaltungsaufwand               6.163   +3%    17  6.006 
Operatives Ergebnis              3.701   +8%    17  3.421 
Eigenkapitalrendite (Netto-RoTE)   8,4    --    17    7,7 
Ergebnis vor Steuern             3.698   +9%    17  3.403 
Ergebnis nach Steuern/Dritten    2.408   +8%    17  2.224 
Ergebnis je Aktie                 1,92  +18%    17   1,63 
Dividende je Aktie                0,54  +54%    17   0,35 
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ERLÄUTERUNGEN:

* In dem Konsens sind nicht die ca. 60 Mio Euro an Belastungen enthalten, die die mBank an Rückstellungen für Rechtsrisiken gebildet hat.

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Rendite in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: volkan.ictuerk@dowjones.com

DJG/mgo/cbr

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May 13, 2024 09:00 ET (13:00 GMT)