Frankfurt (Reuters) - Die Commerzbank hat angeschoben durch die rasant gestiegenen Zinsen im Sommer einen Gewinnsprung geschafft und setzt sich Ziele für die kommenden Jahre.

Das Frankfurter Bankhaus erwirtschaftete im dritten Quartal einen Konzerngewinn von 684 Millionen Euro, mehr als drei Mal so viel wie vor Jahresfrist, wie der Dax-Konzern am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit 611 Millionen Euro gerechnet. Die Commerzbank baute ihre Erträge um 46 Prozent auf 2,76 Milliarden Euro aus. Haupttreiber war laut dem Geldhaus der um gut ein Drittel auf 2,17 Milliarden Euro gestiegene Zinsüberschuss. An der Börse kam das gut an. Im Frankfurter Frühhandel lag die Aktie rund zwei Prozent im Plus.

"Wir haben ein neues Geschäftsmodell etabliert und die Commerzbank zurück in die Erfolgsspur gebracht," sagte Konzernchef Manfred Knof. "Darauf bauen wir mit unserem Strategieprogramm bis 2027 auf: Wir werden unsere Ertragsbasis vergrößern, die Aufwandsquote weiter verbessern und unsere Eigenkapitalrendite steigern."

Die Bank will ihren Nettogewinn bis 2027 auf 3,4 Milliarden Euro ausbauen. Die Eigenkapitalrendite (RoTE) soll auf mehr als elf Prozent steigen. Ihre Erträge will sie unter anderem durch Ausbau des Provisionsgeschäftes voranbringen. Einfache digitale Prozesse sollen zudem dafür sorgen, dass die Bank insgesamt effizienter wird. Der Zinsüberschuss soll moderat steigen. Die Commerzbank will ihre Aufwandsquote bis 2027 auf rund 55 Prozent verbessern. In diesem Jahr lag sie in den ersten neun Monaten noch bei rund 60 Prozent.

KRÄFTIGER ZINSÜBERSCHUSS IM GESAMTJAHR ERWARTET

Der Gewinnschub im dritten Quartal stimmt die Commerzbank für das Gesamtjahr optimistisch. Sie erwartet jetzt für 2023 einen Konzerngewinn von rund 2,2 Milliarden Euro nach 1,4 Milliarden Euro 2022. Die Erträge sollen von 9,5 Milliarden Euro auf rund 10,6 Milliarden Euro zulegen. Dabei peilt das Finanzinstitut einen Zinsüberschuss von mehr als 8,1 Milliarden Euro an. Finanzchefin Bettina Orlopp hatte zuvor im September noch gesagt, acht Milliarden seien eine gute Schätzung. Zur Vorlage der Geschäftszahlen für das zweite Quartal Anfang August waren noch mindestens 7,8 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden. Der Provisionsüberschuss soll wie bisher vorausgesagt leicht unter dem Vorjahresniveau liegen. Die Bank will ihre Eigenkapitalrendite (RoTE) auf rund 7,5 Prozent verbessern werden. 2022 lag sie noch bei 4,9 Prozent.

Wie auch andere Banken in Europa profitiert die Commerzbank gegenwärtig von den deutlich gestiegenen Zinsen im Euroraum, die das Kreditgeschäft beflügeln. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Sommer 2022 die Zinsen bereits zehn Mal erhöht. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt mittlerweile bei 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Beginn der Währungsunion 1999. Auch andere europäische Banken wie etwa die spanische Santander oder die italienische Unicredit erzielten zuletzt Gewinnsprünge.

(Bericht von Frank Siebelt und Tom Sims; Redigiert von Myria Mildenberger.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)