--Ifo-Geschäftsklimaindex im Januar bei 90,2 (Dezember: 88,6) Punkten

--Höchster Stand seit Juni 2022

--Lagebeurteilung sinkt auf 94,1 (94,4) Punkte

--Volkswirte: Rezession weiterhin möglich

(NEU: Kommentare von Bankvolkswirten)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Das Geschäftsklima in der deutschen Wirtschaft hat sich im Januar wie erwartet erneut aufgehellt, was allerdings alleine an besseren Geschäftserwartungen lag. Der vom Ifo-Institut erhobene Geschäftsklimaindex stieg auf 90,2 (Dezember: 88,6) Punkte, den höchsten Stand seit Juni 2022. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen Anstieg auf 90,1 Punkte prognostiziert. Der Index der Lagebeurteilung sank jedoch auf 94,1 (94,4) Punkte. Erwartet worden war dagegen ein Anstieg auf 94,9. Der Index der Geschäftserwartungen erhöhte sich auf 86,4 (83,2) Punkte. Volkswirte hatten einen Anstieg auf nur 85,0 prognostiziert.

"Die deutsche Wirtschaft startet zuversichtlicher ins neue Jahr", kommentierten die Konjunkturforscher das Ergebnis. Bankvolkswirte wollen eine Rezession aber trotz des besseren Ifo-Geschäftsklimas nicht ausschließen. "Es liegt trotz der Erholung noch immer auf einem Niveau, bei dem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Vergangenheit zumeist mindestens zwei Quartale in Folge geschrumpft ist", schrieb Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer in einem Kommentar. Für Vorsicht spreche auch die weltweite Straffung der Geldpolitik. Krämer erwartet für 2023 einen BIP-Rückgang von 0,5 Prozent.


   ING: Aussichten trotz Ifo-Anstiegs nicht rosig 

"Dass der deutschen Volkswirtschaft das Schlimmste erspart zu bleiben scheint, bedeutet aber nicht, dass der Ausblick rosig ist", schrieb ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Die Auftragseingänge der Industrie sänken seit Anfang 2022, und die Wirkung der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank sei erst noch zu verdauen. Einen konjunkturellen Absturz mit Fiskalpolitik zu verhindern sei eine Sache, einen kräftigen Aufschwung auszulösen eine andere. "Der Ausblick für dieses Jahr ist wegen der vielen Unsicherheiten und gegenläufiger Entwicklungen sehr kompliziert", befand Brzeski.

Im verarbeitenden Gewerbe setzte der Index seine Aufwärtsbewegung fort. Die Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Lage besser. Zudem hellten sich die Erwartungen für das erste Halbjahr merklich auf. Der Auftragsbestand war rückläufig, aber weiterhin auf einem hohen Niveau. In den kommenden Monaten soll die Produktion steigen.


   Besseres Geschäftsklima auch im Dienstleistungssektor 

Auch im Dienstleistungssektor besserte sich das Geschäftsklima. Für die kommenden Monate waren die Dienstleister weniger pessimistisch. Die laufenden Geschäfte entwickelten sich hingegen weniger gut. Dies galt insbesondere für Transport und Logistik sowie für das Gastgewerbe. Im Handel stieg der Index deutlich. Insbesondere die Erwartungen verbesserten sich. Die Firmen bewerteten die aktuelle Lage weiterhin leicht positiv.

Im Bauhauptgewerbe verbesserte sich das Geschäftsklima geringfügig. Die Unternehmen blickten etwas weniger pessimistisch auf die kommenden Monate. Mit den laufenden Geschäften waren sie etwas weniger zufrieden.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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January 25, 2023 05:06 ET (10:06 GMT)