Zürich (awp) - Bei der Credit Suisse kommt es nach den anhaltenden Turbulenzen und einem erneuten Verlust im ersten Quartal 2022 zu mehreren prominenten Abgängen. Der Rechtschef, der Finanzchef und der Leiter des Asien-Geschäfts nehmen ihren Hut.

David Mathers, der seit 2010 CFO ist, habe den Wunsch nach einer Herausforderung ausserhalb der CS geäussert, teilte die Grossbank am Mittwoch mit. Er bleibe dem Institut aber erhalten bis ein geeigneter Nachfolger gefunden sei.

Die Bank sucht intern und extern nach geeigneten Kandidaten. In diesen Prozess sei auch Mathers involviert, hiess es. Dieser war bereits unter dem früheren CEO Brady Dougan Finanzchef sowie auch unter der Leitung von Tidjane Thiam, dem Vorgänger des aktuellen CEO Thomas Gottstein.

Ersatz von der UBS

Ausserdem verlässt Rechtschef Romeo Cerutti nach über zehn Jahren in dieser Funktion die Bank. Nachfolger wird per 1. Juli Markus Diethelm, der frühere Chefjurist der Konkurrentin UBS.

Diethelm war erst vor wenigen Monaten von seinem Amt als "General Counsel" bei der grössten Schweizer Bank zurückgetreten. Er hatte die Position von 2014 bis 2021 bei der UBS Group inne, und davor ab 2008 dieselbe Funktion für die UBS AG.

CS-Chef Gottstein bedankte sich laut Mitteilung bei Mathers und Cerutti "für ihren Beitrag an die Bank in ihren wichtigen Funktionen über einen bedeutenden Zeitraum". Er habe Mathers Entscheid mit Bedauern zur Kenntnis genommen, hiess es zudem.

Neue Chefs für Asien und Europa

Per 1. Juni gibt derweil auch Helman Sitohang seinen Posten als Leiter der Region Asien-Pazifik (APAC) ab. Der singapurische Staatsbürger war 2014 zum CEO von APAC - bis 2021 eine eigene Division - ernannt worden. Er bleibe der Credit Suisse allerdings als Senior Advisor des CEO erhalten. Dabei werde er sich auf wichtige Kunden und die Strategie für Asien konzentrieren.

Zu Sitohangs Nachfolger wurde Edwin Low ernannt, der bereits seit 1996 bei der Credit Suisse tätig ist. Low ist den Angaben zufolge derzeit Co-Head Investment Banking APAC mit Sitz in Singapur und CEO für Südostasien.

Des Weiteren kann eine derzeit ad interim besetzte Position im Bereich der Regionen definitiv besetzt werden. Francesca McDonagh wird ab dem 1. Oktober CEO "Europe, Middle East and Africa" (EMEA). Francesco De Ferrari, der CEO der Division Wealth Management, hatte den EMEA-Posten seit Januar vorübergehend zusätzlich inne.

McDonagh wird in Zürich arbeiten. Sie ist aktuell seit 2017 CEO der Bank of Ireland.

Es bleibt unruhig

Die Credit Suisse befindet sich seit über einem Jahr in schweren Turbulenzen. So war sie im vergangenen Jahr von den beiden Debakeln um den Hedgefonds Archegos und um die mit Greensill Capital erstellten "Lieferketten-Finanzierungsfonds" erschüttert worden. Zudem musste der eben erst gewählte Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório nach nur gerade acht Monaten wegen Corona-Verstössen wieder abtreten.

Das Geschäftsjahr 2021 musste die Bank mit einem Miliardenverlust abschliessen. Im ersten Quartal 2022 erlitt sie wegen hohen Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten nun nochmals ein Minus von 273 Millionen Franken.

ys/gab