Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

ROCHE: Der Schweizer Pharmakonzern Roche hat mögliche Zukäufe in seiner Strategie einkalkuliert. "Wir können uns auch eine grössere Akquisition vorstellen", sagt Roche-Chef Thomas Schinecker im Interview mit der "NZZ am Sonntag". Zu Zahlen wolle er aber nicht spekulieren, sagt Schinecker im Interview weiter. Eine grössere Akquisition müsse wissenschaftlich und finanziell Sinn ergeben. Gleichzeitig haben Schinecker und seine Führungsmannschaft Massnahmen eingeleitet, um die internen Forschungsabläufe zu beschleunigen. Unter anderem will er Projekte mit geringen Aussichten auf Erfolg radikaler beenden. (NZZaS, S. 18, siehe auch separate Meldung)

UBS: Nach der Übernahme der CS wird die UBS mit einem Börsenwert von 80 Milliarden Euro zur wertvollsten Bank Europas. Damit überholt sie sogar die französische BNP Paribas, die nach Bilanzsumme und anderen Kriterien rund einen Drittel grösser ist als die Schweizer Grossbank, wie die "Schweiz am Wochenende" schreibt. Für die Schweizer Volkswirtschaft bringe eine so grosse Bank zwar Risiken. Diese würden aber durch Effizienzgewinne, eine bessere Profitabilität und die damit verbundene Fähigkeit, die Kapitalstärke aus eigener Kraft zu steigern, mindestens teilweise aufgewogen, heisst es in dem Artikel. (SaW, S. 14)

SWATCH: Der Chef Swatch Group hat am Samstag die neue Modellreihe "Blancpain X Swatch" lanciert, die aktuelle Zusammenarbeit zwischen der Billigmarke und der Luxusuhrenmarke des Bieler Uhrenherstellers. Damit will Nick Hayek am Rummel mit der "Moonswatch" anknüpfen, der ersten firmenübergreifenden Kooperation zwischen Swatch und Omega. Der seit über einem Jahr andauernde Erfolg lenkt jedoch ab von grundsätzlichen Problemen der Swatch Group, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Unter Führung des 68-Jährigen verliert das Unternehmen Marktanteile im bedeutenden Preissegment der Luxusuhren und schwächelt an der Börse. (SoZ, S. 37)

MEYER BURGER: Der Autoimporteur Amag setzt bei seiner Solaroffensive auf den Schweizer Photovoltaikhersteller Meyer Burger. Die Amag-Tochter Helion und Meyer Burger gehen eine strategische Partnerschaft ein. Bei allen eigenen Solaranlagen wird Amag künftig Panels von Meyer Burger verwenden. Helion wird Meyer-Burger-Produkte Drittkunden anbieten. Der Deal wurde letzte Woche unterzeichnet und wird am Montag kommuniziert. (NZZaS, S. 25, siehe auch separate Meldung)

RAIFFEISEN: Obwohl die Raiffeisen-Gruppe nun die zweitgrösste Bank der Schweiz ist, werde sie sich nicht neu ausrichten, um für wegfallende Funktionen der CS in die Bresche zu springen, sagt Raiffeisen-Chef Heinz Huber im Interview mit dem "SonntagsBlick". Für KMU, die vorher bei beiden Grossbanken ein Konto hatten und die nun zur Raiffeisen wechseln wollten, sei man zwar "parat", man wolle jedoch selber keine Grossbank werden. Auch der Exportfinanzierung und einer Leadrolle bei syndizierten Krediten erteilt Huber eine Absage. (SoBli, S. 26, siehe auch separate Meldung)

MIGROS BANK: Die Migros-Bank hat vor dem Untergang der Credit Suisse Umschichtungen von Kundengeldern gespürt. "Es gab eine kurze Periode, in der Kunden der CS Gelder zu uns gebracht haben, vor allem während der schwierigen Monate", sagt CEO Manuel Kunzelmann in einem am Samstag publizierten Interview mit der "NZZ". Inzwischen hätten sich die Zuflüsse allerdings wieder normalisiert. Nach dem Kollaps der CS gelte es nun, den Fall sorgfältig aufzuarbeiten. Erst danach sollte eine Diskussion über eine strengere Regulierung oder höhere Kapitalquoten geführt werden, findet Kunzelmann. Und zwar "mit Blick auf Banken, die volatile Geschäfte betreiben und in verschiedenen Rechtsräumen aktiv sind." Für Inlandbanken sei die Aufsicht bereits streng, hält er fest. (NZZ, S. 27, siehe auch separate Meldung)

KANTONALBANKEN: Im Schatten der Credit-Suisse-Krise haben die Kantonalbanken im ersten Halbjahr hohe Gewinne erzielt. Zwei Drittel der 24 Finanzinstitute verbuchten Rekordgewinne. Insgesamt belief sich das Plus auf über 2 Milliarden Franken. Grund dafür sind hohe Margen im Zinsgeschäft. Seit dem Ende der Negativzins-Phase können die Banken für Kredite oder Hypotheken höhere Zinse verlangen. Die Zinsen auf Spareinlagen haben sie bisher aber nur wenig angehoben. "Die Banken zocken ihre Kundschaft ab", sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, in der "SonntagsZeitung". Es sei "unfair", wenn die Banken "absurd hohe Gewinne" erwirtschafteten und sich gleichzeitig weigerten, Gebühren zu streichen und die Zinsen zu erhöhen. Auch Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Bern, findet, dass die Kantonalbanken "bei den Gebühren und Zinsen ihrer Kundschaft entgegenkommen müssten" - insbesondere die 15 Kantonalbanken, die als öffentlich-rechtliche Anstalten organisiert sind. "Für sie darf die Gewinnmaximierung nicht im Vordergrund stehen." Aus Sicht des Verbands der Kantonalbanken sind die Zinse "marktgerecht".  (SoZ, S. 1 und 5)

BANKEN: Geht es um die Aufarbeitung ihrer eigenen Vergangenheit, mauern die Schweizer Banken. Diesen Vorwurf hat jüngst das Haushaltskomitee des US-Senats gegenüber der Credit Suisse erhoben. Eine unabhängige Untersuchung ist schwierig, wie die "SonntagsZeitung" erfahren hat: Einem Historiker hat die Bank den Zugang zum Archiv verwehrt. Die CS ist damit aber nicht alleine. Unternehmensarchive sind in der Schweiz Privatarchive und die Finanzinstitute berufen sich auf das Bankengesetz, das harte Strafen für die Weitergabe von Daten vorsieht. Mit dem Ende der CS könnte sich die Situation noch zuspitzen, fürchten Historikerinnen und Historiker. Die Schweiz hat nun eine der grössten Banken in Westeuropa und fast keine Möglichkeiten, deren Geschichte zu untersuchen. Sie fordern die Politik und die Unternehmen deshalb zum Handeln auf. (SoZ, S. 39)

BUNDESBETRIEBE: Mitten im Wahlkampf lanciert der Parteichef der Mitte eine grosse Service-Public-Debatte. Im Interview mit der "NZZ am Sonntag" holt er zum Rundumschlag gegen die Post, SBB, den Rüstungskonzern Ruag oder die SRG aus. Die Doppelnatur dieser Unternehmen sei problematisch, sagt Gerhard Pfister: "Mal gelten die Regeln eines klassischen Staatsbetriebs, mal, gerade beim Gehalt der 'Manager', die Logik der Privatwirtschaft." Dabei sehe er nicht ein, warum der Chef eines Bundesbetriebs wesentlich mehr verdienen solle als ein Bundesrat. Weiter kritisiert Pfister die Praxis, Politiker zu Verwaltungsräten von bundesnahen Betrieben zu ernennen. "Diese Unternehmen brauchen hochkompetente Leute in den Führungsorganen, und genau dieses fachliche Know-how fehlt oft an der Spitze der bundesnahen Betriebe." (NZZaS, S. 9)

GASTRONOMIE: Gastrosuisse hat bisher in fünf Kantonen eine "nicht sachgerechte" Rechtsauslegung der Corona-Kredite festgestellt. Der Verband  fürchtet, dass tausende Gastronomiebetriebe daher die Härtefallgelder zurückerstatten müssen, wie der Präsident von Gastrosuisse, Casimir Platzer, gegenüber der "Schweiz am Wochenende" sagte. Die Sorge begründet er auf einem juristischen Gutachten. Durchschnittlich gehe es um Beträge von 100'000 Franken. Wenn nötig wolle Gastrosuisse bis vor Bundesgericht gehen, sagte Platzer. (SaW, S. 12)

SPAREN: Wirtschaftsminister Guy Parmelin hat angesichts der Teuerung, steigenden Krankenkassenprämien und Energiepreise an die Eigenverantwortung der Privathaushalte appelliert. Zudem müssten sich die Kantone fragen, wo sie noch sparen könnten, sagte Parmelin im Interview mit der "Schweiz am Wochenende". "Alle sollten sich fragen, was sie beisteuern könnten", sagte Parmelin. Eine schnelle Hilfe gegen den Verlust der Kaufkraft gebe es nicht. Als Beispiel nannte er die Prämienverbilligung. Gewisse Kantone hätten ihren Spielraum zugunsten der Bevölkerung zu wenig genutzt. Doch auch Privathaushalte hätten die Möglichkeit, die Krankenkasse zu wechseln - und Geld zu sparen. (SaW, S. 2)

DETAILHANDEL I: Obwohl die Preise für Nahrungsmittel gemäss Bundesamt für Statistik allein im laufenden Jahr bereits um 5,7 Prozent gestiegen sind, verkünden Detailhändler Preisreduktionen, schreibt die "SonntagsZeitung". Coop etwa gibt in seiner Kundenzeitung Preisreduktionen bekannt. Eigenen Angaben zufolge wurden seit diesem Januar 800 Produkte günstiger. Auch andere Detailhändler nutzen die Zeit, in der die Teuerung alle Bereiche des täglichen Lebens in Beschlag nimmt, um Preisreduktionen zu verkünden. Lidl Schweiz vermeldete, seit Jahresbeginn bei 339 Produkten die Preise gesenkt zu haben. Beim Migros-Discounter Denner wurden 300 Produkte günstiger. Und die Migros gab im Juli an, "viele" der insgesamt rund 700 Produkte der günstigen Eigenmarke M-Budget hätten wieder die Preise von 2022 erreicht. (SoZ, S. 40)

DETAILHANDEL II: Vor zwei Wochen informierte Bundesrat Guy Parmelin gemäss dem "SonntagsBlick" die Sozialpartner, dass der Sonntagsverkauf ausgedehnt werden solle. Die Idee ist, dass Läden künftig nicht nur in Touristenorten, sondern auch in Städten wie Bern, Genf oder Zürich am Sonntag aufmachen dürfen. Dabei ist der Sonntag gemäss "SonntagsBlick" längst kein Ruhetag mehr. Die Zeitung hat gezählt, wie viele Läden am Sonntag geöffnet sind und kam auf 1620 Stück. Allein die vier Marken Topshop (von Fenaco), Pronto (Coop), Avec (Valora) und Migrolino kämen auf mehr als 1100 kleine Sonntags-Supermärkte. Offizielle Zahlen gibt es laut dem Artikel allerdings nicht. Das Volks-Ja zur Revision des Arbeitsgesetzes im Jahr 2005 habe einen Sonntagsverkaufsboom ausgelöst. Gewerkschaften befürchten nun, dass eine weitere Lockerung des Sonntagsarbeitsverbots von den Detailhandelskonzernen ausgenutzt werden könnte, "um den Sonntag zu einem normalen Arbeitstag zu machen". (SoBli, S. 21)

SWISSMEM: Der Branchenverband Swissmem hat seinen Direktor Stefan Brupbacher mit 80'000 Franken im Wahlkampf unterstützt. Es ist die grösste bisher bekannte Spende im Kampf um einen Nationalratssitz, wie der "SonntagsBlick" schreibt. Der Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro-, und Metallindustrie überwies Brupbacher 50'000 Franken. Mitarbeitende der Geschäftsstelle unterstützen ihren Direktor zusätzlich. Der Wert ihrer Arbeit sei 30'000 Franken. Der Unterstützung ging ein einstimmiger Vorstandsbeschluss des Verbandes voraus. Mit insgesamt über 240'00 Franken reiht sich der Zürcher FDP-Politiker laut "SonntagsBlick" an zweiter Stelle der höchsten Wahlkampfbudgets ein. Bisher wies nur der Zürcher FDP-Kandidat Andri Silberschmidt mehr aus. (SoBli, S. 19)

INNOVATION: Ausländerinnen und Ausländer sind laut einer neuen Studie von Avenir Suisse für rund die Hälfte der Innovationsleistung in der Schweiz verantwortlich. "Im Vergleich zum Bevölkerungsanteil von 26 Prozent ist dieser Beitrag klar überproportional", sagt der Avenir-Suisse-Ökonom Patrick Leisibach gegenüber der "NZZ am Sonntag". Entscheidend für den Erfolg seien jedoch nicht Einzelne, sondern ein ganzes Geflecht aus Hochschulen, Forschern, Gründern und Konzernen, so der Ökonom. Wie die Studie zeigt, stammt jeder zweite Startup-Gründer in der Schweiz aus dem Ausland, bei den Unicorns, also den Startups mit einer Bewertung von über 1 Milliarde Dollar, hat sogar nur jeder vierte Gründer einen Schweizer Pass. (NZZaS, S. 25)

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