FRANKFURT (dpa-AFX) - Spekulationen über einen Teilbörsengang der Fondstochter der Deutschen Bank haben die Aktien des Branchenprimus am Mittwoch auf den höchsten Stand seit einem Jahr getrieben. Das "Handelsblatt" hatte am Vorabend auf seiner Internetseite einen Fondsexperten der Deutschen Asset Management, zu der auch die Marke DWS gehört, zitiert. Ein Börsengang (IPO) gelte "im Haus als gesetzt", habe der nicht namentlich genannte Mitarbeiter gesagt, und auch ein weiterer Mitarbeiter habe von "konkreten Vorbereitungen" gesprochen. Analysten halten ein Teil-IPO für eine realistische Option, beurteilen dies aber mit gemischten Gefühlen.

Um die Mittagszeit erklommen die Papiere der Deutschen Bank bei 18,97 Euro ein Zwölfmonatshoch. Zuletzt gewannen sie noch 3,08 Prozent auf 18,91 Euro und waren damit erneut Spitzenwert im Dax , der um über ein Prozent vorrückte. Bereits am Vortag waren die Aktien als Dax-Favorit um fast 3 Prozent gestiegen, womit sich der Kurs seit dem Rekordtief im September 2016 fast wieder verdoppelt hat. Eine sehr ermutigende Markttechnik, findet Börsenbriefautor Hans Bernecker, der wieder zunehmend optimistischer für die lang verschmähten Bankaktien im Allgemeinen ist und bei einer weiteren entsprechenden Entwicklung zum Aufbau von Positionen "in allen Bank-Aktien Europas" rät.

EXPERTEN: ÜBERLEGUNGEN ZUM TEIL-IPO GLAUBHAFT

Mit Blick auf die Deutsche Bank im Besonderen schrieb Bernecker zu den aktuellen Gerüchten: "In Frankfurt wird ein Börsengang der Vermögensverwaltung überlegt, mit einer Notiz in Luxemburg für 25 Prozent. Unter dem DWS-Dach liegen zirka 760 Milliarden verwaltetes Vermögen für Fonds etc. Diesen Überlegungen kann man folgen." Und auch Equinet-Analyst Philipp Häßler schrieb: "Wir halten es für recht wahrscheinlich, dass die Deutsche Bank nach verschiedenen Optionen sucht, um ihre Kapitalquoten zu verbessern."

Von einer keineswegs neuen Idee, die aber nun wohl realistischer werde, sprach zudem ein Börsianer. Er sieht dahinter "die Intention, den Wert des Fonds-Geschäfts herauszukristallisieren, Kapital zu schöpfen und die Eigenkapitalquote zu erhöhen". Allerdings betrachten Analysten dieses Vorhaben, sollte das Management der Bank es tatsächlich nun vorantreiben, mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

FONDSTOCHER GEHÖRT ZU DEN KRONJUWELEN

Einerseits, so Equinet-Experte Häßler, würde die Bank ihre Kronjuwelen weggeben. Andererseits wäre ein 25-Prozent-IPO eine in Betracht zu ziehende Option, falls so die Kapitalquoten deutlich gesteigert werden könnten. Auch ein weiterer Analyst meinte: "In Anbetracht der Probleme, die Postbank im aktuellen Niedrigzinsumfeld zu verkaufen, könnte ein Verkauf des Vermögensverwaltungsgeschäfts die Kernkapitalquote der Bank um mindestens einen Basispunkt erhöhen. Allerdings würde damit auch ein stabiler Strom an Vorsteuergewinnen von mindestens 0,8 Milliarden Euro versiegen."/ck/gl/tos