Frankfurt (Reuters) - Der Hedgefonds Petrus Advisers fordert die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) auf, ihre Bilanz aufzuräumen und sich schnell von faulen Immobilienkrediten zu befreien.

Petrus-Advisers-Mitgründer und -Partner Till Hufnagel sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag, der Immobilienfinanzierer müsse "der Wahrheit ins Gesicht sehen" und frisches Kapital aufnehmen. Petrus war vor einem Jahr mit drei Prozent bei der pbb eingestiegen, gehört aber inzwischen zu einer Handvoll von Hedgefonds, die als Leerverkäufer auf einen Kursverfall wetten, würde also von einer Kapitalerhöhung profitieren. "Die pbb hat den typischen deutschen Ansatz, das Problem auszusitzen und auf bessere Zeiten zu hoffen", sagte Hufnagel. Doch das berge die Gefahr, "dass sie am Ende in eine Abwärtsspirale gerät".

Die pbb, einer der Nachfolger der in der Finanzkrise 2008 zusammengebrochenen Hypo Real Estate (HRE), steht seit Wochen an den Finanzmärkten unter Beschuss. Die Aktien haben seit Anfang des Jahres 38 Prozent verloren, am Freitag fielen sie um weitere vier Prozent auf 3,71 Euro. Eine 300 Millionen Euro schwere AT1-Anleihe, die als Kernkapital gilt, verlor massiv an Wert. Die Positionen der größten Leerverkäufer, die meldepflichtig sind, summieren sich inzwischen auf gut acht Prozent der pbb-Aktien. Petrus allein hat 0,53 Prozent gemeldet.

Den Investoren ist vor allem das Engagement der pbb am US-Markt für Gewerbeimmobilien ein Dorn im Auge, wo die Preise stark gefallen sind. Dort hat die pbb Kredite im Volumen von rund vier Milliarden Euro vergeben, das gesamte US-Portfolio macht rund 15 Prozent des Kreditbestands aus. US-Kredite über 691 Millionen Euro galten Ende September als ausfallgefährdet.

KREDITWÜRDIGKEIT EINE STUFE ÜBER "RAMSCH"

Petrus-Chef Hufnagel verweist auch auf das Engagement der pbb bei Immobilienentwicklungs-Projekten. So lange diese noch nicht fertiggestellt sind, stehen den Krediten ohne weitere Sicherheiten keine entsprechenden Werte gegenüber. Die pbb bezifferte den Anteil von Immobilienentwicklungen an ihrem 32 Milliarden Euro schweren Portfolio per Ende September auf elf Prozent. Hufnagel warnte, die Bank könne in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn Immobilienentwickler pleite gingen. Mehrere sind bereits in die Insolvenz gerutscht, der prominenteste von ihnen ist die Signa-Gruppe des österreichischen Investors Rene Benko. Die pbb wollte sich mit Verweis auf das Bankgeheimnis nicht dazu äußern, ob und an welche insolventen Entwickler sie Kredite vergeben hat.

Die Ratingagentur S&P hatte am Mittwoch die Kreditwürdigkeit der pbb auf "BBB-" herabgestuft, eine Stufe über dem "Ramsch"-Status mit einem höheren Ausfallrisiko. Mangelndes Vertrauen der Anleger sei ein Risiko für die Bank, die bei der Refinanzierung vorwiegend auf die Kapitalmärkte angewiesen sei, erläuterte die Agentur. In den nächsten sechs Monaten komme sie aber ohne den Kapitalmarkt aus. "Wir haben die Aktie nicht geshortet, weil wir glauben, dass die Bank pleite geht", betonte Hufnagel. Petrus ist nach LSEG-Daten auch an der Aareal Bank beteiligt, die ein ähnliches Geschäftsmodell verfolgt wie die pbb und inzwischen mehrheitlich im Besitz von Finanzinvestoren ist.

(Bericht von Tom Sims und John O'Donnell; Geschrieben von Alexander Hübner; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)