Von Dan Gallagher

SAN FRANCISCO (Dow Jones)--Apples App-Store ist wie ein Garten, umgeben von einer hohen Mauer. Einreißen muss das Unternehmen seine Festung zwar nicht, aber es muss das Gelände dahinter besser pflegen. Das ist zumindest die Ansicht der Bundesrichterin, die den Vorsitz in der von Epic Games angestrengten Klage gegen den iPhone-Hersteller innehatte.

In einem am Freitag veröffentlichten Urteil widersprach die US-Bezirksrichterin Yvonne Gonzalez Rogers der Auffassung, dass Apple allein schon durch die strenge Vertriebskontrolle von Apps für seine Geräte das Unternehmen zu einem Monopol macht, das gegen die Gesetze verstößt. Die Richterin stellte jedoch fest, dass Apple konkurrierenden Stores nicht verbieten dürfe, eigene Apps für das iPhone anzubieten, die auf Bezahloptionen außerhalb des Apple-Systems hinweisen. Ein solches Verbot sei nämlich nach kalifornischem Recht als "wettbewerbswidrig" einzustufen.


   Licht und Schatten für beide Streitparteien 

Kurz gesagt, mit dem Urteil haben beide Seiten etwas gewonnen und gleichzeitig etwas verloren. Epic muss Apple Schadensersatz leisten, weil das Unternehmen vertragsbrüchig würde, als es einen Link zu seinem eigenen Bezahlsystem in die iOS-Version seines Spiels "Fortnite" einbaute. Damit hat der Videospielhersteller, der vom chinesischen Internet-Riesen Tencent unterstützt wird, sein Ziel, Apples beherrschenden Einfluss auf den App-Vertrieb auf seinen Geräten zu brechen, klar verfehlt. "Wir werden weiter kämpfen", twitterte der Gründer und Chef von Epic, Tim Sweeney, am Freitag in einer ersten Reaktion auf das Urteil.

Apple wird sich unterdessen nicht mehr darauf verlassen können, dass es die einzige Bezahloption für Apps auf seinen Geräten hat. Laut dem Urteil kann Apple Entwicklern nicht mehr verbieten, Schaltflächen und Links für andere Zahlungsoptionen in deren eigenen iOS-Apps einzubauen. Die Provisionen für In-App-Käufe sind für Apple eine wichtige Einnahmequelle mit hohen Provisionen. Analysten gehen davon aus, dass die Einnahmen aus dem App Store in Apples Geschäftsjahr, das Ende dieses Monats endet, um 23 Prozent auf 21,6 Milliarden US-Dollar steigen werden, so die Konsensschätzungen von Visible Alpha. Der Aktienkurs von Apple fiel nach dem Urteil am Freitag um fast drei Prozent.

Mit dem Urteil ist noch lange nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit gesprochen.

Die Gesetzgeber in den USA und in Europa nehmen Apple und seine großen Tech-Konkurrenten genau unter die Lupe und könnten letztlich noch strengere Auflagen beschließen. Senatorin Amy Klobuchar aus Minnesota, die einen Gesetzesentwurf vorantreibt, der Apples Vertriebssperre sprengen würde, sagte am Freitag, dass "noch viel mehr getan werden muss". Aber auch Apple wird wahrscheinlich Berufung einlegen, auch wenn noch nicht bestätigt wurde, dass dem so sein wird.

Dienstleistungen wie der App Store spielen eine wichtige Rolle bei den Bemühungen des Unternehmens, sich vom stark zyklischen Hardware-Geschäft zu lösen. Das war auch ein großer Anreiz für Anleger, als sie das Unternehmen auf eine Marktkapitalisierung von fast 2,5 Billionen US-Dollar getrieben haben.


   Spiele-Investoren wittern bessere Konditionen 

Sollte das Urteil jedoch Bestand haben, wird Apple sich gehörig anstrengen müssen, um die Einnahmen aus dem App Store zu sichern. Richterin Gonzalez Rogers wies darauf hin, dass etwa 70 Prozent aller App-Store-Einnahmen auf Spiele-Apps entfallen, wobei weniger als zehn Prozent der App-Store-Kunden für diesen Anteil verantwortlich sind.

Die Aktien der Hersteller von mobilen Spielen Zynga, Playtika und Roblox stiegen am Freitag sprunghaft. Anleger gehen offenbar davon aus, dass solche Unternehmen in Zukunft viel weniger an Apple abgeben müssen. Apple wiederum wird deren Entwickler stärker von den Vorzügen seines Bezahlsystems überzeugen müssen oder das Unternehmen muss andere Wege finden, um die Nutzer bei der Stange zu halten.

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September 13, 2021 04:51 ET (08:51 GMT)