Die Finanzierung bedeutet, dass das in Berlin ansässige Unternehmen Wefox seinen Wert seit der Aufnahme von Investoren im Jahr 2019 verdreifacht hat. Der Schritt folgt auf große Kapitalerhöhungen der lokalen Start-ups Trade Republic, einem Online-Börsenmakler, und Gorillas, einem Schnelllieferdienst.

Julian Teicke, Gründer und CEO von Wefox, sagte gegenüber Reuters, dass die Serie-C-Runde eine starke Nachfrage von Investoren nach sich gezogen habe, weil Wefox sowohl schnell als auch profitabler wachse als konkurrierende Online-Versicherer, die Geld verlieren.

Er führte dies auf die Strategie von Wefox zurück, digitale Tools anzubieten, die es Versicherungsvertretern ermöglichen, arbeitsintensive Prozesse zu rationalisieren und zu automatisieren. Neun von zehn Policen in Europa werden von Versicherungsagenten verkauft, so dass Direktvertriebskonkurrenten wie Lemonade um einen kleineren Teil des Marktes kämpfen.

"Die meisten Insurtechs sagen, dass Versicherungsvertreter tot sind. We say: Sie sind lebendiger denn je", so Teicke.

Wefox, das in Deutschland, der Schweiz und Polen vertreten ist, wird das Geld für die europäische Expansion verwenden.

Das Unternehmen will seinen Umsatz von 143 Millionen Dollar im Jahr 2020 auf 350 Millionen Dollar in diesem Jahr steigern, indem es sein Vertriebsteam und sein Produktportfolio ausbaut, um die bestehende Plattform für unabhängige Versicherungsmakler zu ergänzen.

CFO und Mitbegründer Fabian Wesemann sagte, dass das 2018 eingeführte Eigenmarkenportfolio von Wefox im vergangenen Jahr bereits 30 % des Umsatzes ausmachte. Die Provisionen machten den Rest aus.

Wefox erwartet ab dem nächsten Jahr eine gleichmäßige Aufteilung zwischen Prämieneinnahmen und Provisionen, angetrieben durch die Ausweitung seiner Markenprodukte auf Leben und Gesundheit, zusätzlich zu Haushalt, Haftpflicht und Kfz.

Auf der Kostenseite bedeuten fortschrittliche Datenanalysen und die Fähigkeit, mehr als 80 % der Kundeninteraktionen zu automatisieren, dass Wefox in der Lage ist, Schadensfälle schneller und kostengünstiger zu bearbeiten als etablierte Anbieter.

Wefox gibt einen Teil seines eigenen Produktportfolios an den Partner Munich Re ab und kann so ein sogenanntes Capital-Light-Modell betreiben.

Die Investition wurde von dem Berliner Risikokapitalfonds Target Global geleitet, dessen General Partner Yaron Valler sagte, dass er davon ausgeht, dass Wefox sich auf das Wachstum in Europa konzentrieren wird, bevor es im kommenden Jahr in den USA und Asien an den Start geht.

"Mein Ziel ist wirklich die Weltherrschaft in dieser Kategorie", sagte Valler gegenüber Reuters. "Ich habe in keiner dieser Regionen einen anderen Anbieter gefunden, der das so gut hinbekommen hat wie Wefox."