(Der siebte Absatz wurde neu formuliert. Damit wurde klargestellt, dass es sich nicht um nur ein Prüfverfahren durch die Bafin handelt.)

BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Der wegen der Vorwürfe der Bilanzmanipulation unter Druck stehende Leasingspezialist Grenke kämpft auch weiter mit den Folgen der Corona-Pandemie. Zwar konnte das Unternehmen trotz der Anschuldigungen im vergangenen Quartal etwas mehr Leasing-Neugeschäft machen als erwartet, deren Wert lag aber nach wie vor deutlich unter dem Niveau des Vorjahres, wie das Unternehmen am Freitag in Baden-Baden mitteilte. Unterdessen wurde bekannt, dass auch die Geldwäsche-Spezialeinheit des Zolls FIU im Zusammenhang mit mehreren gegen Grenke erhobenen Verdachtsmeldungen ermittelt.

An der Börse ging es für das im MDax notierte Grenke-Papier auf die Nachricht in der Spitze um mehr als zwei Prozent abwärts. Zuletzt konnte sich der Kurs aber wieder erholen und die Aktie lag mit 31,50 Euro praktisch auf Vortagsniveau. Die Grenke-Aktie hat seit der Attacke deutlich eingebüßt; der Börsenwert des Unternehmens sank um etwas mehr als 40 Prozent oder eine Milliarde Euro auf knapp 1,5 Milliarden Euro.

Die Zoll-Spezialeinheit FIU hat "gegenwärtig acht Verdachtsmeldungen identifiziert, die in einem möglichen Zusammenhang mit den aktuell gegen Unternehmen der Grenke-Unternehmensgruppe erhobenen Vorwürfe stehen könnten." Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Anfrage der finanzpolitischen Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Lisa Paus, hervor, die der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX vorliegt. Zuvor hatte das "Handelsblatt" darüber berichtet.

Ob es tatsächlich einen Zusammenhang gebe, könne gegenwärtig noch nicht abschließend beantwortet werden, heißt es bei der Bundesregierung weiter. "Fünf der acht Meldungen, die sämtlich vor Bekanntwerden der Vorwürfe gegen die Grenke AG eingegangen sind, wurden direkt infolge der Erstanalyse an die Strafverfolgungsbehörden abgegeben." Die übrigen drei Meldungen befinden sich laut "Handelsblatt" bei der FIU in der Analyse. Dabei flössen auch "neue Erkenntnisse" ein.

Bei Grenke weiß man indes bisher nichts von den FIU-Ermittlungen, wie eine Konzern-Sprecherin auf Anfrage bestätigte. Allerdings seien solche Vorwürfe generell keine Seltenheit. "Die FIU bekommt jährlich tausende solcher Meldungen auf den Tisch."

Der Leasingspezialist aus Baden-Baden steht nach Vorwürfen des Investorengruppe Viceroy Research schwer unter Druck. Hinter dem Shortseller steht der Brite Fraser Perring, der sich bereits mit dem inzwischen insolventen Zahlungsabwickler Wirecard angelegt hatte. Viceroy wirft dem Grenke-Konzern unter anderem ein undurchsichtiges Geschäftsmodell mit unlauteren Praktiken rund um Scheingewinne und zu hoch ausgewiesene Geldbestände vor. Unternehmensgründer Wolfgang Grenke selbst beschuldigt Viceroy, sich durch Mauscheleien bereichert zu haben.

Wegen der Vorwürfe gegen den Baden-Badener Leasingspezialisten ist inzwischen auch die Finanzaufsicht Bafin aktiv. Sie hat die Beratungsgesellschaft Mazars mit einer Sonderprüfung beauftragt, die am Montag gestartet war. Dabei geht es nach Bafin-Angaben in erster Linie um vier Unternehmen innerhalb des Baden-Badener MDax-Konzerns, die bankaufsichtlichen Vorschriften unterliegen.

Zudem soll in einer weiteren Prüfung auch der Konzernabschluss von Grenke für 2019 beleuchtet werden.

Grenke selbst hat bislang alle Vorwürfe zurückgewiesen und eigene Prüfungen auf den Weg gebracht. So wurde der bisherige Grenke-Wirtschaftsprüfer KPMG mit einem Sondergutachten beauftragt. Darüber hinaus sollen die von Viceroy viel kritisierten Franchise-Geschäfte und deren Übernahmen durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton unter die Lupe genommen werden. Unternehmensgründer Wolfgang Grenke, dem Viceroy vorwirft, sich durch Mauscheleien bereichert zu haben, lässt derzeit sein Aufsichtsratsmandat ruhen.

In seiner vor dem Wochenende veröffentlichten Mitteilung mit Eckdaten des dritten Quartals äußerte sich Grenke unterdessen nicht weiter zu den Vorwürfen. Das Leasing-Neugeschäft sank demnach im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Viertel auf 517,6 Millionen Euro. "Mit einem Niveau von 75,4 Prozent des Vorjahresquartals lag das Neugeschäftsvolumen leicht über der vom Vorstand zuletzt kommunizierten Größenordnung von rund 70 Prozent", hieß es dort weiter. Zudem legte die Marge gemessen am Deckungsbeitrag im Vergleich zum Vorjahr leicht zu.

Warburg-Analyst Marius Fuhrberg lobte in einer ersten Reaktion, dass die Geschäfte bei Grenke trotz der Vorwürfe stark gelaufen seien. Das Neugeschäft sei besser als erwartet ausgefallen./tav/zb/jha/