Hier ist eine Momentaufnahme einiger europäischer Unternehmen, deren finanzielle Probleme jetzt im Rampenlicht stehen.

1/ Thames Water

Bedeutung: Großbritanniens größter Wasserversorger.

Höhe der Schulden: 14 Milliarden Pfund ($18,33 Milliarden).

Was auf dem Spiel steht: Die britische Regierung erwägt die vorübergehende Übernahme durch den Staat, falls Thames Water nicht in der Lage sein sollte, mehr Geld aufzutreiben, um den Turnaround zu schaffen.

Ergriffene Maßnahmen: Seit letztem Jahr bittet Thames Water seine Aktionäre um zusätzliche Investitionen in Höhe von 1 Milliarde Pfund, zusätzlich zu den 500 Millionen Pfund, die sie im März zur Verfügung gestellt haben, um seine Bilanz zu stärken und die notwendige Modernisierung der alternden Infrastruktur zu finanzieren. Das Unternehmen sagte Anfang Juli, dass die Aktionäre 750 Millionen Pfund zur Verfügung stellen würden, warnte aber, dass es zwischen 2025 und 2030 zusätzlich 2,5 Milliarden Pfund benötigen würde.

Zu beachtende Fristen: Bis zum 2. Oktober müssen die größten Wasserversorger von England und Wales der Regulierungsbehörde ihre Geschäftspläne für 2025-2030 vorlegen.

2/ Kasino

Bedeutung: Frankreichs sechstgrößter Lebensmitteleinzelhändler nach Marktanteil; beschäftigt mehr als 50.000 Mitarbeiter in Frankreich.

Höhe der Schulden: 6,4 Milliarden Euro ($7,19 Milliarden) Nettoverschuldung.

Was auf dem Spiel steht: Casino muss in den nächsten zwei Jahren 3 Milliarden Euro an Schulden zurückzahlen. Die Ratingagenturen Moody's und Standard & Poor's warnen, dass ein Zahlungsausfall wahrscheinlich ist. Die Holdinggesellschaft, über die der altgediente Unternehmer Jean-Charles Naouri das Casino kontrolliert, ist ebenfalls hoch verschuldet.

Maßnahmen ergriffen: Im Mai nahm Casino gerichtlich unterstützte Gespräche mit den Gläubigern auf; im Juni forderte es interessierte Parteien auf, Angebote vorzulegen, die mindestens 900 Millionen Euro an neuen Geldern zur Finanzierung eines Neustarts enthielten.

Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky ist der Favorit für die Übernahme von Casino, nachdem sich die konkurrierenden Bieter der 3F Holding aus dem Rennen zurückgezogen haben. Kretinsky hat am Wochenende ein überarbeitetes Angebot vorgelegt, in dem er eine Kapitalspritze von 1,2 Milliarden Euro und die Umwandlung von Schulden in Höhe von fast 5 Milliarden Euro in Eigenkapital vorschlägt.

Zu beachtende Fristen: Casino strebt eine Einigung mit den Gläubigern bis zum 27. Juli an.

3/ SBB

Bedeutung: Einer der größten gewerblichen Vermieter Schwedens.

Höhe der Schulden: 81 Milliarden Schwedische Kronen ($7,95 Milliarden).

Was auf dem Spiel steht: Die SBB kämpft ums Überleben, seit ihre Aktien im Mai aufgrund von Sorgen um ihre Finanzlage und die Refinanzierung ihres Schuldenbergs abgestürzt sind. Die Probleme des Unternehmens sowie die Sorgen über eine schwächelnde Wirtschaft und steigende Zinssätze haben Schwedens Krone geschadet.

Das Unternehmen hat eine geplante Kapitalerhöhung abgesagt, nachdem seine Kreditwürdigkeit im Mai auf Ramschniveau herabgestuft worden war.

Schweden untersucht inzwischen, ob die SBB in ihrem Jahresbericht für 2021 gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen hat.

Maßnahmen ergriffen: Die SBB ist auf der Suche nach einem Käufer für ihr gesamtes Unternehmen oder Teile davon, um ihre Finanzen zu verbessern. Sie hat fast ihre gesamte Beteiligung an der Immobiliengesellschaft Heba verkauft und plant, die verbleibenden 51% ihrer Bildungstochter EduCo an Brookfield zu verkaufen.

Zu beachtende Fristen: Die SBB will bis Ende Juli eine Einigung über den Verkauf der EduCo-Beteiligung erzielen.

4/ Celsa

Bedeutung: Spaniens größtes privates Industrieunternehmen; beschäftigt 4.500 Mitarbeiter in Spanien.

Höhe der Schulden: fast 3 Milliarden Euro.

Was auf dem Spiel steht: Die COVID-Krise im Jahr 2020 beeinträchtigte das Geschäft von Celsa aufgrund von Aussperrungen und Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Rohstoffen und führte zu einem Verlust von 364 Millionen Euro. Zwar hat sich die Leistung seither verbessert, aber die Gläubiger behaupten, das Unternehmen sei zahlungsunfähig und sein Eigenkapital sei wertlos.

Maßnahmen ergriffen: Die Gläubiger haben im September einen Restrukturierungsplan im Rahmen eines neuen Insolvenzgesetzes vorgelegt, der einen Schuldenschnitt von rund 1,29 Milliarden Euro und die Übernahme der Kontrolle über das Unternehmen vorsieht. Doch die Aktionäre fechten die Bewertung an und versuchen, die Kontrolle über die Gruppe zu behalten.

Zu beachtende Fristen: Nach einer sechstägigen Anhörung im Juli wird ein Richter in Barcelona voraussichtlich im September über den Restrukturierungsplan entscheiden.

($1 = 0,7638 Pfund)

($1 = 0,8895 Euro)

($1 = 10,1947 Schwedische Kronen)