Zürich (Reuters) - Nach dem Signa-Debakel haben die Kunden dem Vermögensverwalter Julius Bär zum Jahresbeginn nur wenig neues Geld anvertraut.

In den ersten vier Monaten sammelte das Institut eine Milliarde Franken bei reichen Privatkunden ein, wie Bär am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten mit rund fünf Milliarden Franken Neugeld gerechnet. Nach Abflüssen im Januar konnte Bär das Blatt aber wenden und von Februar bis April Neugeld entsprechend drei Prozent des Bestandes verbuchen. Während die anhaltenden Rückzahlungen von Krediten durch Kunden das Wachstum bremsten, sorgten die 2023 neu zu Bär gestoßenen Kundenberater den Firmenangaben zufolge für Zuflüsse. Früheren Angaben zufolge hatte die Bank vom Untergang der Credit Suisse profitiert, indem Berater und Kunden zum kleineren Rivalen wechselten.

Bär hatte zu den größten Kreditgebern der pleitegegangenen Immobiliengruppe des österreichischen Investors Rene Benko gehört. Nach einem monatelangen Rätselraten der Öffentlichkeit entschied Bär Anfang Februar, die Position vollständig abzuschreiben. Die Zürcher Bank kündigte damals auch an, einen Teil des Kreditgeschäfts einzudampfen. Konzernchef Philipp Rickenbacher musste als Folge der Affäre den Hut nehmen. Zur Suche nach einem neuen CEO äußerte sich Bär am Donnerstag nicht.

Das Signa-Debakel habe die bestehenden und mögliche neue Kunden von Bär über Monate verunsichert, erklärte Daniel Bosshard von der Luzerner Kantonalbank. "Die negative Stimmung scheint sich aber langsam zu beruhigen und wir können den Blick wieder nach vorne richten." Mit der Einstellung von neuen Kundenberatern sei die Basis für künftige Neugelder und Erträge geschaffen worden. Nach einer schwachen Eröffnung drehte die Bär-Aktie im Morgenhandel ins Plus.

Ende April verwaltete Bär 471 Milliarden Franken. Das Plus von zehn Prozent gehe auf Währungseffekte und die starke Entwicklung an den Aktienmärkten zurück. Dank der gestiegenen Vermögen und der Erholung der Kundenaktivität habe sich auch die Profitabilität erhöht. Der Kostenertragssatz habe sich auf rund 69 Prozent verbessert.

(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)