Zürich (awp) - Die Julius Bär Gruppe hat im Geschäftsjahr 2016 die Gewinnzahlen bereinigt um Sondereffekte leicht verbessern können. Da das Vorjahr 2015 noch von der hohen Busse zur Beilegung des Steuerstreits mit den USA belastet war, nahm der ausgewiesene Konzerngewinn stark zu. Beim Neugeldzufluss bleibt die Vermögensverwalterin trotz der beschleunigten Anstellung neuer Kundenberater am unteren Rand der eigenen Zielsetzungen.

Der um Integrations- und Restrukturierungskosten adjustierte Konzerngewinn lag 2016 mit 706 Mio CHF etwas über dem - um die US-Busse bereinigten - Vorjahreswert von 702 Mio CHF, wie den am Mittwoch veröffentlichten Julius Bär-Zahlen zu entnehmen ist. Der IFRS-Konzerngewinn betrug mit 619 Mio CHF (VJ 121 Mio) mehr als das Fünffache des Vorjahres. 2015 hatte die Bank rund 520 Mio CHF für die Beilegung des Steuerstreits mit den USA zurückgestellt.

Die Julius Bär-Aktionäre sollen für das abgelaufene Geschäftsjahr eine höhere Dividende von 1,20 (VJ 1,10) CHF erhalten.

REGULARISIERUNG MÖGLICH

Die von der Bank verwalteten Vermögen (Assets under Management AuM) lagen per Jahresende bei 336 Mrd CHF, was einem Anstieg gegenüber Ende 2015 um 12% entspricht. Der Neugeldzufluss blieb mit 11,9 Mrd CHF dabei in etwa auf dem Wert von 12,1 Mrd CHF im Jahr 2015, entsprechend einem Zufluss von 4% der AuM. Damit bleibt die Bank am unteren Ende ihres eigenen Zieles eines Neugeldzuflusses von 4-6% der AuM.

Weiterhin spürbar war der Abfluss von Kundengeldern aufgrund der Regularisierung unversteuerter Vermögen, wie die Verantwortlichen an einer Telefonkonferenz einräumten. Ohne diesen Faktor hätte der Neugeldzufluss wahrscheinlich 5% betragen, schätzte etwa Finanzchef Dieter Enkelmann. Die Effekte der Regularisierungen von Vermögen dürften ab dem Jahr 2018 auslaufen, schätzte Collardi.

MEHR KUNDENAKTIVITÄT IM ZWEITEN HALBJAHR

Insgesamt erwirtschaftete die Vermögensverwaltungsgruppe einen um 5,9% höheren Betriebsertrag von 2,85 Mrd CHF. Die Bruttomarge sank im vergangenen Jahr um 2,5 Basispunkte auf 91 BP. Die Aktivität der Kunden habe vor allem zweiten Halbjahr 2016 etwas angezogen, sagte Finanzchef Dieter Enkelmann.

Mit den Zahlen hat Julius Bär die Erwartungen der Analysten auf Gewinnebene etwas übertreffen können: Der adjustierte Konzerngewinn war gemäss AWP-Konsens mit 675 Mio CHF erwartet worden, der IFRS-Konzerngewinn bei 589 Mio CHF. Die verwalteten Vermögen waren auf 333 Mrd CHF geschätzt worden.

ANSTELLUNG NEUER KUNDENBERATER

Der um die US-Busse bereinigte adjustierte Geschäftsaufwand stieg dagegen um 8%, was vor allem auf hohe Investitionen in die Rekrutierung von Kundenberatern zurückzuführen ist. So stellte die Bank im vergangenen Jahr netto 166 neue Kundenberater an gegenüber rund 40 im Jahr davor. Die Cost/Income-Ratio verschlechterte sich in der Folge etwas auf 68,9% nach 67,2% im Vorjahr.

Auch im laufenden Jahr soll die beschleunigte Anstellung neuer Kundenberater nun weitergehen: Das Ziel sei es, diese Zahl um rund 80 Personen zu steigern, sagte Collardi.

KEINE GRÖSSERN AKQUISITIONEN

Verringert hat sich die Kapitalisierung der Bank: Die BIZ-Gesamtkapitalquote ging auf 17,4% (VJ 19,4%) zurück, bleibt allerdings weiter über der eigenen Zielvorgabe von 15%. Die Kapitalisierung des Vermögensverwalters würde wohl derzeit keine Grossakquisition erlauben - dafür müsste Kapital aufgenommen werden, bestätigte Enkelmann. "Allerdings sind derzeit grosse Akquisitionen nicht auf dem Markt." Kleinere Ergänzungsakquisitionen seien dagegen weiterhin möglich.

Zu einem Wechsel kommt es an der Spitze der Kommunikationsabteilung: Jan Bielinski wird per Ende Juni 2017 als Chief Communications Officer (CCO) und Mitglied der Geschäftsleitung der Julius Bär Gruppe altershalber zurücktreten. Seine Nachfolgerin wird Larissa Alghisi Rubner, die bis 2016 bei der Asset-Management-Gruppe GAM tätig war.

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