FRANKFURT (Dow Jones)--Unsere Auswahl an Ereignissen aus der Finanz- und Wirtschaftswelt, die in der Woche im Fokus stehen werden (Angaben in Ortszeit Deutschland):


1. Eurogruppe berät über Koordinierung von Hilfsprogrammen 

Die Euro-Finanzminister wollen bei ihrer Sitzung in Brüssel unter anderem über die fiskalpolitische Koordinierung von Hilfsprogrammen zur Abfederung der hohen Energiepreise, die Euro-Einführung in Kroatien und Fortschritte beim Projekt eines digitalen Euro sprechen. Beim Treffen aller EU-Finanzminister einen Tag später will der schwedische Ratsvorsitz sein Arbeitsprogramm für das erste Halbjahr vorstellen. Auch soll es erneut einen Gedankenaustausch über die wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs geben. Die Ministerinnen und Minister wollen zudem Schlussfolgerungen zum Warnmechanismus-Bericht 2023 und zum Jahresbericht über nachhaltiges Wachstum sowie den Entwurf einer Empfehlung zur Wirtschaftspolitik des Euro-Währungsgebiets für 2023 für den EU-Gipfel im März billigen.

>>> Eurogruppe: Montag, 16. Januar; 15:00

>>> Treffen Finanz-/Wirtschaftsminister: Dienstag, 17. Januar; 10:00


2. China lässt Null-Covid-Politik hinter sich 

China hat im Dezember seine Null-Covid-Strategie abrupt aufgegeben, weil angesichts der fast vollständigen Öffnung von Gesellschaft und Wirtschaft in den westlichen Ländern sowie in Japan und Taiwan die Siegerrhetorik dem eigenen Volk nicht mehr vermittelbar war. Während die Infektionen jetzt explosionsartig steigen, nimmt die Wirtschaft nur verzögert Fahrt auf. In den ersten drei Quartalen 2022 wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) lediglich um 3,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das vierte Quartal rechnen Ökonomen nach dem Factset-Konsens mit einem Wachstum von 3,2 (Vorquartal: 3,9) Prozent. Wirtschaftsexperten erwarten, dass China im Gesamtjahr 2022 das schwächste Wachstum seit Jahrzehnten verzeichnen wird, mit Ausnahme des Jahres 2020, als die Pandemie ausbrach. Das offizielle Wachstumsziel für 2022 liegt bei 5,5 Prozent, aber Ökonomen halten es für unerreichbar. Bei einem Treffen zur Festlegung der politischen Agenda versprach Chinas oberste Führung, sich im laufenden Jahr auf die Ankurbelung des Wirtschaftswachstums und die Wiederbelebung des Binnenkonsums zu konzentrieren. So entwirft He Lifeng, Leiter der obersten Wirtschaftsplanungsbehörde, einen Wachstumsplan von mehr als 5 Prozent für das Jahr 2023, wie das Wall Street Journal berichtete.

>>> Dienstag, 17.01.2023; 03:00


3. Abschiedsvotum bei DAX-Gründungsmitglied Linde 

Es ist ein Rückschlag für den deutschen Aktienmarkt, dass das Gründungsmitglied Linde dem DAX den Rücken kehren will. Die Aktionäre des Gasekonzerns sollen darüber auf einer außerordentlichen Hauptversammlung entscheiden. Offiziell geht es um eine Reorganisation mit Gründung einer irischen Holding. Doch deren Aktien werden nur noch an der New Yorker Börse gelistet sein. Damit bleibt bei dem Traditionskonzern neben dem operativen Geschäft als Bezug zu Deutschland nur noch der Name Linde erhalten, der schon die Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair 2018 überdauert hat. Die Frankfurter Börse verliert indes ihr wertvollstes Unternehmen und auch Reputation. Denn die Gründe - hohe Kosten für das bisherige Doppellisting, komplexe Regulierung und relativ niedrige Aktienbewertungen durch die europäischen Beschränkungen - sind keine Einladung für internationale Unternehmen.

>>> Mittwoch, 18. Januar 2023; 16:15


4. Bank of Japan will Nebeneffekte der ultralockeren Geldpolitik prüfen 

Die Bank of Japan (BoJ) plant einem Zeitungsbericht zufolge, bei ihrer zweitägigen Ratssitzung die Nebenwirkungen ihres geldpolitischen Lockerungsprogramms zu überprüfen. Die japanische Tageszeitung Yomiuri berichtete ohne Nennung von Quellen, dass der geldpolitische Rat die Renditen kurzfristiger japanischer Staatsanleihen und die Form der Renditekurve überprüfen will. Die Notenbank werde nachteilige Auswirkungen verringern und ein akkommodierendes finanzielles Umfeld aufrechterhalten, um Investitionen und Verbrauch bei hohen Preisen zu unterstützen, hieß es. Bei der Sitzung im Dezember hatte die BoJ die Obergrenze für die langfristigen Zinssätze, die sie bei etwa null Prozent ansetzt, von 0,25 auf 0,5 Prozent erhöht. Seit Januar sind die langfristigen Zinssätze jedoch an der Obergrenze geblieben, und auch die Zinssätze mit noch kürzeren Laufzeiten sind tendenziell gestiegen, was auf eine Zinsentwicklung hindeutet, die von den Zielen der BoJ abweicht.

>>> Mittwoch, 18. Januar 2023


5. Wie sieht die "hawkishe Wende" im EZB-Sitzungsprotokoll aus? 

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Marktteilnehmer im Dezember mit einer unerwartet inflationsaversen (hawkishen) Rhetorik geschockt. Nach einer im Rahmen der Erwartungen liegenden Anhebung der Leitzinsen um 50 Basispunkte teilte sie mit, dass weitere "signifikante und stetige" Zinsschritte nötig seien, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde konkretisierte, dass damit Zinserhöhungen um 50 Basispunkte bei den nächsten beiden Ratssitzungen im Februar und März gemeint seien und vielleicht noch darüber hinaus. Die Märkte preisten darauf prompt einen Zinsschritt mehr als zuvor ein. Es wird interessant sein, zu sehen, wie die Diskussionen hierzu im Rat gelaufen sind, und wie der Beginn des Bilanzabbaus im März diskutiert wurde.

>>> Donnerstag, 19.01.2023; 13:30

Mitarbeit: Andreas Kißler, Hans Bentzien, Andreas Plecko, Hans-Joachim Koch

Kontakt zum Autorenteam: topnews.de@dowjones.com

DJG/smh

(END) Dow Jones Newswires

January 16, 2023 00:00 ET (05:00 GMT)