Von Christine Benders-Rüger
FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem starken ersten Quartal wird der weltgrößte Gasekonzern Linde auch für das zweite Jahresviertel am kommenden Freitag ein gutes Ergebnis vorlegen. Anders als im Vorjahr, als die Covid-19-Pandemie das Umsatzwachstum noch in Schach hielt, sollten nun die Einnahmen mit der Konjunkturerholung deutlich zulegen.
WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN:
GEWINNPROGNOSE - Linde ist unter der Führung von CEO Steve Angel zur Gewinnmaschine geworden, denn er trimmt den Konzern nach dem Zusammenschluss mit Praxair strikt auf Profitabilität. Dank der breiten Aufstellung und der Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells konnte der Manager Linde souverän durch die Covid-19-Pandemie steuern. Zudem profitiert Linde davon, dass es mit seiner Stellung als Weltmarktführer in einem Oligopol mit nur drei globalen Anbietern - die beiden anderen Wettbewerber sind Air Liquide und Air Products - auch in schweren Zeiten Preiserhöhungen durchdrücken kann.
Bei Vorlage der Zweitquartalszahlen könnte Linde, wie so oft in der jüngsten Zeit und zuletzt im Mai, abermals die Gewinnprognosen hochschrauben. Sollte das Geschäft in Amerika, dem mit Abstand größten Markt des Konzerns, sein Wachstum unerwartet stark beschleunigen, dann dürfte Linde die Messlatte höher legen. Bisher erwartet Linde einen bereinigten Gewinn von 9,60 bis 9,80 US-Dollar je Aktie für 2021, das wären bis zu 19 Prozent mehr als 2020. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass das Unternehmen in den nächsten Jahren signifikante Werte für die Aktionäre schaffen wird", sagte CEO Steve Angel im Mai.
STELLENABBAU - Dem Renditehunger sind bei Linde im Zuge der Fusion bereits zahlreiche Arbeitsplätze zum Opfer gefallen. Angel und der jetzige Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle hatten bei Ankündigung der Fusion bis Ende 2021 Synergien von 1,1 Milliarden US-Dollar in Aussicht gestellt. Über die konkrete Höhe der erreichten Synergien hat Linde sich bislang ausgeschwiegen. Reitzle sagte in einem Interview Ende 2020, es laufe besser als er es erwartet hätte. Die Integrationsphase sei weitgehend beendet und "wir haben die Synergien nicht nur schneller geholt, sondern auch mehr als geplant."
Nun überraschen Medienberichte, dass Linde abermals in Deutschland vor einem Stellenabbau stehen soll. Bis Ende 2022 sollen demnach rund 500 Arbeitsplätze gestrichen werden, sagten zwei von den Plänen unterrichtete Personen der Wirtschaftswoche. Nach der Fusion hat Linde in Deutschland noch gut 6.000 Mitarbeiter, davon rund die Hälfte im Anlagenbau. Der neue Abbau soll nun vor allem in der Gase-Abfüllung geplant sein.
Der DAX-Konzern wird am Freitag seine Zahlen vorlegen. Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und Gesamtjahr 2021:
=== . PROG PROG PROG 2. QUARTAL 2Q21 ggVj Zahl 2Q20 Umsatz 7.381 +16% 13 6.377 Operativer Gewinn 1.740 +32% 12 1.317 Ergebnis nach Steuern* 1.356 +35% 8 1.005 Ergebnis je Aktie verwässert* 2,53 +33% 15 1,90 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj21 ggVj Zahl Gj20 Umsatz 29.312 +8% 26 27.200 Operativer Gewinn 6.808 +17% 19 5.800 Ergebnis nach Steuern* 5.240 +20% 19 4.371 Ergebnis je Aktie verwässert* 10,04 +22% 20 8,23 Quartalsdividende je Aktie** 1,06 -- -- 0,963 . PROG PROG GESCHÄFTSJAHRE Gj22 Gj21 Gj20 Umsatz 30.770 29.312 27.200 Operativer Gewinn 7.411 6.808 5.800 Ergebnis nach Steuern* 5.684 5.240 4.371 Ergebnis je Aktie verwässert* 11,03 10,04 8,23 ===
* fortgeführte Geschäftsbereiche
** Linde schüttet quartalsweise Dividenden aus. Am 26. Juli 2021 gab das Unternehmen bekannt, für das 3. Quartal 2021 eine Dividende von 1,06 US-Dollar je Aktie auszuzahlen.
- alle Angaben in Millionen US-Dollar, Ausnahme Ergebnis je Aktie und Quartalsdividende in US-Dollar
- Bilanzierung nach US-GAAP
- Quellen: Angaben des Unternehmens und S&P Global Intelligence
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/cbr/jhe
(END) Dow Jones Newswires
July 27, 2021 09:00 ET (13:00 GMT)