NEW YORK (Dow Jones)--Die US-Börsen geben nach den Vortagesgewinnen zum Ende der Woche deutlich nach. Marktteilnehmer verweisen auf den starken US-Arbeitsmarktbericht, der den geplanten Zinserhöhungskurs der US-Notenbank bestätigen dürfte. Gegen Mittag (Ortszeit New York) notiert der Dow-Jones-Index 1,0 Prozent tiefer bei 32.929 Punkten, der S&P-500 gibt um 1,6 Prozent nach. Für den technologielastigen Nasdaq-Composite geht es um 2,5 Prozent nach unten.

Im Fokus steht der US-Arbeitsmarktbericht für Mai. Dieser zeigte mit einem Stellenaufbau um 390.000 erneut ein robustes Jobwachstum und lag damit über der Erwartung einer Zunahme um 328.000. Die Arbeitslosenquote lag wie im Vormonat bei 3,6 Prozent, während hier ein leichter Rückgang auf 3,5 Prozent erwartet worden war. Beruhigend auf den Markt wirke jedoch, dass die Stundenlöhne mit 0,31 Prozent im selben Tempo wie im Vormonat gewachsen sind und damit nicht die befürchtete Beschleunigung zeigen, so ein Teilnehmer.

Damit werden allerdings die anhaltenden Sorgen der US-Notenbank bestätigt, dass ein starker Arbeitsmarkt die Inflation weiter in die Höhe treiben könnte, da der Wettbewerb um Arbeitskräfte die Lohnverhandlungen anheizt. Die Fed versucht derzeit mit einer straffen Geldpolitik, die weiter hohe Inflation einzudämmen. Vor diesem Hintergrund haben die Investoren Bedenken, dass es im Zuge der kräftigen Zinsanhebungen zu einem Fall der US-Wirtschaft in eine Rezession kommen könnte.

Erst am Vortag hatte die stellvertretende Präsidentin der Fed, Lael Brainard erklärt, dass sie erwartet, dass die Zentralbank die Zinssätze auf ihrer Sitzung Ende diesen Monats und erneut im Juli um je einen halben Prozentpunkt anheben wird. Es sei aber noch zu früh zu sagen, ob die Fed das Tempo der Zinserhöhungen danach verlangsamen werde, so die Notenbankerin. Brainard sagte zudem, die Feststellung wäre verfrüht, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht habe.

Konjunkturseitig hat sich zudem der ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe im Mai etwas stärker als erwartet abgeschwächt, er liegt damit aber weiter deutlich im Wachstumsbereich. Und der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex für die US-Dienstleistungsbranche hat in zweiter Lesung für Mai ein nachlassendes Geschäft aufgezeigt, was von Ökonomen erwartet worden war.


   Ölpreise  steigen - Anleihen unter Druck 

Nach einem zwischenzeitlichen Rücksetzer geht es für die Ölpreise erneut nach oben. Damit knüpfen die Preise für Brent und WTI an die kräftigen Vortagesgewinne an. Energieanalyst Carsten Fritsch von der Commerzbank äußert Verständnis für den Preisanstieg trotz der Erhöhung der Fördermenge durch die Opec+. Denn die habe zwar am Vortag beschlossen, die Ölproduktion im Juli und August jeweils um 648.000 Barrel pro Tag zu erhöhen und damit 50 Prozent stärker als bislang vorgesehen. Doch habe die Opec+ damit lediglich die für die kommenden drei Monate vorgesehenen Produktionserhöhungen auf die nächsten zwei vorgezogen. Mehr Öl stehe dem Markt, wenn überhaupt, nur kurzfristig zur Verfügung, so seine Einschätzung.

Der Dollar zeigt sich etwas fester. Der Dollar-Index gewinnt 0,3 Prozent. Der Arbeitsmarktbericht dürfte für den Dollar im Moment kaum ausschlaggebend sein, so Commerzbank-Analystin Antje Praefcke bereits im Vorfeld. Es sei klar, dass mit einer Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent in den USA Vollbeschäftigung herrsche und die Fed Zweitrundeneffekte über Lohnzuwächse fürchte. Gute Arbeitsmarktdaten unterstrichen also nur die falkenhafte Haltung. Weil sie aber sowieso schon mit großen und schnellen Zinserhöhungen gegen die Inflationsgefahren angehe, dürfte ein Zehntel mehr oder weniger in der Arbeitslosenquote nichts an der Gangart ändern. Und damit auch keinen Einfluss auf den Dollar haben.

Die Anleihen geraten mit den Arbeitsmarktdaten unter Druck. Die Rendite 10-jähriger Papiere legt um 4,0 Basispunkte auf 2,95 Prozent zu und liegt damit nur noch knapp unter der Marke von 3,00 Prozent. Die Fed könne bei der Straffung der Geldpolitik weiterhin aufs Gaspedal treten, so Thomas Altmann von QC Partners: "Der starke Arbeitsmarktbericht legitimiert schon heute den nächsten 0,5-Prozent-Schritt". Freuen dürfte sich die Fed, dass sich der Anstieg der Löhne im Mai schon den zweiten Monat in Folge verlangsamt hat. Damit befeuern die befürchteten Zweitrundeneffekte die Inflation bislang nicht übermäßig zusätzlich.


   Okta nach Zahlen fester 

Bei den Einzelwerten geht es für die Okta-Aktie um 7,4 Prozent nach oben. Der Experte für Identitätsmanagement schnitt in seinem ersten Quartal nicht nur besser ab als vom Markt erwartet, sondern erhöhte auch die Prognose für das Gesamtjahr. Dass das Unternehmen im März Opfer eines Hackerangriffs gewesen war, habe das Geschäft nicht wesentlich beeinträchtigt, teilte Okta zudem mit.

Lululemon Athletica geben um 0,9 Prozent nach. Der Anbieter von Sportbekleidung übertraf in seinem ersten Quartal die Umsatz- und auch die Gewinnerwartung der Analysten und erhöhte den Umsatz- und den Gewinnausblick für das Gesamtjahr. Anleger dürften dies zum Anlass nehmen, um aufgelaufene Gewinne mitzunehmen.


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INDEX                 zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                32.929,14      -1,0%       -319,14          -9,4% 
S&P-500              4.110,25      -1,6%        -66,57         -13,8% 
Nasdaq-Comp.        12.003,41      -2,5%       -313,49         -23,3% 
Nasdaq-100          12.546,67      -2,7%       -346,21         -23,1% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         2,67      +4,1        2,63      193,7 
5 Jahre         2,95      +3,5        2,91      168,6 
7 Jahre         2,99      +4,0        2,95      154,6 
10 Jahre        2,95      +4,0        2,91      144,1 
30 Jahre        3,11      +2,8        3,08      120,7 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Fr, 8:38 Uhr  Do, 17:01 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0718      -0,3%        1,0757         1,0715   -5,7% 
EUR/JPY                140,20      +0,4%        139,74         139,11   +7,1% 
EUR/CHF                1,0318      +0,2%        1,0302         1,0290   -0,6% 
EUR/GBP                0,8568      +0,2%        0,8553         0,8545   +2,0% 
USD/JPY                130,83      +0,7%        129,93         129,82  +13,7% 
GBP/USD                1,2509      -0,5%        1,2575         1,2542   -7,6% 
USD/CNH (Offshore)     6,6532      -0,1%        6,6327         6,6737   +4,7% 
Bitcoin 
BTC/USD             29.438,97      -3,0%     30.464,17      30.052,55  -36,3% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              119,34     116,87         +2,1%           2,47  +64,0% 
Brent/ICE              119,93     117,61         +2,0%           2,32  +59,0% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.852,50   1.868,55         -0,9%         -16,06   +1,3% 
Silber (Spot)           21,88      22,31         -1,9%          -0,43   -6,1% 
Platin (Spot)        1.014,68   1.025,00         -1,0%         -10,33   +4,6% 
Kupfer-Future            4,48       4,55         -1,6%          -0,07   +0,7% 
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June 03, 2022 12:14 ET (16:14 GMT)