Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Bei der Munich Re ist das Geschäft im zweiten Quartal gut gelaufen. Das Aufkommen an potenziell teuren Naturkatastrophen war relativ niedrig, die Corona-Belastungen im Leben-Geschäft laufen aus, und die Preise im Rückversicherungsgeschäft sind solide. Doch die Unsicherheit ist nach wie vor groß. Damit ist nicht nur die konjunkturelle Entwicklung gemeint, sondern auch die nun beginnende Hurrikan-Saison.


   WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN: 

HURRIKANE: Im vergangenen Jahr hat der Wirbelsturm "Ian" in Florida erheblich Schäden angerichtet, die bei der Munich Re mit etwa 1,6 Milliarden Euro ins Kontor schlugen. Dieses Jahr rechnet der Konzern mit einer Hurrikan-Anzahl im langjährigen Durchschnitt. Gegenläufige Klimasignale erschwerten jedoch die Vorhersage. Zwar wurden für die Meeresoberfläche im Nordatlantik überdurchschnittlich hohe Temperaturen vorhergesagt. Die natürliche Klimaschwankung ENSO (El Niño/Southern Oscillation) im Südpazifik könnte jedoch gegenläufig wirken.

AUSBLICK: Auch deshalb dürfte das Management beim Ausblick Vorsicht walten lassen, auch wenn der Jahresauftakt sehr gut war und der Konzern nach dem ersten Quartal die Wahrscheinlichkeit gestiegen sah, das Gewinnziel von 4 Milliarden Euro zu übertreffen. Zurückhaltung ist auch der Umstellung auf die neue Bilanzierung nach IFRS 17/9 geschuldet, die ab diesem Jahr für Versicherungsunternehmen verpflichtend ist.

ERGEBNIS: Im zweiten Quartal hat die Munich Re nach der Prognose der Analysten den Gewinn kräftig gesteigert, wobei auch hier Bilanzierungseffekte durch die Umstellung eine Rolle spielen. Im ersten Quartal waren noch das Leben-Geschäft und der Erstversicherer Ergo die Gewinntreiber gewesen.

PREISE: Das Preisumfeld ist unterdessen weiterhin vorteilhaft: Die Vertragserneuerungsrunde in der Rückversicherung zum 1. Juli dürfte positiv ausgefallen sein für den DAX-Konzern. In der Juli-Runde wird üblicherweise Geschäft in Nord- und Südamerika, Australien sowie mit globalen Kunden erneuert.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und Gesamtjahr 2023:


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.                               PROG   PROG  PROG 
2. QUARTAL                      2Q23   ggVj  Zahl   2Q22 
Versicherungsumsatz (brutto)  14.270     --    16   k.A. 
Anlageergebnis                 1.227   +26%    16    971 
Operatives Ergebnis            1.674  +119%    16    763 
Ergebnis nach Steuern          1.226   +60%    16    768 
Ergebnis je Aktie               9,16   +67%    16   5,50 
Schaden-Kosten-Quote*           83,1     --    16   89,7 
 
.                               PROG   PROG  PROG 
GESAMTJAHR                      Gj23   ggVj  Zahl   Gj22 
Anlageergebnis                 5.578   +14%     2  4.903 
Operatives Ergebnis            5.942   +66%     7  3.582 
Ergebnis nach Steuern          4.319   +26%    11  3.419 
Ergebnis nach Steuern/Dritten  4.285   +25%     9  3.432 
Ergebnis je Aktie              32,83   +33%    12  24,63 
Schaden-Kosten-Quote*           85,6     --     6   96,2 
Dividende je Aktie             12,49    +8%    11  11,60 
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ERLÄUTERUNGEN:

Wegen der ab 2023 verpflichtenden Umstellung der Bilanzierung auf den neuen Standard IFRS 17/9 bei Versicherungsunternehmen sind die Vorjahreszahlen nur sehr eingeschränkt vergleichbar.

-* Rückversicherung - Schaden/Unfall

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Schaden-Kosten-Quote in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens, Prognosen für das Gesamtjahr 2023 von Factset

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- k.A. = keine Angaben

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: volkan.ictuerk@dowjones.com

DJG/mgo/kla

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August 08, 2023 09:00 ET (13:00 GMT)