Zürich (awp) - Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé wird am Donnerstag, 20. Oktober, seine Neunmonatszahlen 2016 publizieren. Insgesamt haben zehn Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

9Mte 2016
(in Mio CHF)         AWP-Konsens    9Mte 2015

Umsatz                65'956          64'863            

(in %)
Organisches Wachstum    3,5              4,2            
Mengenwachstum (RIG)    2,6              2,0       

FOKUS: Da Nestlé zu den ungeraden Quartalen keine Gewinnzahlen veröffentlicht, steht bei Analysten vor allem das (organische) Wachstum (OG), das sich aus dem Mengenwachstum (RIG) und der Preiskomponente zusammensetzt, im Fokus. Der Konzern selber erwartet für das Gesamtjahr 2016 ein organisches Wachstum vergleichbar mit dem Vorjahr (4,2%, siehe auch Rubrik ZIELE). Um dies zu erreichen, müsste Nestlé im zweiten Halbjahr gegen 5% und damit deutlich schneller zulegen als im ersten Semester (3,5%). Analysten gehen aber gemäss den Schätzungen davon aus, dass dies zumindest im dritten Quartal nicht der Fall sein wird. Vor allem die Entwicklung in Brasilien und China dürften das Wachstum gebremst haben, heisst es.

CFO Francois-Xavier Roger hatte anlässlich der Halbjahres-Zahlen Mitte August diverse Faktoren aufgezählt, die das Wachstum im zweiten Semestern beschleunigen sollen. Dazu gehören etwa Preiserhöhungen in gewissen Ländern (Brasilien, Russland, GB); dies, nachdem die Preiskomponente im zweiten Quartal mit lediglich +0,4% auf einem historischen Tiefstand gefallen war. Ein guter Teil der erwarteten Verbesserung soll auch von den Maggi-Nudeln in Indien kommen. Diese waren bekanntlich wegen angeblich zu hoher Bleiwerte im vergangenen Jahr über eine längere Zeit nicht im Verkauf. Unterdessen läuft das Geschäft aber offenbar wieder besser. Ein weiterer Punkt ist u.a. die Dekonsolidierung des unterdurchschnittlich wachsenden Eiscreme-Geschäftes (JV mit R&R, siehe PRO MEMORIA). Nicht zuletzt wurden auch Produktinnovationen und die im zweiten Halbjahr einfacheren Vergleichswerte als Grund für die erwartete Wachstumsbeschleunigung im zweiten Semester genannt.

Da Nestlé bereits in den Jahren 2013 bis 2015 sein mittelfristiges Wachstumsziel (5-6%) verfehlt hatte, waren viele Analysten mit dem Management über längere Zeit relativ hart ins Gericht gegangen, was sich phasenweise auch im Aktienkurs widerspiegelt hatte. Das Management war auf die Bedenken im Frühsommer anlässlich eines Investoren-Tages eingegangen und hatte u.a. deutliche Kostensenkungen versprochen. Nestlé geht laut den damaligen Angaben von strukturellen Einsparungen von über 200 Basispunkten bis 2019/20 aus. Nicht alle Kosteneinsparungen würden allerdings in die Verbesserung der Marge fliessen, hiess es.

ZIELE: Nestlé rechnet für 2016 (zuletzt bestätigt im August) mit einem vergleichbaren organischen Wachstum wie 2015 (4,2%). Weiter wird wie üblich eine Verbesserung der Margen und des nachhaltigen Gewinns je Aktie bei konstanten Wechselkursen und der Kapitaleffizienz angestrebt.

PRO MEMORIA:

VR-PRÄSIDIUM/CEO-POSTEN: Nestlé hatte kürzlich die Weichen für die Zeit nach VR-Präsident Peter Brabeck gestellt. Dieser tritt an der nächsten Generalversammlung im April 2017 nicht mehr zur Wiederwahl an und soll durch den jetzigen CEO Paul Bulcke ersetzt werden. Neuer CEO wird derweil per Anfang 2017 Ulf Mark Schneider, der vom deutschen Unternehmen Fresenius kommt. Der neue CEO Schneider dürfte somit im kommenden Februar erstmals das Nestlé-Ergebnis präsentieren (auch wenn er dieses noch kaum beeinflusst haben dürfte). Schneider hat von Analysten grosse Vorschuss-Loorbeeren erhalten. Als langjähriger Chef des Gesundheits-Konzerns Fresenius könnte er der richtige Mann sein, heisst es, um den vor längerer Zeit schon eingeleiteten Wandel - weg vom reinen Nahrungsmittel-Hersteller hin zum Konzern für "Ernährung, Gesundheit und Wohlbefinden" - zu beschleunigen.

SONSTIGE PERSONALIEN: Nestlé hat neben der Ernennung des neuen CEO in den letzten Wochen weitere Personalien vermeldet. So wird Marco Settembri (derzeit Chef Nestlé Waters) per Anfang 2017 neuer Chef der Zone EMENA. Er folgt auf Luis Cantarell, der dann in den Ruhestand tritt. Neuer CEO von Nestlé Waters wird derweil Maurizio Patarnello.

Ausserdem wurde Paul Navarre zum neuen CEO der Division Skin Health ernannt. Er folgt auf Humberto Antunes, der Ende Oktober gehen wird. Dieser war seit 2014 CEO der Skin Health-Sparte, davor aber schon viele Jahr für den Bereich (bzw. den Vorläufer Galderma) tätig. Navarre war zuletzt Präsident von Allergan International.

M&A, JV: Nestlé hat nach Erhalt der regulatorischen Genehmigungen vor kurzem die Schaffung des (Froneri genannten) Joint-Ventures mit R&R abgeschlossen. Die Kooperation will gemeinsam Glacé, Tiefkühlkost und gekühlte Milchprodukte vermarkten. Nestlé und die Besitzerin von R&R, die französische Beteiligungsgesellschaft PAI Partners, sind zu gleichen Teilen am Joint-Venture beteiligt. Gemäss den Angaben wird Froneri auf einen Jahresumsatz von rund 2,6 Mrd EUR mit rund 15'000 Mitarbeitenden kommen.

AKTIENKURS: Der Nestlé-Aktienkurs hat sich im laufenden Jahr im Vergleich mit dem Gesamtmarkt klar besser entwickelt. Nach dem erstmaligen Überschreiten der Marke von 80 CHF Mitte August fiel das Papier allerdings wieder relativ deutlich zurück und legt beim aktuellen Stand (74,70 am Dienstag 13 Uhr) gegenüber Ende 2015 nur minimal zu (SMI -8,8%/SPI -3,4%).

yl/ab/uh/jl