Wegen fehlender Projekte halbierte die Bundesnetzagentur die Ausschreibungs-Menge für neue Windparks, wie die Behörde am Dienstag mitteilte. Dennoch erhielten auch dafür wegen mangelnden Interesses nur ein Drittel einen Zuschlag. Diesen erhielten zudem auch nur die Hälfte der möglichen größeren Solar-Projekte auf Haus-Dächern oder an Lärmschutzwänden. Hintergrund sind neben fehlenden Genehmigungen auch die deutlich gestiegenen Investitionskosten, unter anderem wegen des Anstiegs der Zinsen. Für die Bundesregierung sind dies schlechte Nachrichten. Voraussichtlich wird auch der Energie-Sektor in diesem Jahr erstmals seine Klimaziele verfehlen. Der Ausbau ist auch daher dringend nötig.

Der Ausbau von Wind- oder Solarstrom wird im Kern über Ausschreibungen geregelt. Wer die geringsten Subventionen - also den niedrigsten garantierten Abnahmepreis für seinen Strom verlangt - erhält den Zuschlag. Die Netzagentur muss hier aber auch einen Höchstpreis festlegen, um extrem teure Projekte zu verhindern. Bei der Windenergie gab es jetzt das dritte Mal in Folge zu wenig Bewerbungen.

Der Bundestag hatte im Zuge der Strompreisbremse angesichts der Kostensteigerungen beschlossen, dass der Höchstpreis nun um bis zu 25 Prozent angehoben werden kann. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, kündigte schnelles Handeln an: "Wir schaffen aktuell neue Rahmenbedingungen für erfolgreichere Ausschreibungen im nächsten Jahr", erklärte er. Dabei spiele auch Solar eine große Rolle. "Die Ausschreibungen der Aufdach-Solaranlagen tragen die Energiewende mit großen Anlagen in städtische Regionen."

Der Bundesverband Windenergie (BWE) zeigte sich wenig überrascht angesichts der Ausschreibungsergebnisse: "Dass nun auch das gekürzte Volumen nicht gefüllt werden konnte, macht den Handlungsdruck zur Anpassung der Höchstwerte überdeutlich", sagte BWE-Präsident Hermann Albers.

Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) erklärte, vor dem Hintergrund der gestiegenen Kosten von Kapital, Komponenten und Arbeit seien die Förderanreize und zulässigen Gebotshöchstwerte bei Ausschreibungen für viele gewerbliche Investoren zu niedrig. Dies gelte insbesondere dann, wenn sie den erzeugten Solarstrom überwiegend nicht im eigenen Gebäude selbst verbrauchen könnten. Zudem müssten 2023 dringend Netzzugangsbedingungen vereinfacht und weitere bürokratische Barrieren abgebaut werden, damit auch Firmendächer künftig stärker solarisiert werden.

(Bericht von Markus Wacket, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)