Rede

von Hans Dieter Pötsch

Vorsitzender des Vorstands der Porsche Automobil Holding SE

Ordentliche Hauptversammlung, die als virtuelle Hauptversammlung stattfindet, am 30. Juni 2023 in Stuttgart

Es gilt das gesprochene Wort

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Aktionärinnen und Aktionäre!

Auch ich begrüße Sie zur ordentlichen Hauptversammlung der Porsche Automobil Holding SE sehr herzlich.

Wir blicken heute auf ein wirtschaftlich erfolgreiches Geschäftsjahr 2022 der Por- sche SE zurück. Höhepunkt war ohne Frage der Erwerb von 25 Prozent zuzüglich einer Aktie der Stammaktien der Porsche AG. Mit dieser Investition konnten wir un- ser Portfolio um ein wachstums- und zugleich dividendenstarkes Unternehmen mit einzigartiger Positionierung im automobilen Sport- und Luxusbereich ergänzen.

Der Börsengang der Porsche AG war trotz eines schwierigen Marktumfeldes der nach Marktkapitalisierung größte, der jemals in Europa stattgefunden hat. Schon wenige Wochen nach der Erstnotiz wurde die Porsche AG im Dezember 2022 in den Deutschen Aktienindex DAX aufgenommen.

Der Börsengang war auch für den Volkswagen Konzern äußerst erfolgreich. Er ver- schafft diesem zusätzliche finanzielle Flexibilität und wird dadurch helfen, die in- dustrielle und technologische Transformation zu beschleunigen sowie das weitere Wachstum zu unterstützen. Durch den Börsengang wurde zudem die Bewertung der Porsche AG am Kapitalmarkt unmittelbar sichtbar. Damit wird auch für Volks- wagen eine Bewertungsperspektive aufgezeigt, die sich nach Meinung vieler Ana- lysten derzeit noch nicht im Kurs der Volkswagen Aktie widerspiegelt.

Die Porsche AG schließlich kann sich durch den Börsengang nunmehr mit größerer unternehmerischer Freiheit entwickeln, wobei Synergien mit dem Volkswagen Kon- zern erhalten bleiben.

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Die Porsche SE konnte ihr Portfolio um eine zweite, starke Kernbeteiligung ergän- zen. Damit gelingt ihr eine verbesserte Diversifizierung und sie profitiert von einem zweiten Dividendenstrom. Mit dem Erwerb der Sperrminorität an der Porsche AG hat die Porsche SE künftig einen direkten, maßgeblichen Einfluss auf die Porsche AG, während die Stimmrechtsmehrheit mit 75 Prozent minus einer Aktie der Stammaktien bei Volkswagen verbleibt. Darüber hinaus hat die Porsche SE einen wichtigen Finanzierungsbeitrag für eine erfolgreiche Transformation des Volkswa- gen Konzerns geleistet. Als dessen Ankeraktionär unterstützen wir diese Transformation und sehen darin einen weiteren erheblichen Werthebel, sowohl für Volks- wagen als auch für die Porsche AG.

Der Erwerb von Porsche AG Stammaktien im Gesamtwert von 10,1 Mrd. Euro ba- siert auf einem soliden Finanzierungsplan. Der Kaufpreis für die erste Tranche über 17,5 Prozent plus einer Aktie in Höhe von 7,1 Mrd. Euro wurde vollständig fremdfi- nanziert. Dagegen konnten wir den Erwerb der zweiten Tranche über 7,5 Prozent der Stammaktien mit einem Kaufpreis von 3,0 Mrd. Euro vollständig durch die Son- derdividende finanzieren, die die Volkswagen AG im Rahmen der Transaktion an ihre Aktionäre ausgeschüttet hat.

Im Vorfeld der Transaktion hatte die Porsche SE mit einem internationalen Banken- konsortium einen Finanzierungsvertrag im Volumen von ursprünglich 8,9 Mrd. Euro abgeschlossen. Wir konnten uns hierbei attraktive Konditionen sichern.

Als ersten Schritt der langfristigen Ausfinanzierung der zum Anteilserwerb an der Porsche AG aufgenommenen Brückenfinanzierung haben wir im März 2023 ein Schuldscheindarlehen im Volumen von rund 2,7 Mrd. Euro platziert. Den Investoren wurden hierbei Laufzeiten von drei, fünf, sieben und zehn Jahren angeboten. An-

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gesichts der hohen Nachfrage wurde das ursprünglich angestrebte Volumen signifi- kant übertroffen und die Verzinsung am unteren Ende der Vermarktungsspanne festgelegt. An dem Schuldscheindarlehen haben sich rund 120 institutionelle Inves- toren wie Banken, Pensionsfonds und Versicherungen beteiligt. Mit dem erreichten Volumen haben wir einen bedeutenden Schritt bei der Refinanzierung gemacht. Und wir sind stolz darauf, sagen zu können, dass wir die größte jemals durch ein Unternehmen getätigte Schuldscheintransaktion erreichen konnten. Das hohe Inte- resse der Investoren hat die Attraktivität der Porsche SE auch für Fremdkapitalge- ber eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Als zweiten Schritt der Ausfinanzierung hat die Porsche SE Ende April 2023 eine Anleihe im Volumen von 750 Millionen Euro begeben. Die Anleihe hat eine Laufzeit bis September 2028. Die Anleihe wurde im Markt stark nachgefragt und konnte mit einem mehrfach überzeichneten Orderbuch platziert werden. Um gezielt auch Pri- vatanlegern die Möglichkeit zur Investition zu geben, haben wir für die Anleihe eine kleine Stückelung von 1.000 Euro pro Anteil gewählt. Nach der sehr erfolgreichen Platzierung unseres Schuldscheins ermöglichen wir damit neuen Investorengrup- pen, sich an der Porsche SE auf der Fremdkapitalseite zu beteiligen.

Nach diesen beiden langfristigen Finanzierungen wurde die im Rahmen des Er- werbs von Stammaktien der Porsche AG aufgenommene Brückenfinanzierung be- reits im Mai 2023 vollständig zurückgeführt. Damit besteht für die Porsche SE bis ins Geschäftsjahr 2026 kein wesentlicher Refinanzierungsbedarf.

Die Finanzierungssituation der Porsche SE ist sehr komfortabel. Vor wenigen Ta- gen haben wir das attraktive Marktumfeld zur Platzierung einer weiteren Anleihe genutzt. Die Anleihe mit einem Volumen von 1,25 Milliarden Euro teilt sich in zwei Tranchen mit Laufzeiten bis September 2027 und September 2030 auf. Es handelt

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sich damit um eine der weltweit größten Anleiheplatzierungen ohne Rating. Durch die Platzierung ist es uns gelungen, die noch vorhandene Bankenfinanzierung wei- ter zu reduzieren und die Finanzierungskosten und Laufzeit zu optimieren.

Die Beteiligung an der dividendenstarken Porsche AG erfolgte mit einer klaren Fi- nanzierungsstrategie. Wir beabsichtigen, die Verschuldung in den kommenden Jah- ren konsequent zurückzuführen. Dabei richten wir unsere langfristige Finanzie- rungsstruktur weiterhin an den Investment Grade-Anforderungen aus. Eine Eigen- kapitalquote nahe von 100 Prozent erscheint uns jedoch auch aus Investorensicht nicht zwingend als Optimum. Auch langfristig ist daher Fremdkapital als Teil unse- rer Kapitalstruktur durchaus denkbar.

Im Zeitraum vom 29. März 2022 bis 6. Mai 2022 wurden Vorzugsaktien der Volks- wagen AG für rund 400 Mio. Euro erworben. Die Beteiligung der Porsche SE an der Volkswagen AG stieg damit auf 31,9 Prozent des gezeichneten Kapitals. Der Anteil der Porsche SE an den Stammaktien der Volkswagen AG beträgt weiterhin 53,3 Prozent. Die Porsche SE bekennt sich unverändert zur Rolle der Gesellschaft als langfristig orientierter Ankeraktionär der Volkswagen AG. Wir sind von den Zu- kunftsaussichten und damit auch vom Wertsteigerungspotenzial des Volkswagen Konzerns überzeugt.

Ich komme nun zu den Ergebniszahlen der Porsche SE. Unser Konzernergebnis nach Steuern konnten wir im Geschäftsjahr 2022 auf 4,8 Mrd. Euro steigern, nach 4,6 Mrd. Euro im Vorjahr. Maßgeblich beeinflusst ist dieses Konzernergebnis nach Steuern durch das At-Equity-Ergebnis aus unserer Kernbeteiligung an der Volks- wagen AG mit 4,5 Mrd. Euro. Insgesamt hat sich der Volkswagen Konzern trotz der noch immer spürbaren Folgen der Covid-19-Pandemie sowie dem andauernden Krieg Russlands gegen die Ukraine und den daraus folgenden Problemen mit den

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Porsche Automobil Holding SE published this content on 30 June 2023 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 30 June 2023 08:06:08 UTC.