HANNOVER (dpa-AFX) - Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) mahnt die Bundesregierung zu einer schlüssigeren Strategie beim Ökostrom-Ausbau. Angesichts des Atom- und Kohleausstiegs bleibe nicht mehr viel Zeit, um Pläne für eine sichere Energieversorgung zu entwickeln, sagte Gewerkschaftschef Michael Vassiliadis am Montagabend in Hannover: "Ich habe den Eindruck, dass vor allem Abschaltpläne diskutiert werden. Meine Forderung ist, einen Einschaltplan vorzulegen." Der IG-BCE-Vorsitzende bezog sich damit auch auf den stockenden Ausbau bei erneuerbaren Energien - vor allem bei der Windkraft an Land erschweren Regulierungen, umstrittene Abstandsregeln und Akzeptanzprobleme eine stärkere Nutzung.

"Abschalten ist kein großes Problem - wenn gleichzeitig eingeschaltet wird", sagte Vassiliadis. Dass hierzu bei schrittweise wegfallendem Atom- und Kohlestrom Konzepte für eine hinreichende Versorgung vorlägen, könne er "im Moment noch nicht greifen". Der IG-BCE-Chef hatte schon nach dem Beschluss des Klimapakets betont, dass weitere Klärungen zur Neugestaltung der Energiewende nötig seien.

In dieser Woche könnten etwa Entscheidungen dazu fallen, wie genau Kraftwerksbetreiber für das Abschalten ihrer Meiler entschädigt werden. Die Ministerpräsidenten der Kohle-Länder wollen sich zudem mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) treffen. Vor knapp einem Jahr hatte sich die Kohlekommission auf einen Ausstieg bis 2038 verständigt.

Die Klimadebatte und der langfristige Aufbau einer schonenderen Industrie seien inzwischen auch in weiten Teilen der Belegschaften anerkannt, sagte der IG-BCE-Chef. Viele Mitarbeiter wünschten sich dabei aber mehr Hilfe und Begleitung in Wirtschaft und Politik. Für ihn selbst gelte: "Ich bin durch mit der Kohle, wenn wir es sozialverträglich hinkriegen."/jap/DP/stw