Liestal (awp) - Für das Spezialitätenpharma-Unternehmen Santhera dürfte das Jahr 2016 in puncto Umsatzentwicklung einen Wendepunkt bedeuten. Mit 19,0 Mio CHF liegen die Erlöse nach vorläufigen Zahlen um 340% über dem Vorjahreswert. Getragen wurde diese Entwicklung massgeblich von den Verkäufen des Mittels Raxone. Die flüssigen Mittel zum Jahresende 2016 beziffert Santhera auf 49,8 Mio CHF nach 76,9 Mio Ende 2015. Unter dem Strich rechnet Santhera für 2016 mit einem Verlust zwischen 33 und 38 Mio CHF.

Santhera-CEO Thomas Meier zeigt sich denn auch in einer Telefonkonferenz sichtlich zufrieden. Sein Unternehmen habe sowohl bei der Umsatzentwicklung aber auch bei den Pipeline-Projekten wichtige Fortschritte gemacht. Und auch für das laufende Jahr zeigt er sich zuversichtlich, dass sein Unternehmen weitere Fortschritte machen werde.

Wie Santhera berichtet, wurde Raxone zur Behandlung von Leberscher Hereditärer Optikus-Neuropathie (LHON) in 15 EU-Ländern verkauft, wobei der Grossteil des vorläufigen Umsatzes aus Frankreich und Deutschland stammt. Basierend auf der Anzahl der verkauften Packungen wird geschätzt, dass zum Jahresende 2016 mehr als 280 LHON-Patienten mit Raxone behandelt wurden. Zum Vergleich: Für das Jahresende 2015 schätzt Santhera die Zahl auf etwa 120.

Einen deutlichen Umsatzanstieg hat Santhera vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2016 verzeichnet. In diesem Zeitraum lag der Nettoumsatz mit Raxone bei 11,8 Mio CHF, was gegenüber der ersten Jahreshälfte einem Plus um 64% entsprach, führt Meier weiter aus.

Für 2017 nennt der CEO eine Spanne von 21 bis 23 Mio CHF als möglichen Umsatz. Gleichzeitig räumt der Manager ein, dass sie durchaus etwas konservativer gestaltet sei. "Damit tragen wir der Tatsache Rechnung, dass es in einigen Ländern noch einige Unbekannte mit Blick auf die künftige Arzneimittelerstattung gibt".

Gefragt nach dem klar verhaltener erwarteten Umsatzplus für 2017 erklärt Meier zudem, dass in Ländern wie etwa Deutschland die Preisflexibilität der ersten zwölf Monate abgelaufen sei und die nun fixierten Preise unter diesen lägen. "Gleichzeitig werden die Einnahme-Ströme damit aber berechenbarer und die Entwicklung selbst stabiler", betont er die Vorteile dieser Regelungen.

FRANKREICH UND DEUTSCHLAND STEUERN LÖWENANTEIL ZUM UMSATZ BEI

In Ländern wie Deutschland, Schweden, Norwegen und Luxemburg ist es Santhera bis Ende 2016 gelungen, eine volle Arzneimittelerstattung für Raxone zur Behandlung von LHON zu vereinbaren. In einigen anderen Ländern, einschliesslich Frankreich, werde die Verfügbarkeit von Raxone wiederum durch spezielle Vergütungssysteme geregelt. Man gehe aber derzeit davon aus, im Laufe dieses Jahres die volle Arzneimittelerstattung in zusätzlichen EU-Ländern zu erreichen.

Darüber hinaus hat das Unternehmen im abgelaufenen Jahr in der EU und der Schweiz Zulassungsanträge (Marketing Authorization Applications, MAA) für Raxone zur Behandlung von Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) eingereicht und auch bei den übrigen Produktentwicklungsprogrammen bedeutende Fortschritte erzielt. Über mögliche Umsatzentwicklungen in dieser Indikation wolle er sich zum aktuellen Zeitpunkt aber noch nicht äussern, betont Meier. Das sei zu früh.

PARTNERSUCHE NICHT AUSGESCHLOSSEN

Aktuell rekrutiert Santhera Patienten für eine Phase I/II Studie (IPPoMS) mit Raxone bei primär progredienter Multipler Sklerose (PPMS). Sollten die Daten positiv ausfallen, werde man sich voraussichtlich nach einem geeigneten Partner umschauen, da sein Unternehmen selbst zu geringe Kenntnisse auf dem Gebiet der MS hab, kündigt Meier an.

Am Markt werden die Daten und Zahlen von Santhera am Donnerstagnachmittag mit einem Kursplus von 1,1% auf 72,25 CHF quittiert. Der Gesamtmarkt (SPI) legt um 0,5% zu.

hr/cp