GÖTTINGEN (dpa-AFX) - Der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius baut sein Geschäft mit einer kleineren Übernahme aus. Für 360 Millionen Euro solle der Aufreinigungsspezialist BIA Separations übernommen und in die Tochter Sartorius Stedim Biotech eingegliedert werden, teilte das im MDax notierte Unternehmen am späten Freitagabend in Göttingen mit. An der Börse wurde die Nachricht positiv aufgenommen. Die Sartorius-Vorzugsaktien erklommen ein Rekordhoch.

240 Millionen sollen bar bezahlt werden und 120 Millionen Euro in Sartorius-Stedim-Anteilen. Zum Vergleich: Sartorius wird nach dem jüngsten Höhenflug der Aktien an der Börse derzeit fast 26 Milliarden Euro und die Tochter Sartorius Stedim Biotech, an der die Göttinger 74 Prozent der Anteile halten, mit etwas mehr als 28 Milliarden Euro bewertet.

"Beide Parteien haben darüber hinaus drei Tranchen ergebnisabhängiger Earn-out-Zahlungen über die nächsten fünf Kalenderjahre vereinbart", hieß es weiter. Die Transaktion unterliege den üblichen Abschlussbedingungen und soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.

BIA Separations beschäftigt am Hauptsitz im slowenischen Ajdovscina den Angaben nach etwa 120 Mitarbeiter. Für 2020 wird ein Umsatz von zirka 25 Millionen Euro erwartet. Das Unternehmen soll in den kommenden Jahren ein starkes zweistelliges Umsatzplus erzielen. Zudem soll durch den Zukauf die Marge des Konzerns steigen.

Das 1998 gegründete Unternehmen BIA Separations ist nach eigenen Angaben derzeit dabei, die Produktionskapazität mehr als zu vervierfachen. Die Inbetriebnahme sei für Anfang 2021 vorgesehen. "Zusätzlich baut das Unternehmen seine marktführenden Dienstleistungen auf dem Gebiet der Prozessentwicklung erheblich aus", teilte Sartorius mit. Analysten lobten den Zukauf als strategisch sinnvoll. Einige monierten, dass der Kaufpreis etwas teuer erscheint.

Die Vorzugsaktien von Sartorius zogen dennoch um bis zu 3,6 Prozent auf 377,20 Euro an und waren damit so teuer wie noch nie. Die Papiere gehören seit einiger Zeit zu den größten Gewinnern am deutschen Aktienmarkt. Alleine in diesem Jahr gewann das Papier 95 Prozent. Seit dem Herbst 2010 summieren sich die Gewinne auf fast 8400 Prozent und über 20 Jahre gesehen sind es sogar knapp 16 000 Prozent.

Das Aktienkapital des 1870 als feinmechanische Werkstatt für Analysenwaagen gegründeten und seit 1990 an der Börse notierten Unternehmens ist zu gleichen Teilen in Stamm- und Vorzugsaktien aufgeteilt. Die Hälfte der 37,4 Millionen Stammaktien gehört einer Erbengemeinschaft, auf weitere fünf Prozent hat die Familie direkten Zugriff.

Rund 34 Prozent der Stammaktien gehören dem US-Unternehmen Bio-Rad Laboratories - nur zwei Prozent sind im Streubesitz. Ganz anders sieht es bei den Vorzugsaktien aus - hier werden 91 Prozent im Streubesitz gehandelt, der Rest liegt bei Sartorius selbst.

Wichtigster und wertvollster Bestandteil des Göttinger Konzerns ist die französische Tochter Sartorius Stedim Biotech. Das Unternehmen ist aus der Fusion der Sartorius Biotechnologie-Sparte mit dem französischen Unternehmen Stedim entstanden. Die Sartorius-Stedim-Aktie ist an der französischen Börse notiert - deren Kurs hat sich in diesem Jahr mehr als verdoppelt./zb/ngu/mis