Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

DETAILHANDEL: Migros und Coop haben im Vergleich mit anderen europäischen Detailhändlern die höchsten Bruttomargen. Das zeigt ein Vergleich des deutschen Beratungsunternehmens Deekeling Arndt Advisors im Auftrag des Schweizer Markenverbandes Promarca. Über die Auswertung berichtete am Sonntag die "Schweiz am Sonntag". Sie liegt auch der Nachrichtenagentur SDA vor. Demnach erzielte die Migros 2015 mit 40,2 Prozent die höchste Bruttomarge. Aber auch Coop liegt mit 29,8 Prozent weit vor anderen Detailhändlern. Die Bruttomarge zeigt das Verhältnis von Umsatz und Warenaufwand. Sie gibt also an, wie viel ein Detailhändler nach Abzug der Warenkosten verdient. Noch nicht eingerechnet sind weitere Kosten etwa für Verwaltung, Marketing oder Vertrieb. (SoS, S. 21, siehe auch separate Meldung)

FLUGHAFEN: Der Flughafen Genf will jährlich rund 150 Mio CHF investieren, um die steigenden Passagierzahlen bewältigen zu können. Die Investitionen sollen teils mit Eigenmitteln finanziert werden, teils mit Krediten. Vom Kanton Genf erhält der Flughafen dafür keine Subventionen, wie Flughafen-Chef André Schneider in einem Interview mit der Westschweizer Sonntagszeitung "Matin Dimanche" sagt. An den Besitzerkanton schüttet der Kanton jeweils die Hälfte seines Gewinns aus, seit 2010 waren das laut Schneider über 217 Mio. Die Arbeiten in Genf haben bereits begonnen. Das Hauptterminal wurde vergrössert, um mehr Platz für die Reisenden und Check-in-Schalter zu schaffen. Bis in zehn Jahren soll sich der Platz fast verdoppeln. (Matin Dimanche)

GESUNDHEITSKOSTEN: In der Schweiz hält das rasante Wachstum der Gesundheitskosten offenbar unvermindert an. Die Kosten in der Grundversicherung seien vergangenes Jahr um 3,4% gestiegen und damit fast gleich stark wie schon 2015, berichtet die "NZZ am Sonntag". Dies zeige das aktuelle Monitoring des Bundesamtes für Gesundheit. Demnach fielen pro Einwohner Ausgaben von brutto 3'763 CHF an, gut 110 CHF mehr als im Vorjahr. Berücksichtige man nur die effektiv 2016 entstandenen Kosten und klammere spät abgerechnete Leistungen aus dem Vorjahr aus, betrage das Wachstum gar 4,6%. Zu diesem Anstieg hätten fast alle Bereiche beigetragen. (NZZaS, S. 10)

GELDWÄSCHE UND KORRUPTION: Bei der Bundesanwaltschaft arbeitet in der Abteilung Wirtschaftsdelikte bereits seit 2015 eine Taskforce gegen straffällige Firmen. Insgesamt seien aufgrund von Ermittlungen dieser Gruppe fünf Firmen wegen Geldwäsche und Korruption zu Zahlungen von mehr als 252 Mio CHF verurteilt worden, schreibt die "Sonntagszeitung". Darunter fielen auch die Bussen gegen den brasilianische Baukonzern Odebrecht oder den Rohstoffhändler Nirtochem. Geleitet werde diese Gruppe von Oliver Thormann, Chef der Abteilung Wirtschaftsdelikte. "Unsere Gruppe wurde geschaffen, um eine gemeinsame Strategie im Kampf gegen Geldwäsche und Korruption zu erarbeiten", wird Thormann zitiert. Die Erfahrung mit dieser Strafnorm hätten stark zugenommen. "Unser Ziel ist es, alle Gewinne einzuziehen, die durch Geldwäsche und Korruption erwirtschaftet wurden". (SoZ, S. 36)

MEDIEN: Der abtretende SRG-Generaldirektor Roger de Weck hält wenig von einer Werbeeinschränkung für die SRG - beispielsweise keine Werbespots mehr ab 20 Uhr zu senden. Eine Deckelung der Werbeeinnahmen könnte er sich aber vorstellen. "Wir sind offen für neue Geschäftsmodelle in Sachen Werbung", sagte de Weck in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag". Die SRG könnte beispielsweise zu einer gewissen Schwelle an Werbeeinnahmen verpflichtet werden. "Überschreiten die Werbeeinnahmen der SRG diese Schwelle, fliesst ein Teil davon in die indirekte Förderung von Medien." Sein Nachfolger Gilles Marchand habe dies so vorgeschlagen. "Solche Modelle sind gescheiter als eine Einschränkung der Werbung bei der SRG", sagte der SRG-Chef. Er zeigt sich überzeugt: Von einer Beschränkung würden vor allem die deutschen und französischen Kanäle mit ihren Schweizer Werbefenstern profitieren. (NZZaS, S. 20, siehe auch separate Meldung)

SBB: Der Bahnbetrieb im neuen Gotthard-Basistunnel läuft nach Informationen der "SonntagsZeitung" nicht so reibungslos wie die SBB angeben. Der Anteil der verspäteten Züge liegt mit 13,2 Prozent weiterhin über dem schweizerischen Durchschnitt. Handlungsbedarf bei der Pünktlichkeit räumte auch die SBB ein. Kritik am Betrieb kommt aber beispielsweise auch von der Alpeninitiative. Diese kritisiert, dass das Potenzial für Güterzüge nicht ausgeschöpft und somit zu wenig für die Verlagerung von Lastwagenfahrten auf die Schiene getan wird. Um mehr Güterzüge durch den Tunnel fahren zu lassen, müsste die SBB die Geschwindigkeit der Personenzüge drosseln, was für die Passagiere eine zwanzig Minuten längere Fahrt bedeuten würde. (SoZ, S. 37)

SCHINDLER: Der Aufzug- und Fahrtreppenbauer Schindler will nach der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran in das Land zurückkehren. Noch dieses Jahr will der Lift- und Rolltreppenhersteller entscheiden, ob er dafür eine Tochtergesellschaft aufbauen, eine Firma zukaufen oder das Vertriebsnetz erweitern will. "Wir sollten uns im Jahr 2017 entschieden und die ersten Schritte gemacht haben", sagt Schindler-Chef Thomas Oetterli im Interview mit der "SonntagsZeitung". Ebenfalls mitspielen will Schindler bei der Digitalisierung von Gebäuden. Heute verkauft das im luzernischen Ebikon ansässige Unternehmen bereits viele Lifte in Wolkenkratzern zusammen mit einer Technologie, die Besucher eines Gebäudes anhand eines Badge oder eines Smartphones erkennt. (SoZ, S. 38, siehe auch separate Meldung)

UNTERNEHMENSSTEUER I: Nach dem Nein zur Unternehmenssteuerreform III werben Beratungsfirmen mit einem Vorgehen, mit dem die heute speziell besteuerten Firmen möglicherweise noch tiefere Steuern bezahlen könnten. Wenn diese nämlich freiwillig auf ihre Privilegien verzichten und gleichzeitig stille Reserven auflösen können, können sie ihren Geschäftsaufwand erhöhen und damit die Steuern senken. Die Unternehmensberatungsfirmen PWC und KPMG erwähnen diese Möglichkeit, wie die "Schweiz am Sonntag" berichtet. Für die betroffenen Kantone würde das bedeuten, dass sie weniger Steuern einnehmen, gleichzeitig aber mehr in den Finanzausgleich einzahlen müssten. Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler sagte, der Kanton würde es "spüren", wenn mehr als eine Handvoll Firmen diesen Weg wählen würde. Die Basler Finanzdirektorin Eva Herzog kritisiert die Unternehmensberater dafür, dass sie dieses Vorgehen empfehlen. (SaS, S. 2)

UNTERNEHMENSSTEUER II: Die Basler Finanzdirektorin Eva Herzog zeigt sich offen, eine Neuauflage der Unternehmenssteuerreform mit der Reform der Altersvorsorge zu verknüpfen. Sie persönlich finde diese Variante "interessant", sagte die SP-Politikerin im Interview mit der "NZZ am Sonntag". "Die Sieger auf der linken Seite mässigen sich bei den Forderungen bezüglich einer neuen Steuerreform, dafür kommt man ihnen bei der Altersvorsorge entgegen." Die Linke könne bei der Steuerreform aber nicht zu viel fordern, sonst komme keine Einigung mit der bürgerlichen Seite zustande. "Alle müssen aufeinander zugehen." Gegen eine solche Verknüpfung spricht sich dagegen der Finanzdirektor der Stadt Zürich, Daniel Leupi (Grüne), in einem Interview mit der Zeitung "Schweiz am Sonntag" aus. Er - wie auch Herzog - lehnt zudem eine Aufspaltung der Steuervorlage ab. (NZZaS, S. 8, SaS, S. 2, siehe auch separate Meldung)

UNTERNEHMENSSTEUER III: Der Aargauer SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner fordert nach dem Nein zur Unternehmenssteuerreform III personelle Konsequenzen an der Spitze des Wirtschaftsdachverbandes Economieuisse und bei anderen Wirtschaftsverbänden. "Ich rate dazu, die Köpfe von Economieuisse - (Red.: Präsident Heinz) Karrer und (Red.: Direktorin Monika) Rühl - auszuwechseln." Beide hätten ein "Verliererimage" und kein Profil. Der Verband, den er ein "Forum freisinniger Weichduscher" nennt, sei vor allem bei der SVP-Basis umstritten. Ebenfalls zu diskutieren ist aus Giezendanners Sicht die Spitze des Arbeitgeberverbands sowie des Verbandes Swissmem. Keine Aussagen macht Giezendanner zum Schweizerischen Gewerbeverband (SGV), der die Ja-Kampagne zur Steuerreform operativ führte und dessen Präsident der SVP angehört. (SaS, S. 3)

UNTERNEHMENSSTEUER IV: "Wir haben verloren, weil die Vorlage schlecht war" - so analysiert SVP-Nationalrat und Gewerbeverbands-Präsident Jean-François Rime die Niederlage bei der Abstimmung zur Unternehmenssteuerreform III. Der Gewerbeverband und Economiesuisse hätten getan, was möglich sei, sagte der Freiburger der Westschweizer Zeitung "Le Matin Dimanche". Doch mit einem so komplizierten Projekt, bei dem auch noch präzise Zahlen gefehlt hätten, sei es schwierig, eine gute Abstimmungskampagne zu machen. Bei einer Neuauflage der Steuerreform müssten die Kantone und nach Möglichkeit auch die grossen Städte eingebunden werden.

yr/