Bern (awp) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) begründet ihren überraschenden und vor allem deutlichen Zinsschritt mit merklichen Inflationsgefahren in der Schweiz. Vor allem das Risiko für sogenannte Zweitrundeneffekte sei gestiegen. Dem steigenden inflationären Druck treten die Notenbanker mit höheren Zinsen entgegen.

"Wir haben uns für eine Zinserhöhung von einem halben Prozentpunkt entschieden, weil es inzwischen Anzeichen dafür gibt, dass die Inflation auch auf Waren und Dienstleistungen übergreift, die nicht direkt vom Krieg in der Ukraine und den Pandemiefolgen betroffen sind", sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag im Rahmen der geldpolitischen Lagebeurteilung.

Im heutigen Umfeld würden Preiserhöhungen rascher weitergegeben und auch einfacher akzeptiert, als dies noch bis vor kurzem der Fall gewesen sei. "Es besteht also die Gefahr, dass sich Zweitrundeneffekte verfestigen, wenn die Inflation längere Zeit oberhalb von zwei Prozent liegt", so der Notenbanker weiter.

Unter Zweitrundeneffekten versteht man Preiserhöhungen als Reaktion auf vorangegangene Kostensteigerungen. Sie treten also etwa dann auf, wenn in Reaktion auf die gestiegene Inflation höhere Löhne vereinbart werden.

Gleichzeitig warnt Jordan: Um die Inflation auf mittlere Frist im Bereich der Preisstabilität zu stabilisieren, könnten in absehbarer Zukunft weitere Zinserhöhungen nötig werden. Bekanntlich peilt die SNB eine Inflation von höchstens 2 Prozent an; für 2022 sagte sie aber auch nach dem Zinsschritt eine Jahresteuerung von 2,8 Prozent voraus.

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