FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens Energy will nach den Worten von CEO Christian Bruch die mit dem Bund ausgehandelten Rückgarantien auch mit Blick auf das angekündigte Dividendenverbot nur so kurz wie möglich nutzen. "Es ist unser Interesse und das Interesse unserer Aktionäre, das so kurz wie möglich zu gestalten. Daher gehe ich mal von unter zwei Jahren aus", sagte er auf der Bilanzpressekonferenz in München. Die mit dem Bund ausgehandelte Struktur erlaube aber eine sichere Planung für zwei Jahre.

Bruch machte deutlich, dass die genauen Konditionen der Vereinbarung jetzt mit dem Bund noch ausgehandelt werden müssen. Dabei werde es neben den Gebühren auch um das Dividendenverbot gehen, das Berlin wolle. Eine solche Regelung sei eigentlich "unüblich", sagte Bruch. Das werde man mit der Bundesregierung diskutieren. "Aber solange wir Verluste machen und der Bund da Rückgarantien gibt, verstehe ich absolut diese Forderung", sagte er.

Im nächsten Jahr werde Siemens aber ohnehin "in einer Situation sein, wo wir kein Nettoeinkommen generieren, und das ist ja die Voraussetzung für eine Dividende". Bruch sagte, man verhandele mit weiteren Ländern, "in denen wir Arbeitsplätze haben", über zusätzliche Garantien im Volumen von 3 Milliarden Euro. Er nannte in diesem Zusammenhang Spanien. Auch mit der Europäischen Entwicklungsbank sei man im Gespräch.

Siemens Energy habe selbst bereits 20 Milliarden Euro an Garantien für Großprojekte ausstehend, müsse aber zusätzliche Garantien ausgeben können, um "den immensen Auftragseingang insbesondere auch in den nicht Wind-Bereichen abarbeiten zu können". Mit 112 Milliarden Euro verfüge Siemens Energy über das mit Abstand größte Auftragsbuch in der Energietechnik in Europa. "Wenn der Wind-Bereich voll erfolgreich wäre, dann hätten wir die Diskussion so nicht gebraucht."

Deshalb werde gleichzeitig an der Verbesserung der Bilanz gearbeitet. Rund 2,1 Milliarden Euro Cash bekommt das Unternehmen von seinem früheren Mutterunternehmen für 18 Prozent an der indischen Siemens Ltd. Weitere Veräußerungen sind geplant. Finanzchefin Maria Ferraro kalkuliert im laufenden Geschäftsjahr mit Mittelzuflüssen in der Größenordnung von 2,5 bis 3 Milliarden Euro. Sie äußerte die Erwartung, dass sich die von S&P angedrohte Senkung der Bonitätsbewertung auf eine Stufe unter dem Investmentgrade-Rating noch abwenden lässt. S&P habe erklärt, man warte für die Entscheidung den Kapitalmarkttag in der nächsten Woche noch ab, sagte sie.

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November 15, 2023 06:31 ET (11:31 GMT)