Düsseldorf (Reuters) - Der Energietechnik-Konzern Siemens Energy hat im ersten Quartal wegen der Verluste der spanischen Windturbinen-Tochter Siemens Gamesa einen Nettoverlust von mehr als einer halben Milliarde Euro eingefahren.

Nach Steuern habe der Verlust 598 Millionen Euro betragen nach einem Fehlbetrag von 246 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. "Der angestrebte Rückzug von Siemens Gamesa von der Börse wird dabei helfen, sich auf die Lösung der operativen Probleme und den Turnaround zu konzentrieren", sagte Siemens-Energy-Chef Christian Bruch. Positiv schlug zu Buche, dass der Auftragsbestand des Gesamtkonzerns mit 98,8 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert markierte.

"Die Wende bei Siemens Gamesa ist der Schlüssel", sagte Bruch. Die erneuten Verluste bei Gamesa seien ein harter Schlag gewesen. Die spanische Tochter belastet den Konzern seit Jahren. In der vergangenen Woche hatte Gamesa wegen unerwartet hoher Garantie- und Wartungskosten für das erste Quartal einen Verlust von 884 Millionen Euro ausgewiesen. Siemens Energy nimmt nach der erfolgten Übernahme Gamesa jetzt von der Börse. Das Management erwartet davon jährliche Synergieeffekte von rund 300 Millionen Euro.

AKTIONÄRE FORDERN DURCHGREIFEN BEI SPANISCHER PROBLEMTOCHTER

Die Beteiligung lag nach Angaben von Finanzchefin Maria Ferraro zuletzt bei 97,6 Prozent. Zum Erwerb sämtlicher Anteile plane Siemens Energy Kapitalmaßnahmen von bis zu 1,5 Milliarden Euro. Am Markt kam das nicht gut an. Die Aktie notierte zeitweise über vier Prozent im Minus.

Auf der virtuellen Hauptversammlung machten auch Aktionäre ihrer Unzufriedenheit über die anhaltenden Probleme in Spanien Luft. Die Fondsgesellschaft Deka Investment forderte ein entschiedenes Handeln. "Wir sehen die Übernahme von Gamesa als unausweichlich an. Nur dann kann Siemens Energy durchregieren und Gamesa wieder auf Kurs bringen", sagte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei dem Fondsanbieter. Im Zentrum stehe das Onshore-Geschäft. "Hohe Kosten, Verzögerungen und schlechtes Produktmanagement sind hier auf der Tagesordnung." Prozesse in der Fertigung und Projektabwicklung müssten verbessert werden.

Bruch stellte für 2025 für den Gesamtkonzern schwarze Zahlen in Aussicht. Wie 2024 verlaufe, sei noch nicht absehbar. Das werde noch geprüft. Für 2023 erwartet der Konzern einen Nettoverlust auf dem Niveau des Vorjahreswertes von minus 647 Millionen Euro. Bruch hob derweil unter anderem die Zuwächse bei den Bestellungen von Produkten rund um die konventionelle Stromerzeugung und die aus erneuerbarer Energie hervor. "Das Wachstum unseres Auftragseingangs zeigt, dass wir das richtige Portfolio haben, um von der Energiewende zu profitieren."

(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)