Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zu Energiethemen, -versorgung und -sicherheit in Deutschland:


Energiewirtschaft enttäuscht von Eigenkapitalverzinsung für Netzinvestitionen 

Die deutsche Energiewirtschaft zeigt sich enttäuscht, dass die Bundesnetzagentur bei der Eigenkapitalverzinsung von Anlagen im Strom- und Gasbereich lediglich die Zinssätze für Neuanlagen angehoben hat, nicht aber wie üblich für alle in den Netzen gebundenen Investitionen. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sagte, damit zeige sich, dass das Netzgeschäft keineswegs wirtschaftlich risikofrei sei. Positiv sei zwar, dass die höhere Eigenkapitalverzinsung für Neuinvestitionen nicht wie anfangs geplant jährlich festgelegt werden soll. Kritisch sei aber, dass eingesetztes Eigenkapital je nach Netzinvestition unterschiedlich vergütet werde. "Der Investitionsbedarf bei den Netzen ist enorm: Allein für den erforderlichen Ausbau der Stromübertragungsnetze sind laut aktuellem Netzentwicklungsplan etwa 250 Milliarden Euro Investitionen notwendig", so Andreae.


Netzagentur erhöht bei Neuanlagen Eigenkapitalrendite für Netzbetreiber 

Die Bundesnetzagentur hat die Eigenkapitalrendite von Neuanlagen im Strom- und Gasbereich für Netzbetreiber festgelegt. Ihnen werden höhere Gewinnmöglichkeiten eingeräumt, um so den Anreiz zum schnelleren Ausbau der Netze zu erhöhen. Dieser Ausbau ist wichtig für den Zubau an Ökostromanlagen. Für Bestandsanlagen ist keine Anpassung vorgesehen, da sich der Behörde zufolge das gestiegene Zinsumfeld kaum auf Bestandsinvestitionen auswirkt. Laut Bundesnetzagentur wird sich der Eigenkapitalzinssatz für Neuinvestitionen im Kapitalkostenaufschlag künftig aus einem jährlich variablen Basiszins (der Umlaufsrendite) zuzüglich eines konstanten Wagniszuschlags von 3 Prozent ergeben. Mit der mittleren Umlaufsrendite des Jahres 2023 von rund 2,9 Prozent hätte sich damit für 2023 ein Zinssatz in Höhe von rund 7,23 Prozent ergeben (inklusive Gewerbesteuer rund 8,25 Prozent). Bei der aktuellen Umlaufsrendite von ungefähr 2,5 Prozent würde sich ein Zins von 6,74 Prozent ergeben (inklusive Gewerbesteuer in Höhe von 7,69 Prozent). Welche Werte tatsächlich eintreten, lasse sich allerdings erst in dem jeweiligen Anschaffungsjahr einer Netzinvestition feststellen, so die Netzagentur.


BEE fordert dezentrales erneuerbares Back-up statt Bau von 50 Gaskraftwerken 

Anlässlich der Diskussion um die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung drängt die Erneuerbaren Branche auf smarte Lösungen. "Das Festhalten an der Systematik zentraler Kraftwerksstrukturen ist völlig kontraproduktiv. Auch kann der Bau neuer Kraftwerke an alten Standorten in eine Sackgasse führen und erhebliche Redispatchprobleme implizieren, wenn diese nicht zur neuen Erzeugungssystematik passen", warnte die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), Simone Peter. Der Fokus auf fossile Großkraftwerke, die in nicht absehbarer Zeit auf grünen Wasserstoff umgestellt werden sollen, passe weder zu den Klimazielen noch zur Dezentralität von Sonne und Wind und erst recht nicht zum klammen Bundeshaushalt. "Wir schaffen das Back-up für Sonne und Wind günstiger, schneller und sauberer als die konventionelle Kraftwerksbranche. Und resilienter ist ein heimisches Flexibilitätsportfolio ohnehin", so Peter.


Eon-Chef: Müssen politischer werden und uns mit AfD auseinandersetzen 

Der Energiekonzern Eon erwartet angesichts des Erstarkens der AfD eine härtere Auseinandersetzung um die Energiewende. "Wir müssen uns mit der AFD inhaltlich auseinandersetzen", sagte Konzernchef Leonhard Birnbaum am Dienstagabend in Berlin. Die Partei ziehe den menschengemachten Klimawandel in Zweifel und wolle die Eindämmung von CO2-Emissionen beenden. "Dem müssen wir argumentativ begegnen", sagte Birnbaum. "Ignorieren oder verweigern ist dagegen keine gute Option." Der Chef des Energiekonzerns äußerte sich vor dem Hintergrund erwarteter Wahlerfolge für die Partei in mehreren ostdeutschen Bundesländern in diesem Jahr.


Wirtschaftsministerium: Beschäftigtenzahl steigt im Bereich Energiewende 

Die Energiewende sichert nach Ansicht von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) den Wohlstand in Deutschland. Die Beschäftigung im Bereich der Energiewende hat im Jahr 2022 um 14,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Der Beschäftigungsstand bei erneuerbaren Energien lag 2022 bei 387.700 Personen, wie das Ministerium mitteilte. Damit habe das Jahr 2022 den höchsten Beschäftigungsstand seit 2012 und den größten jährlichen Zuwachs seit 2006 verzeichnet. "Der Ausbau der erneuerbaren Energien sichert in Deutschland auch Arbeitsplätze und schafft neue. Die Energiewende trägt damit zum Wohlstand und zur Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands entscheidend bei", sagte Habeck. Hauptreiber für die Beschäftigungsnachfrage sind laut Ministerium weiterhin mit deutlichem Abstand Investitionen in neue Erneuerbare-Energien-Anlagen und -Komponenten. Hier nahm die Beschäftigung um mehr als 23 Prozent zu. Die Beschäftigung für Betrieb und Wartung der Anlagen über alle Technologien stieg 2022 um knapp 3 Prozent.

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January 24, 2024 09:12 ET (14:12 GMT)