HANNOVER (dpa-AFX) - Der Versicherungskonzern Talanx sieht sich nach dem eingeleiteten Abschied aus der klassischen Lebensversicherung wieder etwas im Aufwind. Im abgelaufenen Jahr erzielte das Unternehmen mit Marken wie HDI und Targo Versicherung dank geringer Schäden durch Naturkatastrophen den zweithöchsten Gewinn seiner Geschichte. Die Erwartungen für 2016 schraubte Vorstandschef Herbert Haas bei der Bilanzvorlage am Montag in Hannover nach oben. Die Aktionäre können zudem sich über eine höhere Dividende freuen. Sie soll für 2015 wie von an Analysten erwartet von 1,25 auf 1,30 Euro je Aktie steigen.

Die Talanx-Aktie reagierte mit Kursgewinnen auf die Nachrichten. Kurz nach Handelsstart in Frankfurt lag sie mit 2,33 Prozent im Plus und war damit stärkster Wert im MDax .

Im abgelaufenen Jahr schnitt das Unternehmen besser ab als erhofft - auch wegen des Rekordgewinns beim weltweit drittgrößten Rückversicherer Hannover Rück , an dem Talanx die Mehrheit der Anteile hält. Aber auch im Erstversicherungsgeschäft, in dem das Unternehmen mit Branchengrößen wie Allianz und Axa konkurriert, lief es besser.

Konzernweit stieg der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um rund 15 Prozent auf 2,18 Milliarden Euro und fiel damit besser aus als von Experten erwartet. Der Überschuss ging zwar wegen des Umbaus im Deutschland-Geschäft um knapp fünf Prozent auf 734 Millionen Euro zurück. Allerdings hatte Haas sein Ziel wegen hoher Abschreibungen im Deutschland-Geschäft schon vergangenen Sommer auf 600 bis 650 Millionen Euro gesenkt.

Bei den Prämieneinnahmen zeigte sich derweil der Einfluss des schwachen Euro. Konzernweit zogen die Bruttoprämien um 9,7 Prozent auf 31,8 Milliarden Euro an, bereinigt um Währungskurse wäre der Anstieg nur etwa halb so hoch ausgefallen. Mit 47 Prozent stammte knapp die Hälfte der Prämien in der Erstversicherung aus dem Auslandsgeschäft. Während es "nur vereinzelt zu größeren Naturkatastrophenereignissen kam", wie Talanx es formulierte, schlug eine von Menschen ausgelöste Katastrophe wie auch bei anderen Versicherern besonders teuer zu Buche: Die Explosionen in der chinesischen Hafenstadt Tianjin kosteten Talanx konzernweit 154 Millionen Euro - der höchste Schaden des Jahres.

Für das laufende Jahr zeigte sich Haas jetzt optimistischer als noch vor wenigen Monaten. Statt "mehr als 700 Millionen Euro" peilt er unter dem Strich jetzt einen Gewinn von rund 750 Millionen Euro an. Das wäre etwas weniger als die 769 Millionen Euro aus dem Rekordjahr 2014. Analysten haben aber im Schnitt ohnehin einen Wert von 764 Millionen Euro auf dem Zettel. Belastend dürften sich die anhaltenden Niedrigzinsen auswirken, die gerade der Lebensversicherung in Deutschland zu schaffen machen. Haas erwartet, dass die Rendite auf die Kapitalanlagen des Konzerns nach 3,6 Prozent im Vorjahr nun nur noch mindestens 3 Prozent erreicht.

"Das Jahr 2015 haben wir genutzt, die notwendigen strategischen Weichenstellungen vorzunehmen", sagte Haas. So hatte Talanx den Unternehmenswert (Goodwill) des deutschen Lebensversicherungsgeschäfts im vergangenen Sommer auf Null abgeschrieben und den Ausstieg aus der klassischen Lebensversicherung mit Garantiezins beschlossen. Auch das Privat- und Firmenkundengeschäft wird gründlich umgebaut. Dabei steckt Talanx hohe Summen in die Digitalisierung und Automatisierung. "Wir sind auf Kurs, aber noch nicht am Ziel", sagte Haas.

So soll neue Software helfen, die Kosten in der Schaden-, Unfall- und Lebensversicherung von Privat- und Firmenkunden auf dem Heimatmarkt bis zum Jahr 2020 um 240 Millionen Euro zu senken. Bereits im November hatte Talanx mitgeteilt, hierzulande bis Ende des Jahrzehnts rund 600 Jobs und weitere Stellen im HDI-Vertrieb abzubauen. Die Aktionäre sollen darunter zumindest bei der Ausschüttungsquote nicht leiden. Talanx will auch für 2016 zwischen 35 und 45 Prozent des Nettogewinns als Dividende auszahlen./stw/zb/she/stb