Inhalt:
  • Sauber, schonend und hocheffizient
  • Weniger Wasser, aber viel mehr Strom
  • Getreidesorten brauchen zu viel Platz
  • Pilotprojekte liefern gute Ergebnisse

Schädlinge, Dürre oder Flut - Landwirt_innen haben es in Zeiten des Klimawandels nicht mehr einfach, ihre Ernte einzufahren. Trotzdem muss eine wachsende Weltbevölkerung versorgt werden. Eine Alternative zum herkömmlichen Anbau ist das Vertical Farming (dt. vertikaler Anbau).

Sauber, schonend und hocheffizient

Bei dieser Anbauform werden Pflanzen in Hallen oder Containern unter vollständig kontrollierten Bedingungen gezüchtet: LED-Lampen ersetzen den Sonnenschein und die Bewässerung findet in einem geschlossenen Kreislauf statt: Die Pflanzen stehen nicht in Erde, sondern in Behältern, durch die eine Nährstofflösung fließt. Das Wasser wird gesammelt und aufbereitet, während es auf dem Acker versickern würde. Pestizide sind beim Vertical Farming überflüssig, da die Räume frei von jeglichem Ungeziefer sind. Im Grunde werden die Pflanzen unter so sauberen Bedingungen angebaut, dass sie vor dem Verzehr noch nicht einmal gewaschen werden müssen.

Dadurch, dass beim Vertical Farming die Höhe genutzt wird, erhöht sich die Effizienz der genutzten Bodenfläche um ein Vielfaches: Eine solche Indoor-Farm kann das Äquivalent von 280 Hektar Ackerland erwirtschaften, in einem Gebäude so groß wie ein Supermarkt. Die kontrollierten Anbaubedingungen ermöglichen außerdem mehrere Ernten im Jahr, schließlich können die Tageslänge, das Klima und die gesamte Jahreszeit auf den Bedarf der Pflanzen hin ausgerichtet werden.

Weniger Wasser, aber viel mehr Strom

Der Nachteil: Die intensive Indoor-Landwirtschaft braucht zunächst ein passendes Gebäude mit der entsprechenden Technik. Das kostet Geld. Außerdem verbraucht das Vertical Farming viel Energie, das macht diese Form des Anbaus bislang nicht rentabel. Die Steigerung der Effizienz und die fallenden Preise für LEDs haben das Vertical Farming in den letzten Jahren allerdings bereits wettbewerbsfähiger gemacht. Trotzdem eignet es sich aktuell nur für bestimmte Zuchtpflanzen.

Getreidesorten brauchen zu viel Platz

Dazu gehören beispielsweise Kräuter, Blattgemüse und Erdbeeren. Diese eher kleinen Pflanzen lassen sich problemlos übereinander züchten. Klassische Getreidesorten wie Weizen und Mais wachsen zu hoch, um auf diese Art angebaut zu werden. Außerdem bringen sie deutlich weniger Gewinn pro Tonne. Ein Laib Brot aus vertikal angebautem Weizen würde wegen der hohen Stromkosten schätzungsweise über 20 Euro kosten. Auch Reis oder Kartoffeln benötigen zu viel Platz und sind für das Vertical Farming ungeeignet.

Um das Vertical Farming tragfähiger zu machen, könnten Solarpaneele auf dem Dach und an den Wänden der Gebäude die Stromkosten bei langfristiger Nutzung reduzieren. Das wird allerdings nicht ausreichen, die Indoor-Farmen damit autark zu betreiben. Stattdessen könnten aber im Vergleich zum herkömmlichen Anbau zusätzlich Transportkosten gesenkt werden, indem die Farmen direkt in den Städten angesiedelt werden.

Pilotprojekte liefern gute Ergebnisse

In Singapur sollen bis 2030 etwa 30 Prozent des Verbrauchs aus Vertical Farming stammen. Bislang muss der kleine Tigerstaat 90 Prozent aller Lebensmittel importieren. Auch in Wüstengebieten wie in Dubai bringt das Vertical Farming neue Möglichkeiten, lokal Lebensmittel zu ziehen und frisch vor Ort zu verkaufen.

In Deutschland gilt der Altmarktgarten in Oberhausen als Vorzeigeprojekt. Seit 2019 baut dort ein interdisziplinäres Team von Fraunhofer Umsicht auf dem Dach des Jobcenters Lebensmittel an und entwickelt die Technologie weiter. Das deutsche Unternehmen infarm hat weltweit bereits über 500 Indoor-Farmen errichtet, davon 400 in Deutschland. Die Farmen sind an Restaurants oder Supermärkte angeschlossen, wo Erträge direkt vor Ort verkauft oder verwendet werden.

Die Beispiele zeigen, dass Vertical Farming eine Zukunft hat. Pflanzen wie Kräuter, Paprika, Chilis oder Erdbeeren werden immer öfter aus der Großstadt-Farm um die Ecke kommen. Ob dank Indoor-Farmen tatsächlich eines Tages eine menschliche Siedlung auf dem Mars möglich wird - wie manche prognostizieren -, das bleibt abzuwarten.

Dieser Artikel ist Teil der Serie "Nahrung der Zukunft". Die weiteren Teile dieser Serie behandeln die Themen Kreislaufwirtschaft, Zelluläre Landwirtschaft und neue Lebensmittel.

Den Artikel zum Thema Kreislaufwirtschaft können Sie hier lesen: Kreislaufwirtschaft: Mehr Lebensmittel, weniger Abfall - Bank & Umwelt (bankundumwelt.de)

Den Artikel zum Thema Zelluläre Landwirtschaft finden Sie hier: Zelluläre Landwirtschaft: Burger aus der Petrischale - Bank & Umwelt (bankundumwelt.de)

Von: Barbara Ward
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UmweltBank AG published this content on 24 January 2023 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 24 January 2023 09:06:00 UTC.