(neu: Verlängerung der Angebotsfrist, ausstehende Kartellentscheidungen, Aktienkurse)

MEMPHIS/HOOFDDORP/BRÜSSEL (dpa-AFX) - Freie Bahn für eine Milliardenfusion im Paketmarkt: Die EU-Kommission steht der Übernahme des niederländischen Paketdiensts TNT Express <2TN.FSE> durch den US-Logistikriesen FedEx nicht mehr im Weg. Nach einer gründlichen Wettbewerbsuntersuchung hat die Behörde den Deal gebilligt. Europäische Verbraucher würden durch die Übernahme nicht benachteiligt, bilanzierte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Freitag in Brüssel. In Europa sind die Deutsche Post DHL und der US-Paketdienst UPS die wichtigsten Konkurrenten der Fusionspartner.

FedEx will für TNT nach bisherigen Angaben 4,4 Milliarden Euro bezahlen. Die TNT-Aktionäre haben nun bis maximal 6. Juni Zeit, die Offerte von 8 Euro je Aktie anzunehmen. Allerdings müssen auch noch Behörden etwa in Brasilien und China dem Deal zustimmen, was in der ersten Jahreshälfte gelingen soll.

Ein früherer Versuch von UPS, den niederländischen Rivalen für 5,2 Milliarden Euro zu übernehmen, war vor drei Jahren an der Ablehnung der EU-Kommission gescheitert. Vestagers Vorgänger Joaquín Almunia hatte befürchtet, dass es nach der Fusion in vielen EU-Staaten nur noch zwei oder drei Anbieter gegeben hätte. "Die Preise wären mit hoher Wahrscheinlichkeit gestiegen", hatte er die Entscheidung begründet.

Im Vergleich zu UPS, deren braune Lieferwagen auch in Deutschland zum gewohnten Straßenbild gehören, ist FedEx in Europa bislang eine kleinere Nummer. Dennoch nahm die EU-Kommission die Übernahmepläne auch diesmal genau unter die Lupe. Letztlich stimmte die Behörde dem Zusammenschluss aber ohne Auflagen zu. FedEx-Europachef David Binks zeigte sich "hocherfreut" über die Entscheidung.

Weltweit gesehen ist FedEx mit einem Umsatz von mehr als 45 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014 deutlich größer als TNT. Die Niederländer kamen auf einen Jahreserlös von 6,7 Milliarden Euro (7,3 Mrd Dollar). Während FedEx unter dem Strich zuletzt 2,1 Milliarden Dollar verdiente, steckte TNT mit 195 Millionen Euro in den roten Zahlen. Es war das vierte Verlustjahr nacheinander. Auch 2015 stand bei den Niederländern nach den ersten drei Quartalen ein Minus.

Den Niederländern macht der Preiskampf in der Branche zu schaffen. Die eingeleitete Sanierung kostet unter anderem wegen Investitionen in neue Computersysteme erst einmal Millionen. Erst 2016 dürfte von jedem Euro Umsatz wieder mehr operativer Gewinn hängen bleiben, hatte TNT-Chef Tex Gunning im Oktober gesagt.

Wichtigster Rivale von TNT und FedEx in Europa ist die Deutsche Post , deren Tochter DHL Express mit zeitkritischen internationalen Sendungen seit Jahren gutes Geld verdient. Für FedEx passt die Übernahme ins Konzept. Konzernchef Frederick Smith will das Geschäft in Europa ausbauen: "Diese Transaktion macht es uns möglich, unser internationales Transportgeschäft rasch auszuweiten und von Marktentwicklungen wie dem globalen Online-Handel zu profitieren", hatte er den Übernahmeplan 2014 begründet.

Die TNT-Aktie ging am Freitag zwar mit einem Minus von 0,14 Prozent aus dem Handel, war damit aber viertstärkster Wert im Amsterdamer Börsenindex AEX. Die Genehmigung der Übernahme war erwartet worden. Die Aktie des US-Konzerns lag in New York zuletzt mit gut einem Prozent im Plus./stw/cb/enl/stb/jha/