Deutschland: Inflationsrate geht im Januar zurück

EZB-Chefin Christine Lagarde dürfte heute ein Stein vom Herzen fallen. Der Rückgang der Inflationsraten wird innerhalb der EZB flehentlich herbeigesehnt. In Frankfurt folgte man nicht dem Washingtoner Beispiel. Die EZB blieb bei ihrer These eines nur temporären Teuerungsanstieges. Die Fed strich hingegen das Wort «temporär» aus ihrem Vokabular und setzt stattdessen auf eine zukünftig deutlich restriktivere Geldpolitik. Christine Lagarde musste sich deshalb in den vergangenen Wochen einiges an Kritik anhören - vor allem von deutscher Seite. Man solle doch endlich dem US-amerikanischen Beispiel folgen, hiess es. Nun musste jedoch zuletzt die Inflationsrate auch das machen, was die Projektionen der EZB anzeigten, nämlich in den Rückwärtsgang gehen. Zwar fällt der Teuerungsrückgang etwas geringer aus als Volkswirte erwartet hatten, doch immerhin stimmt die Richtung und das ist dabei entscheidend.

Die fallende deutsche Inflationsrate ist deshalb reines Labsal für die Währungshüter. Aber auch die am heutigen Morgen publizierten spanischen Preisdaten gehen in die richtige Richtung. Auf der iberischen Halbinsel stand im Januar gegenüber dem Dezember gar ein Preisrückgang von 0.5 % zu Buche.

In Deutschland machte sich im Januar der wegfallende Teuerungseffekt der Mehrwertsteuerreduktion des zweiten Halbjahres 2020 bemerkbar. Die Preismessung im zweiten Halbjahr 2021 verglich sich mit dem reduzierten Mehrwertsteuersatz des Vorjahres. Das ist nun Geschichte. Und noch ein weiterer Effekt gesellt sich in den kommenden Monaten hinzu: Da im Jahr 2021 zwischen Februar und Oktober die Ölpreise merklich stiegen, wird auch die Vergleichsbasis der Energiepreiskomponente auf höhere Niveaus klettern, was die Inflationsrate in den kommenden Monaten weiter senken sollte. Allerdings dürfen hierfür die Ölpreise nicht weiter zulegen.

Christine Lagarde darf guter Dinge sein, dass sich die These eines nur temporären Inflationsanstieges bewahrheitet. Vermutlich sehen wir deshalb am kommenden Donnerstag in der EZB-Pressekonferenz eine gutgelaunte Notenbank-Präsidentin.