MÜNCHEN/HSINCHU (dpa-AFX) - Der taiwanische Halbleiterkonzern Globalwafers bietet der Bundesregierung Zugeständnisse für eine Erlaubnis zur Übernahme des deutschen Konkurrenten Siltronic an. Kurz vor Ablauf der Genehmigungsfrist teilte das Unternehmen am Donnerstag mit: "Durch eine Freigabe unter Bedingungen oder ein Schreiben mit freiwilligen, einseitigen Verpflichtungen seitens Globalwafers bestehen weiterhin rechtliche Optionen, um etwaige Bedenken auszuräumen."

Bereits Mitte Januar hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen über weitreichende Zugeständnisse berichtet. So könne die deutsche Bundesregierung besondere Stimmrechte in Form einer sogenannten Goldenen Aktie erhalten, hieß es. Zudem könnte es Klauseln geben, um den Kauf rückabzuwickeln oder zentrale Teile von Siltronic nachträglich an die Bundesrepublik zu übertragen.

Die Münchner Siltronic gehört zu den führenden Herstellern von Siliziumscheiben (Wafer) für Halbleiter und Chips. Vorstand und Aufsichtsrat hatten das 4,4 Milliarden Euro schwere Übernahmeangebot begrüßt. Letzte Hürde ist eine Unbedenklichkeitserklärung des Bundeswirtschaftsministeriums, das bis Montag vorliegen müsste.

Globalwafers ist nach eigenen Angaben der größte Wafer-Lieferant in Europa. Vorstandschefin Doris Hsu sagte, es sei in letzter Zeit nicht möglich, mit der deutschen Regierung über die Transaktion zu sprechen. Dabei habe ihr Unternehmen weitreichende Absicherungen angeboten. "Allein das zeigt deutlich, dass wir kein ausländischer Käufer von Schlüsseltechnologien sind, sondern - ebenso wie Taiwan - ein starker Partner für die europäische Halbleiterindustrie." Sollte die Übernahme scheitern, würde Globalwafers andere Investitionspläne außerhalb Europas verfolgen.

Wacker Chemie hält 31 Prozent der Siltronic-Aktien. Wacker- Vorstandschef Christian Hartel appellierte an das Bundeswirtschaftsministerium: "Wenn schlichtweg keine Entscheidung getroffen würde, wäre das ein falsches Signal an unsere internationalen Partner und Investoren." Der Zusammenschluss würde die europäische Halbleiterindustrie stärken. "Er bietet Siltronic langfristige Investitions- und Wachstumschancen, er sichert die Zukunft der deutschen Standorte in einem wettbewerbsintensiven globalen Umfeld, und er bindet die führende Halbleiternation an Europa, statt sie zu entfremden."

Siltronic beschäftigt rund 4000 Mitarbeiter und produziert unter anderem im sächsischen Freiberg. Das größte Werk steht in Singapur./rol/DP/mis