WKB-WIK Immobilienindikator

Walliser Immobilienmarkt, Tendenzen und Perspektiven

NOVEMBER 2020

WKB-WIK Immobilienindikator - November 2020

Inhalt

  • Editorial
  • Auf einen Blick
  • Preisentwicklung Eigentumswohnungen
    6 Preisniveau Eigentumswohnungen
    7 Preisentwicklung Einfamilienhäuser
    8 Preisniveau Einfamilienhäuser
  • Leerstand
  1. Bautätigkeit, Bevölkerung und Wanderung
  2. Informationen

2

WKB-WIK Immobilienindikator - November 2020

Editorial

Pascal Perruchoud

Paul-André Roux

Präsident der

Präsident der

Generaldirektion der WKB

Eigentümervereinigung WIK

Die Walliser Kantonalbank (WKB) und die Eigentümervereini- gung des französischsprachigen Wallis (WIK) publizieren seit 2014 regelmässig einen Immobilienindikator, der es ermög- licht, die Entwicklung des Marktes für Einfamilienhäuser, Stockwerkeigentums- und Mietwohnungen in den verschiede- nen Regionen des Kantons zu messen. Diese Studie wird vom Informations- und Ausbildungszentrum für Immobilien IAZI durchgeführt.

Dieses Immobilienbarometer der WKB und CIV bietet eine detail- lierte Analyse der Leerstandsquote und ihrer Auswirkungen auf die Preise und Mieten sowie einen Blick auf die Aktivitäten im Bausektor und die Tendenzen beim Bevölkerungs- und Zuwanderungswachstum. Diese allemal sehr sensiblen Parameter haben einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des kantonalen Immobilienmarktes. Diese Studie wäre nicht komplett gewesen, wenn sie - der Pandemie geschul- det - sich nicht mit den ersten Auswirkungen der COVID-Krise befasst hätte.

Die Walliser Kantonalbank misst diesem Markt eine besondere Bedeutung bei. Auf dem Hypothekenmarkt ist sie beson- ders aktiv: Trotz sehr hoher Qualitätskriterien stiegen die Hypothekarkredite im Jahr 2019 um 4,3 % auf 10,3 Milliarden Franken.

Die Eigentümervereinigung WIK setzt sich seit mehr als fünfzig Jahren für die Förderung und Verteidigung des Grundeigentums ein. Diese Mission ist umso wichtiger, als das Wallis, die füh- rende Region der Schweiz in Sachen Wohneigentum, dort mit einer Wohneigentumsquote von 60 % vertreten ist.

Vor diesem Hintergrund gibt der WKB-WIK-Indikator den Wirtschafts- und Politakteuren wie auch Fachleuten nütz- liche Informationen an die Hand, um auf die Folgen der Gesundheitskrise am Immobilienmarkt bestmöglich zu reagieren.

Gute Lektüre!

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WKB-WIK Immobilienindikator - November 2020

Auf einen Blick

Trends

3Q2019-3Q2020

Preise

Mieten

Leerstand

Kanton Wallis

Unterwallis

Mittelwallis

OFS; CIFI

Oberwallis

Touristische

Quelle:

Gemeinden1)

  1. siehe Tabelle auf S. 11

Index Entwicklung Eigenheime

200

190

180

170

160

150

140

130

120

CIFI

110

100

OFS;

90

Quelle:

80

2000

2002

2004

2006

2008

2010

2012

2014

2016

2018

2020

1998

Eigenheimindex Kanton Wallis

Eigenheimindex Schweiz

Steigender Leerstand bereitet Sorgen

Auf den ersten Blick hat sich der Walliser Immobilienmarkt in den vergangenen zwölf Monaten robust entwickelt. Die Wohneigen- tums- und Mietpreise steigen, was eigentlich auf eine anhaltende Nachfrage nach Wohnraum hindeuten sollte. Unerfreulich beson- ders für Besitzer von Mietwohnungen präsentieren sich jedoch die aktuellsten Daten zum Leerstand: 6'251 Wohneinheiten standen am Stichtag 1. Juni leer im Kanton - ein Zuwachs von fast 900 Einhei- ten binnen eines Jahres. Bei rund zwei Dritteln der leerstehenden Objekte handelt es sich um Mietwohnungen. Gemessen am Bestand liegt die Leerwohnungsziffer von Mietwohnungen mittlerweile bei 3,8 % (2019: 3,3 %). Über alle Objekttypen hinweg beträgt die kan- tonale Leerstandsquote 2,4 %.

Je nach Region entwickelt sich der Immobilienmarkt unterschied- lich. So verzeichnet etwa das Oberwallis, das im Vergleich zu den anderen Kantonsteilen bereits einen wesentlich tieferen Leerstand aufweist, keinen Zuwachs der Leerwohnungsziffer. Gleiches gilt für die touristischen Gemeinden gemäss Definition des Bundesamts für Statistik. Ein Grossteil der zusätzlichen leerstehenden Wohnungen ist damit im Unterwallis und besonders im Mittelwallis zu finden. In dieser Region ist entsprechend auch eine Korrektur der Angebots- mieten zu beobachten.

Anhaltende Nachfrage nach Wohneigentum

Mit einer Wohneigentümerquote von fast 60 % ist das Wallis schweiz- weit Spitze. Diese hohe Nachfrage nach Häusern und Wohnungen spiegelt sich auch in der Wertentwicklung: So sind die Preise für Wohneigentum über die vergangenen zwölf Monate um 2,6 % ge- stiegen - und damit praktisch im Gleichtakt mit der landesweiten Wachstumsrate von 2,8 %. Was sind die Faktoren des Preisanstiegs? Der Kanton Wallis verzeichnete im vergangenen Jahr erneut eine zunehmende Wohnraumnachfrage aufgrund des Bevölkerungs- wachstums. Dieses geht vor allem auf die Zuwanderung aus dem In- und Ausland zurück, aber auch auf einen konstanten Gebur- tenüberschuss. Einen zusätzlichen Schub dürfte zudem die Corona- Pandemie ausgelöst haben: Durch diese ist die Bedeutung der eigenen vier Wände weiter gestiegen, der Wunsch nach mehr Raum und Nähe zur Natur gewachsen.

Die hohe Eigentümerquote hat jedoch gerade für Besitzer von Mehrfamilienhäusern eine Kehrseite: Der kantonale Mietermarkt ist äusserst umkämpft. Auch dieses Jahr sind wieder zahlreiche Mietwohnungen auf den Markt gekommen, was zu einem er- neuten Anstieg der Leerwohnungsziffer geführt hat (siehe oben). Damit kippt die Verhandlungsmacht weiter auf die Seite des ver- hältnismässig kleineren Segments von Mieterinnen und Mietern im Kanton.

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WKB-WIK Immobilienindikator - November 2020

Preisentwicklung

Eigentumswohnungen

Index Entwicklung Eigentumswohnungen

200

190

180

170

160

150

140

130

120

110

100

90

80

1998

2000

2002

2004

2006

2008

2010

2012

2014

2016

2018

2020

Eigentumswohnungen Kanton Wallis

Eigentumswohnungen Schweiz

Preisentwicklung -

Wallis

Schweiz

Eigentumswohnungen

6 Monate

0,8 %

1,5 %

(31.03.2020 - 30.09.2020)

12 Monate

2,4%

3,2 %

(30.09.2019 - 30.09.2020)

seit 1998

84,9 %

96,8 %

(31.12.1997 - 30.09.2020)

Wohnungen werden etwas teurer

Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen im Wallis hat erneut zugenommen. Über die letzten sechs Monate sind die Wohnungs- preise um 0,8 % gestiegen, wie die Auswertung der aktuellen Markttransaktionen zeigt. Der Wachstumstrend bestätigt sich auch in der Ganzjahresperspektive: Wohnungen werden zu 2,4 % höheren Preisen gehandelt als vor zwölf Monaten. Damit vermag die kantonale Marktdynamik nicht ganz an die gesamtschweizeri- sche herankommen. Im Landesmittel sind die Wohnungspreise im letzten Halbjahr um 1,5 % gestiegen, in der Jahresfrist beträgt die Preiszunahme sogar 3,2 %.

Dennoch ist das leichte Plus bei den Wohnungspreisen als positives Signal zu werten: Offenbar ist die Nachfrage trotz der Corona-Krise noch nicht allzu stark unter Druck geraten. Von dieser ist der Kanton Wallis als Tourismusdestination besonders betroffen. Dane- ben gibt es aber auch Branchen, die von der Pandemie profitieren könnten, etwa die Pharma- und die chemische Industrie. Noch blei- ben die langfristigen Auswirkungen auf die kantonale Wirtschaft und Bevölkerung abzuwarten.

Wolken am Horizont bahnen sich zudem aufgrund der steigenden Leerwohnungszahl an. Auch im Segment der Eigentumswohnun- gen hat der Leerstand in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen und liegt mittlerweile bei 2,1 %. Rund 1'500 Stock- werkeinheiten im Kanton Wallis warten derzeit auf Käufer. Gepaart mit dem ebenfalls grossen Angebot an modernen Mietwohnungen dürfte dies den Spielraum für weitere Preissteigerungen in den kommenden Quartalen in engen Grenzen halten.

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WKB-WIK Immobilienindikator - November 2020

Preisniveau

Eigentumswohnungen

Crans-

Naters

Sierre

Visp Brig-Glis

Monthey

Sion

Preise für eine Musterwohnung

Martigny

(in CHF)

> 650'000

Zermatt

600'000 - 650'000

550'000 - 600'000

500'000 - 550'000

450'000 - 500'000

< 450'000

Erhöhte Preise im Unter- und Mittelwallis

Muster-Eigentumswohnung per Q3 2019 (in CHF)

Eine typische Eigentumswohnung1) mit 120 m2 Nettowohnfläche und Baujahr 2015 kann im Kanton Wallis für gut CHF 500'000 erworben werden. Damit ist das lokale Preisniveau im Vergleich zu anderen Landesteilen insgesamt nach wie vor sehr attraktiv. Je nach Gemeinde und Region zeigen sich aber auch innerhalb des Kantons beträchtliche Unterschiede. So sind die Preise im Unter- und Mittelwallis in den vergangenen Jahren überproportional gestiegen: In grossen Teilen der Agglomerationen Sion, Sierre, Martigny und Monthey liegen die Werte für die Musterwohnung bei CHF 600'000 und mehr.

In den Städten selbst sowie in den bekannten Tourismusgemein- den wie Verbier, Crans-Montana oder Zermatt können Wohnungen aber auch zu weit höheren Summen die Hand wechseln. Demgegen- über präsentiert sich die Region Oberwallis preislich gemässigter. In zahlreichen Gemeinden liegen die Transaktionspreise für die Musterwohnung unter der Marke von CHF 500'000, in einigen sogar deutlich.

  1. siehe Tabelle auf S. 11

Gemeinde

Preis Q3 20

Preis Q3 19

Delta

Brig-Glis

635'000

622'000

2,1 %

Naters

632'000

613'000

3,1 %

Bagnes

700'000

687'000

1,9 %

Martigny

647'000

664'000

-2,6 %

Champéry

626'000

648'000

-3,4 %

Monthey

648'000

649'000

-0,2 %

Sierre

590'000

581'000

1,5 %

Crans-Montana

664'000

674'000

-1,5 %

Sion

697'000

665'000

4,8 %

Saas Fee

693'000

642'000

7,9 %

Visp

615'000

630'000

-2,4 %

Zermatt

928'000

957'000

-3,0 %

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WKB-WIK Immobilienindikator - November 2020

Preisentwicklung

Einfamilienhäuser

Preisindex Einfamilienhäuser

200

190

180

170

160

150

140

130

120

110

100

90

80

1998

2000

2002

2004

2006

2008

2010

2012

2014

2016

2018

2020

Einfamilienhäuser Kanton Wallis

Einfamilienhäuser Schweiz

Preisentwicklung -

Wallis

Schweiz

Einfamilienhäuser

6 Monate

0.8 %

0.6 %

(31.03.2020 - 30.09.2020)

12 Monate

2.7 %

2.4 %

(30.09.2019 - 30.09.2020)

seit 1998

79.6 %

85.4 %

(31.12.1997 - 30.09.2020)

Corona-Krise treibt Hauspreise

Auch bei den Einfamilienhäusern zeigen sich trotz des bereits hohen Preisniveaus erneute Wertsteigerungen: Häuser werden im Kanton Wallis per Ende des dritten Quartals zu 0,8 % höheren Werten ge- handelt als vor sechs Monaten. Die Zunahme bestätigt sich auch in längerfristiger Optik mit einem Plus von 2,7 % über das vergange- ne Jahr. Damit übertrifft der kantonale Markt die im Landesmittel beobachteten Preissteigerungen von 0,6 % (6 Monate) respektive 2,4 % (zwölf Monate) leicht.

Kurzfristig dürfte auch die Corona-Pandemie zu der gestiegenen Nachfrage nach Einfamilienhäusern beigetragen haben. Die Wohn- situation hat in Zeiten eingeschränkter Mobilität für viele an Bedeutung gewonnen. Kaufinteressierte sehen sich nach mehr Freiraum und Nähe zur Natur - also nach dem klassischen Ein- familienhaus im Grünen. Jene, die von zuhause aus arbeiten kön- nen, benötigen zudem mehr Fläche für einen Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden. Für Berufspendler, die nicht mehr täglich an den Arbeitsplatz fahren müssen, kommen nun auch weiter von den Zentren entfernte Lagen als Wohnort in Frage. Auch wenn viele nach einem Abflauen der Corona-Pandemie zu den früheren Ge- wohnheiten zurückkehren dürften: Bei einigen dürfte der Wandel von Dauer sein und damit auch einen spürbaren Effekt auf den Häusermarkt haben.

Noch ist es allerdings zu früh, um die ökonomische Tragweite der Corona-Krise im Kanton Wallis abzuschätzen. Wenn die Wirtschaft weiter unter Druck gerät, dürfte sich dies längerfristig auch in der Breite auf Unternehmen, Stellenangebot, Einkommen und Demo- grafie durchschlagen. Dies könnte zu sinkenden Hauspreisen füh- ren. Allerdings wurde bei diesen in rund 20 Jahren mit steigenden Preisen auch ein gewisses «Polster» aufgebaut: Aktuell liegt das Preisniveau rund 85 % über dem Stand von 1998.

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WKB-WIK Immobilienindikator - November 2020

Preisniveau

Einfamilienhäuser

Crans-

Naters

Sierre

VispBrig-Glis

Monthey

Sion

Preise für ein Musterhaus

Martigny

(in CHF)

> 950'000

Zermatt

850'000 - 950'000

750'000 - 850'000

650'000 - 750'000

550'000 - 650'000

< 550'000

Chance für periphere Standorte?

160 m2 Wohnfläche auf einem 600 m2 grossen Grundstück an guter Mikrolage plus Garagenplatz - solch ein Muster-Einfamilienhaus1) ist im Kanton Wallis für durchschnittlich CHF 750'000 zu haben, wie aus den aktuellen Markttransaktionen hervorgeht. Je nach Region und Gemeinde variiert das Preisniveau allerdings deutlich. Überdurchschnittliche Preise von CHF 850'000 und mehr werden für das Musterhaus etwa an vielen Standorten im Unter- und Mit- telwallis bezahlt. In vielen Gemeinden zählt nicht nur die Nähe zu den lokalen Zentren, sondern auch zum Genferseegebiet. So dauert die Fahrt von Sion in den Grossraum Lausanne rund eine Stunde, per Zug ist die Stadt im 30-Minuten-Takt erreichbar. Die hohe Er- reichbarkeit und andere Standortfaktoren haben die Nachfrage und damit die Hauspreise in den vergangenen Jahren steigen lassen.

Die Corona-Pandemie rückt nun allerdings auch periphere Lagen wieder in den Fokus. Wenn die Distanz zum Arbeitsplatz aufgrund flexiblen Arbeitens und Homeoffice nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, vergrössert sich der Radius an potenziellen Wohnorten für viele Kaufinteressierte stark. Standorte abseits der Zentren ver- sprechen zudem eine geringere Wohndichte und tendenziell güns- tigere Preise.

  1. siehe Tabelle auf S. 11

Muster-Eigentumswohnung per Q3 2019 (in CHF)

Gemeinde

Preis Q3 20

Preis Q3 19

Delta

Brig-Glis

877'000

864'000

1,5 %

Naters

869'000

847'000

2,6 %

Bagnes

964'000

951'000

1,4 %

Martigny

887'000

915'000

-3,1 %

Champéry

854'000

889'000

-3,9 %

Monthey

888'000

893'000

-0,6 %

Sierre

808'000

801'000

0,9 %

Crans-Montana

896'000

902'000

-0,7 %

Sion

929'000

886'000

4,9 %

Saas Fee

965'000

900'000

7,2 %

Visp

847'000

873'000

-3,0 %

Zermatt

1'319'000

1'370'000

-3,7 %

8

WKB-WIK Immobilienindikator - November 2020

Leerstand

Leerstand

> 5% 4% - 5%

3% - 4% 2% - 3%

1% - 2% < 1%

Naters

Crans-Montana

Monthey

Sion

Sierre

Visp

Brig-Glis

Martigny

BFS

Zermatt

Quelle:

Neuer Rekord-Leerstand

Nach einem kurzen Rückgang im Vorjahr klettert die Zahl der leeren Wohnungen im Kanton Wallis auf einen neuen Rekordwert: 6'251 Wohneinheiten standen am Stichtag 1. Juni 2020 gemäss Bundesamt für Statistik leer, wobei es sich mehrheitlich um Miet- wohnungen handelt (siehe unten). Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr liegt bei rund 900 zusätzlichen Leerwohnungen. Gemessen am gesamten Wohnungsbestand entspricht dies einer Quote von 2,4 %. Im Vergleich zum Landesmittel von 1,7 % ist die Walliser Leerwohnungsziffer deutlich erhöht.

Ein Blick auf die Karte zeigt, dass nicht alle Gemeinden und Regio- nen gleichermassen betroffen sind. Hohe Leerstände zeigen sich besonders im Unter- und Mittelwallis, etwa in den Städten Martigny (5,2 %) und Sierre (6,1 %) sowie ihren jeweiligen Agglomerations- gemeinden. Gemässigter präsentiert sich die Leerstandssituation im Oberwallis. In Brig-Glis und Visp verharrt der Leerstand mit 1,3 % beziehungsweise 1,2 % auf tiefem Niveau, in Naters liegt die Quote mit 2,2 % ebenfalls unter dem kantonalen Mittel. Doch auch im Oberwallis gibt es vereinzelte Gemeinden mit hohem Leerstand, so sind in Goms 4,0 % der Wohneinheiten ungenutzt.

Quelle: BFS, IAZI

Leerwohnungsziffer nach Objekttyp, Kanton Wallis

Vor allem Mietwohnungen stehen leer

4,0%

Bei rund 4'200 oder zwei Dritteln der leerstehenden Objekte im Kanton

3,5%

Wallis handelt es sich um Mietwohnungen. Gemessen am Gesamt-

bestand liegt die Leerwohnungsziffer in dieser Kategorie somit bei

3,0%

3,8 %. Diese ist in den vergangenen Jahren fast ausnahmslos ge-

wachsen. So lag der Mietwohnungsleerstand im Jahr 2010 noch bei

2,5%

moderaten 1,3 %. Wieso wurden und werden trotz hohem Leer-

stand weiter Mietobjekte erstellt? Die Zahl leerer Wohneinheiten

2,0%

wächst parallel mit dem Andauern von Tief- und Negativzinsen.

Auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten leiten Investoren immer

1,5%

mehr Kapital in den Erwerb und Bau von Mehrfamilienhäusern. Of-

fenbar nehmen zahlreiche Markteilnehmer auch langfristige Leer-

1,0%

stände in Kauf in der Hoffnung auf zukünftige Mieterträge.

0,5%

Auffällig im Kanton Wallis ist auch der verhältnismässig hohe

0,0%

Leerstand im Wohneigentum, genauer bei Eigentumswohnungen.

Rund 1'500 Einheiten sind aktuell unverkauft, was einer Leer-

2010 2011 2012 2013

2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

standsquote von 2,1 % entspricht. Relativ konstant und auf weit

Einfamilienhäuser

Eigentumswohnungen

tieferem Niveau bewegt sich demgegenüber die Leerwohnungszif-

fer von Einfamilienhäusern mit 0,8 % des Bestandes.

Mietwohnungen

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WKB-WIK Immobilienindikator - November 2020

Bautätigkeit, Bevölkerung und Wanderung

Über 3000 zusätzliche Wohnungen

Der hohe Leerstand scheint die Bauaktivität im Kanton Wallis kaum zu bremsen. Im letzten Jahr ist der Gebäudebestand um über 3000 Wohnungen gewachsen. Über die vergangenen fünf Jahre wurde der Bestand im Mittel jährlich um 1,6 % ausgeweitet. Im Kanton wird damit deutlich mehr gebaut als im Landesmittel, das eine durchschnittliche jährliche Bestandeserweiterung von 1,3 % ausweist. Wieso werden trotz bereits hohen Leerständen so viele Wohneinheiten erstellt? Der Grund liegt im Tief- und Negativzins- umfeld: Institutionelle Investoren wie Versicherungen und Pen- sionskassen müssen fortlaufend hohe Kapitalsummen renditebrin- gend anlegen. Immobilien stellen trotz erhöhtem Leerstandsrisiko eine anhaltend begehrte Anlagealternative dar.

Mittlere jährliche Wohnbautätigkeit (2014-2019)

3,0%

2,5%

2,0%

1,5%

1,0%

0,5%

0,0%

-BrigGlis

Bagnes

Martigny

Monthey

Sierre

Montana

Sion

-SaasFee

Zermatt

Wallis

Schweiz

Crans-

Rund 2000 neue Einwohner

345'525 Einwohner lebten per Ende 2019 im Kanton Wallis. Das starke Bevölkerungswachstum ist ein weiterer Grund, wieso im Kanton Wallis viel gebaut wird: Rund 2000 Einwohner sind im vergangenen Jahr hinzugekommen, wobei diese überwiegend aus anderen Kantonen und dem Ausland stammen. In geringerer Zahl sind diese aber auch dem Geburtenüberschuss zu verdanken. Auch langfristig ist das Wachstum eindrücklich: Seit dem Jahr 2000 hat sich die Walliser Bevölkerung um 25 % vergrössert, während die Einwohnerzahl der Schweiz um 19 % gestiegen ist. Mit Blick auf Städte wie Sion, Martigny oder Brig-Glis gibt es jedoch Anzei- chen, dass sich das Bevölkerungswachstum abschwächen könnte: In diesen Zentren ist die Einwohnerzahl im letzten Jahr konstant geblieben.

Bevölkerungsentwicklung (2000-2019)

135

130

125

120

115

110

105

100

95

2000

2002

2004

2006

2008

2010

2012

2014

2016

2018

Brig-Glis

Sion

Martigny

Wallis

Schweiz

Weniger internationale Zuzüger

Dass die Bevölkerung nicht mehr so rasch wächst wie in der Ver- gangenheit, ist vor allem auf die Entwicklung der Zuwanderung zurückzuführen. So haben sich im vergangenen Jahr per Saldo, also Einwanderer abzüglich Auswanderer, rund 1800 Menschen im Kanton niedergelassen. Dies ist zwar immer noch ein beachtlicher Wert, liegt aber deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von über 3000 Netto-Zuwanderern. Gut 60 % der Wallis-Einwanderer stammen aus anderen Kantonen, 40 % aus dem Ausland. Die inter- nationale Zuwanderung hängt vor allem von dem konjunkturel- len Gefälle zwischen der Schweiz und europäischen Staaten ab. Die inländische Zuwanderung widerspiegelt demgegenüber das im Vergleich zum Genferseebogen tiefere Immobilienpreisniveau im Wallis.

Wanderungssaldo international und national (2000-2019)

5500

4500

3500

2500

1500

500

-500

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018

10

WKB-WIK Immobilienindikator - November 2020

Informationen

Der WKB-WIK Immobilienindikator

Seit Herbst 2016 publiziert die Walliser Kantonalbank und die Eigentümervereinigung WIK in Zusammenarbeit mit dem Immobi- lien-Beratungsunternehmen IAZI den WKB-WIK Immobilienindika- tor fur den Kanton Wallis. Die zugrundeliegenden Daten stammen dabei ausschliesslich von tatsächlichen Markttransaktionen, die im freien Verkehr abgewickelt wurden. Somit wird sichergestellt, dass die Preisindizes für Wohneigentum (Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen) die Marktbewegungen korrekt abbilden. Die Preisindizes zeigen die Entwicklung des durchschnittlichen Preisniveaus einer geografischen Region und eines Marktsegments und machen Preisveränderungen über einen bestimmten Zeitraum messbar. Zu Vergleichszwecken wird der Index auf 100er-Basis festgesetzt. Verglichen mit der Berechnung von Preis- und Per- formanceindizes für andere Anlageformen wie Aktien oder Obliga- tionen, ist die Berechnung der Immobilienindizes komplex. Natur- gemäss ist jede Immobilie aufgrund ihrer Eigenschaften und ihres Standorts einzigartig. Diese Heterogenität erfordert eine statisti- sche Eigenschaftsbereinigung anhand der sogenannten hedoni- schen Bewertungsmethode.

Eigenschaften Muster-Eigentumswohnung

Wohnungstyp

Etagenwohnung

Alter

5 Jahre

Lage im Ort

Gut

Nettowohnfläche (m2)

120

Anzahl Zimmer

4

Anzahl Badezimmer

2

Balkon-/Terrassenfläche in m2

20

Bauqualität

Gut

Parkplätze in der Tiefgarage

1

Eigenschaften Muster-Eigentumswohnung

Objekttyp

freistehend

Alter

11 Jahre

Lage im Ort

Gut

Grundstücksfläche in m2

600

Nettowohnfläche in m2

160

Anzahl Zimmer

5.5

Anzahl Badezimmer

2

Raumvolumen in m3

800

Bauqualität

Gut

Parkplätze in separater Garage

1

Touristische Gemeinden

Gemäss Definition des Bundesamts für Statistik, Stand 2017

Anniviers

Leytron

Ayent

Nendaz

Bagnes

Riederalp

Crans-Montana

Saas-Fee

Fiesch

Saas-Grund

Grächen

Zermatt

Leukerbad

11

WKB 10/2020

Foto: François Perraudin

WKB - Walliser Kantonalbank veröffentlichte diesen Inhalt am 04 November 2020 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 09 November 2020 09:33:00 UTC.

Originaldokumenthttps://www.bcvs.ch/fileadmin/user_upload/site/publications/indicateur-immobilier/2020/WKB-WIK_Immobilienindikator_-_November_2020.pdf

Public permalinkhttp://www.publicnow.com/view/FD6BDD6A21978FB595FE754B76875F91A57F7F3B