PARIS/LONDON/ITALIEN (awp international) - Die europäischen Aktienmärkte haben nach den jüngsten Turbulenzen rund um Italien einen Stabilisierungsversuch gewagt. An den Börsen hielten sich Gewinne und Verluste bis zum späten Mittwochvormittag in etwa die Waage, nachdem die politischen Spannungen in dem hoch verschuldeten Land die Kurse zuletzt stark belastet hatten.

In Italien steht derweil die Bildung einer Übergangsregierung wieder in Frage. Der designierte Premier Carlo Cottarelli will sich für die Zusammensetzung eines Kabinetts mehr Zeit nehmen. Allerdings ist wahrscheinlich, dass Cottarelli keine Unterstützung im Parlament bekommt - von keiner Partei. Die populistische Fünf-Sterne-Bewegung und der rechte Lega wollen deshalb so schnell wie möglich wählen lassen - selbst der Juli war im Gespräch.

Gleichwohl legte der italienische Leitindex FTSE MIB zur Wochenmitte um rund 0,5 Prozent auf 21 470,83 Punkte zu, nachdem er zuvor fünf Verlusttage in Folge verzeichnet hatte. Nun hätten Schnäppchenjäger zugegriffen und die Kurse damit gestützt, schrieb Marktanalyst Neil Wilson vom Handelshaus Markets.com.

Auch in Madrid ging es mit den Kursen moderat nach oben, während der Athener Leitindex ASE sogar um fast 2 Prozent anzog. Der britische FTSE 100 hingegen trat nahezu auf der Stelle.

Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone wiederum gab um 0,27 Prozent auf 3418,87 Punkte nach. Für den französischen CAC 40 ging es um 0,69 Prozent auf 5400,35 Punkte nach unten. Bei beiden Börsenbarometern schlug vor allem negativ zu Buche, dass die Aktien der Banken BNP Paribas und Societe Generale jeweils mit einem Dividendenabschlag gehandelt wurden.

Vor diesem Hintergrund zählten Bankaktien europaweit zu den grössten Verlierern, obwohl die Papiere italienischer Finanzinstitute nach den zuletzt heftigen Kursverlusten am Mittwoch wieder um teils bis zu 5 Prozent anzogen. Die Banken des Landes haben besonders viele heimische Staatsanleihen im Depot, so dass die jüngsten Kursverluste bei diesen Wertpapieren negativ auf die Bilanz durchschlagen können.

Die Royal Bank of Scotland verliert indes überraschend ihren Finanzchef. In London büssten die Anteilsscheine rund 1 Prozent ein.

Ausserhalb der Bankenbranche fielen die Anteilsscheine von Vivendi in Paris um rund 4 Prozent. Der Medienkonzern ging im Milliardenpoker um die TV-Rechte für die Übertragung der französischen Erstliga-Spiele leer aus. Einige Analysten wie Francois Godard von Enders Analysis bezeichneten die bei der Auktion gezahlten Preise als "vollkommen irrational"./la/jha/