FRANKFURT (awp international) - Eine niedriger als gedachte US-Inflationsrate hat am Dienstag die Aktienanleger angezogen. Zuvor hatten sie sich schon etwas mutiger gezeigt, doch nach der Veröffentlichung setzte der Dax zu einem Höhenflug an. Mit einem Plus von 1,91 Prozent auf 14 579,83 Punkte schaffte es der Leitindex erneut auf ein Hoch wieder, sich über der 21-Tage-Linie abzusetzen, die unter Investoren ein beliebter Indikator für den kurzfristigen Trend ist. Erstmals seit Juni stand er kurz wieder über 14 600 Punkten.

Der MDax brachte es zuletzt auf ein Plus von 2,72 Prozent auf 26 179,68 Punkte, während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 2,1 Prozent zulegte. In New York deuten Indikationen nach dem Anstieg am Vortag auf weitere Kursgewinne hin.

Die Hoffnung auf nachlassenden Inflationsdruck in den USA bewahrheitete sich, die Teuerung schwächte sich dort im November stärker als erwartet ab. Diese Erkenntnis spielte den Anlegern in die Karten am Tag vor dem nächsten Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, die wohl eine etwas kleinere Zinserhöhung vornehmen wird als zuletzt. Die nun bekannten Zahlen signalisieren, dass der Höhepunkt der US-Inflation überschritten sein könnte.

Rückenwind gab es vor allem für den Technologiesektor, der besonders sensibel für geldpolitische Perspektiven ist. Vor allem deutsche Online-Werte wie Delivery Hero , Hellofresh oder About You zogen zuletzt merklich an, mit Gewinnen von bis zu zehn Prozentn. Im Dax hatten Zalando mit einem Plus von 8,3 Prozent die Spitze inne.

Die Lufthansa sorgte noch für Aufsehen mit einem erneut angehobenen Ausblick. Ein Plus von 4,1 Prozent liess die Titel der Fluggesellschaft erstmals seit August 2021 wieder über die Acht-Euro-Marke steigen. Angesichts der weiteren Erholung der Ticketnachfrage nach der Corona-Krise soll der operative Jahresgewinn nun rund 1,5 Milliarden Euro erreichen. Erst im Oktober war die Prognose auf mehr als eine Milliarde verdoppelt worden.

Gemeinsam mit der Lufthansa rückten auch Fraport positiv ins Rampenlicht. Hier stiegen die Titel um drei Prozent - auch begünstigt davon, dass Oddo BHF mit einer Hochstufung auf "Neutral" seine bisher pessimistische Haltung aufgab. Der Frankfurter Flughafenbetreiber sei am besten positioniert, um einen hohen Kostenanstieg abfedern zu können.

Ansonsten waren die Papiere von Wacker Chemie nach einer Hochstufung durch die UBS auffällig mit einem Kursanstieg um 7,3 Prozent. Die Kaufempfehlung für den Spezialchemiekonzern begründete der Experte Andrew Stott in einer Sektorstudie unter anderem mit der zuletzt unterdurchschnittlichen Kursentwicklung der Aktie. Zudem könnte Wacker von den politischen Bestrebungen in puncto Energiewandel profitieren.

Software-Aktien waren wegen einer guten Vorlage aus den USA noch einen Blick wert. SAP stiegen zuletzt marktkonform um 1,7 Prozent, nachdem der US-Konkurrent Oracle mit seinem Quartalsbericht positiv überrascht hatte. Der Software-Konzern hinkte damit aber der Branche hinterher. Gebremst wurden die SAP-Aktien von einer gestrichenen Kaufempfehlung des Analysehauses Warburg.

Der Euro zog zuletzt auf 1,0642 US-Dollar an. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt zu Wochenbeginn auf 1,0562 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,85 Prozent am Freitag auf 1,89 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,07 Prozent auf 127,89 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,75 Prozent auf 141,19 Punkte./tih/mis

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---