FRANKFURT (awp international) - Die Talfahrt am deutschen Aktienmarkt hat sich am Mittwochnachmittag mit der schwachen US-Vorbörse beschleunigt. Der Dax , der tags zuvor noch ein Rekordhoch erreicht hatte, verlor zuletzt 1,89 Prozent auf 15 095,13 Punkte. Für den MDax ging es um 1,84 Prozent auf 31 688,91 Zähler nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büsste rund 2,0 Prozent ein.

"Die Marktteilnehmer scheinen nun auszuloten, ob der Kursbereich bei 15 000 Punkten halten kann", bemerkte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect. Fehlende Anschlusskäufe institutioneller Investoren begünstigten die Verluste. Viele Anleger nähmen lieber Gewinne mit, als sich in das Sommerloch hinein grössere Aktienpositionen ans Bein zu binden, so Lipkow.

Zentrales Thema an den Börsen bleibt die Debatte über Inflation und Zinsen - mittlerweile gepaart mit einer Dollar-Schwäche. Dabei werden mehr und mehr die Auswirkungen des starken Euro auf die hiesigen Unternehmen hinterfragt. Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets warnte, dass eine anhaltende Schwächephase der US-Währung die Preissteigerungen der überwiegend in Dollar gehandelten Rohstoffe und damit den Inflationsdruck weiter anheizen könnte.

Technologie- und Softwareaktien wurden nach einigen Stabilisierungstagen wieder abgestossen. Der europäische Teilindex Stoxx Europe 600 Technology war zuletzt mit einem Abschlag von 2,7 Prozent unter den grössten Verlierern in der Branchenwertung. Im Dax sackten die Aktien der wohl prominentesten deutschen Branchenwerte Infineon und SAP um 2,6 und 1,3 Prozent ab. Für die Aktien der Softwareschmieden Software AG und Teamviewer ging es im MDax um 3,0 und 2,2 Prozent bergab. Jene des Chipausrüsters Aixtron fielen am Tag der Hauptversammlung um 2,7 Prozent.

Die Aktien von Deutsche Wohnen fielen um 2,1 Prozent, nachdem sie am Vortag von erneuten Spekulationen über eine Fusion mit Vonovia profitiert hatten. Die Titel des Wettbewerbers sanken um 0,8 Prozent und gehörten damit noch zu den stabilsten Dax-Werten. Ein Zusammengehen der beiden Immobilienkonzerne könne zwar niemals ausgeschlossen werden, derzeit aber machten regulatorische Risiken solch einen Schritt unwahrscheinlich, betonte Analyst Thomas Rothaeusler von Jefferies Research.

Nach einem soliden Handelsauftakt geriet der Kurs der Auto1-Aktien nach den Quartalszahlen des Online-Gebrauchtwagenhändlers ins Schwanken. In der Spitze wurden sie im frühen Handel 1,5 Prozent höher gehandelt, in der Folge dann aber auch bis zu 3,4 Prozent tiefer. Zuletzt bewegte sich der Kurs 1,2 Prozent im Minus. Ein Händler lobte besser als erwartete Zahlen und sah die zwischenzeitlichen Kursverluste im Kontext des allgemein schwachen Marktumfelds und des zuletzt schon schwachen Laufs der Aktie.

Die Aktien von Eckert & Ziegler fielen mit einem kräftigen Gewinn von 6,4 Prozent auf. Die Privatbank Hauck & Aufhäuser legte die Messlatte für die Papiere des Strahlen- und Medizintechnikunternehmens deutlich höher. Analyst Aliaksandr Halitsa hob das Kursziel nach den am Montag vorgestellten Quartalszahlen von 80,00 auf 120,50 Euro an, womit er nun mehr als die Hälfte an Kurspotenzial sieht. Folgerichtig behielt der Experte seine Kaufempfehlung aufrecht.

An ihrem ersten Handelstag an der Frankfurter Börse erholten sich die Aktien von Suse im Verlauf von ihren Anfangsverlusten. Der erste Kurs der Papiere lag mit 29,50 Euro zwar unter dem Angebotspreis von 30 Euro und fiel danach auf Xetra bis unter die 27-Euro-Marke. In der Folgezeit stiegen die Aktien des Linux-Software-Anbieters aber bis auf zuletzt 30,00 Euro.

Am deutschen Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,19 Prozent am Vortag auf minus 0,16 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,08 Prozent auf 143,70 Punkte. Der Bund-Future sank zuletzt um 0,07 Prozent auf 168,66 Zähler.

Der Euro hielt sich über der Marke von 1,22 US-Dollar und wurde zuletzt mit 1,2214 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,2222 Dollar festgesetzt./edh/jha/

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---