FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Weder die Verabschiedung der Steuerreform noch steigende Zinsen in den USA konnten dem Aufwärtsdrang der Gemeinschaftswährung zum US-Dollar bislang etwas entgegensetzen. Analysten zufolge wird die Stärke zumindest auf kurze Sicht anhalten.

3. Januar 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Rund 14 Prozent auf 1,20 legte der Euro gegenüber dem US-Dollar im Verlauf von 2017 zu. Auch im Vergleich zu anderen Devisen gilt die Gemeinschaftswährung als der große Gewinner des vergangenen Jahres. Die jüngste Euro-Stärke wird nach Ansicht der Helaba von Erwartungen unterstützt, wonach die Europäische Zentralbank (EZB) künftig nicht mehr ganz so zögerlich hin zu einer strafferen Geldpolitik agieren könne. Die Gründe lägen unter anderem in den steigenden Inflationserwartungen innerhalb der Währungsgemeinschaft. Eine Veränderung der EZB-Geldpolitik hin zu höheren Zinsen sehen die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen dennoch nach wie vor in weiter Ferne, da sich die Teuerungsraten immer noch auf sehr niedrigen Niveau bewegten.

Als bemerkenswert bezeichnet Christian Apelt die Tatsache, dass der US-Dollar jüngst weder von soliden Konjunkturdaten noch von der verabschiedeten US-Steuerreform profitieren konnte. Zudem spiele die nordamerikanische Geldpolitik dem Greenback eigentlich in die Karten. Nach drei Zinsschritten in 2017 und dem Beginn des vorsichtigen Abbaus ihrer Anleihebestände setze die Zentralbank ihren eingeschlagenen Pfad fort und stelle für dieses Jahr drei weitere Anhebungen in Aussicht. Aktuell liegt der Leitzins in einem Band zwischen 1,25 und 1,5 Prozent. Somit wachse der US-Renditevorteil gegenüber dem Euro. "Demnach müsste der US-Dollar sogar erheblich aufwerten", urteilt der Helaba-Analyst.

Kurzfristig Luft nach oben

Erst einmal könnte der Euro aus Sicht von Christian Fürtjes von der HSBC weiter an Kraft gewinnen. Die heute zur Veröffentlichung anstehenden Protokolle des Offenmarktausschuss (FOMC) der Federal Reserve vom Dezember brächten Klarheit über die Argumentation der zwei Abweichler, die gegen die letzte Zinserhöhung gestimmt hätten. Zudem würden die Kommentare zu den volkswirtschaftlichen Projektionen weiteren Aufschluss über die künftige Strategie der US-Notenbank geben. Fürtjes erwartet für 2018 lediglich zwei Zinsschritte jeweils im März und September. Sollten die FOMC-Protokolle Indizien für eine Verringerung des Tempos der geldpolitischen Straffung liefern, bestehe für den Euro auf kurze Sicht weiteres Aufwertungspotential.

Prognosen klaffen weit auseinander

Wo der Euro zum US-Dollar Ende 2018 landen wird, steht naturgemäß noch in den Sternen. Auch deshalb gehen die Meinungen der Analysten dies bezüglich zum Teil weit auseinander. Während die National-Bank den Euro bei 1,11 sieht, prognostiziert die Ing-DiBa einen Kurs von 1,30. Auf Basis von 20 Banken liegen die Erwartungen durchschnittlich bei 1,18. Auf Jahressicht wäre dies eine Veränderung von minus 1,5 Prozent. Mit zehn überwiegen die Geldhäuser, die von einer vergleichsweise niedrigeren Gemeinschaftswährung ausgehen, sieben sehen einen steigenden Euro. Die verbleibenden drei Banken erwarten keine Veränderung.

Brexit-Bewegung unterstützt Pfund

Das Britische Pfund befindet sich in den letzten Monaten auf leichtem Erholungskurs. Neben der Zinserhöhung der Bank of England halfen Apelt zufolge Fortschritte bei den Brexit-Verhandlungen. Nach dem Abschluss der ersten Phase stünden nun die schwierigeren Gespräche über das künftige Verhältnis zwischen Großbritannien und der EU an. Zwar würde dieser Prozess vermutlich von für das Pfund belastenden Rückschlägen begleitet. "Die sich andeutende britische Kompromissbereitschaft spricht jedoch letztlich für eine Einigung, von der die Währung profitieren dürfte."

Mit ein wenig mehr Optimismus für die nächsten Verhandlungen könnte der Euro-Pfund-Kurs Apelt zufolge auf 0,85 rutschen. "Rückschläge sind jedoch im kommenden Jahr sowohl bei den Brexit-Gesprächen als auch dann beim Pfund Sterling programmiert." Der Euro-Pfund-Kurs werde daher aller Voraussicht nach weiter im Bereich von 0,85 bis 0,90 pendeln mit einer gewissen Tendenz nach unten. Gegenüber dem US-Dollar werde das Pfund wohl zeitweise nachgeben und dabei knapp unter die Marke von 1,30 fallen.

Zunächst im Seitwärtsmodus

Derweil hat die Europäische Kommission dem Königreich angeboten den formalen Brexit-Übergangszeitraum von März 2019 bis Ende 2020 zu verlängern, wie Jens Kramer von der NordLB bemerkt. "Dies hat die Wechselkursrisiken verringert." Während das Pfund zum Euro mit 0,89 eher seitwärts tendiere, habe die Inselwährung zum US-Dollar ein Dreimonats-Hoch erklommen. Diese Bewegung interpretiert der Währungsanalyst eher als Dollar-Schwäche denn als Pfund-Stärke. "Auch nach den jüngsten Zahlen zum Markit PMI bleiben wir für die Wachstumsaussichten skeptisch und sehen das Pfund gegenüber dem Euro vorerst in der Nähe von 0,90."

von: Iris Merker

3. Januar 2018, © Deutsche Börse AG

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