FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 2. Mai 2017. Der Trend in Richtung europäische Aktien setzt sich fort. US-Aktien können bei vielen Anlegern nicht mehr punkten. Dafür haben sich Schwellenländer zurückgemeldet.

Die Kauflaune am ETF-Markt hält an. "Im Nachgang der Frankreich-Wahl gab es überwiegend Käufe, vor allem von europäischen Aktien-ETFs", erklärt Andreas Bartels, ETF-Händler bei der Commerzbank. Für den heutigen Dienstag sieht er nach dem gestrigen Feiertag "Nachholbedarf" der Anleger - mit vielen Zuflüssen.

Seit dem Sprung am Montag vergangener Woche, ausgelöst durch den Sieg Macrons in der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen, bewegt sich der DAX seitwärts: Am Dienstagmittag liegt der Index bei 12.456 Punkten nach 12.467 vor einer Woche - das Allzeithoch von 12.486,29 Zählern ist weiter in Reichweite.

Die Umsätze bleiben hoch: Bartels meldet 41.000 Transaktionen für die Vorwoche. Auch Oliver Kilian von der Unicredit Group berichtet von einem sehr aktiven Handel.

Auch zweite und dritte Reihe gefragt

DAX-, MDAX- und CAC 40-ETFs - das sind die Favoriten der Commerzbank-Kunden. Auch bei der Unicredit stehen DAX- und MDAX-ETFs in der Gunst weit oben, ebenso wie Aktien aus der Schweiz und Großbritannien (WKN 552752). "Erstaunlicherweise ist die Nachfrage nach französischen Aktien bei uns eher gering", stellt Kilian fest. Das Thema Frankreich werde eher über Euro Stoxx 50- (WKN 593395, 798328), MSCI Europe- (WKN DBX1ME) und Stoxx Europe 600-ETFs (WKN 263530) gespielt.

Das Interesse an Aktien aus der zweiten oder dritten Reihe zeigt sich auch auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen fünf Handelstage. Viel um ging vor allem mit Anteilen am iShares MDAX (WKN 593392), aber auch am iShares Stoxx Europe Small 200 (WKN A0D8QZ), der die Entwicklung der 200 kleinsten Unternehmen im Stoxx Europe 600 abbildet. Der MDAX kletterte heute Morgen erstmals über die Marke von 24.700 Punkten.

Gut an kommen Bartels zufolge auch MSCI World-Tracker. Was US-Aktien angeht, bleibt das Bild durchwachsen: Bei der Commerzbank stehen diese auf den Verkaufslisten. Die Unicredit berichtet hingegen von einem leichten Käuferüberhang, vor allem in S&P-Indexfonds wie dem iShares Core S&P 500 (WKN A0YEDG). "Generell wird Europa aber wieder positiver gesehen, während an den USA wegen der Unvorhersehbarkeit von Trump gezweifelt wird", meint Kilian.

Japan und Schwellenländer wieder im Blick

Sehr viel Zuspruch erfahren Kilian zufolge japanische Aktien. Gesetzt werde vor allem auf den währungsgesicherten iShares MSCI Japan Euro Hedged (WKN A1C5E6), aber auch auf Nikkei- oder Topix-Tracker. Der iShares-ETF mit Währungs-Hedge hat sich von seinen jüngsten Verlusten wieder erholt, seit vergangenem Sommer kommen Anleger auf ein Plus von über 30 Prozent.

Eindeutig zugegriffen wird laut Kilian auch bei Schwellenländer-Aktien, meist über breit streuende MSCI Emerging Markets-Tracker wie den iShares MSCI Emerging Markets (WKN A0HGWC) oder das Pendant von Lyxor (WKN LYX0BX). "Nach der Wahl von Trump gab es Bedenken bezüglich der Schwellenländer, jetzt ist man wieder entspannter." Der MSCI Emerging Markets hat seine heftigen Verluste von 2015 und Anfang 2016 sowie den kleinen Rücksetzer nach der US-Wahl mittlerweile wieder wettgemacht. Seit Februar 2016 hat etwa der iShares MSCI Emerging Markets um 42 Prozent zugelegt.

Banken weiter gesucht

Schwergewichte im Handel mit Branchen-ETFs sind wieder einmal die Banken. "Bei uns haben diese drei Viertel der Umsätze mit Sektoren-ETFs ausgemacht, und die Käufe überwogen", erklärt Bartels. Die Unicredit meldet höhere Zuflüsse nach der Wahl, auch in ETFs-, die die Finanzbranche inklusive Versicherungen abbilden (WKN A1191R). Der iShares Euro Stoxx Banks 30-15 (WKN 628930) hat es sogar unter die Top Five auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt geschafft, ebenfalls rege gehandelt werden der iShares Stoxx Europe 600 Banks (WKN A0F5UJ) und der Source Euro Stoxx Optimised Banks (WKN A1JFG7).

Keine Auswirkungen haben Aussagen des US-Präsidenten Donald Trump, der offenbar die Wiedereinführung des Trennbankensystems mit Geschäftsbanken auf der einen und Investmentbanken auf der anderen Seite prüft. In den USA hatte das für zwischenzeitliche Verluste bei Bankaktien gesorgt. "Die europäischen Banken sind nicht betroffen", bemerkt Bartels. Kilian zufolge könnten europäische Finanzinstitute von einer zunehmenden Regulierung der US-Konkurrenten sogar profitieren, allerdings misst er der Ankündigung keine große Bedeutung zu. "Mittlerweile reagiert der Markt kaum noch auf solche Ankündigungen." Das gerade beschlossene US-Budget habe wieder einmal gezeigt, wie irrational die Politik von Trump sei: "Ausgaben für den Bau der Mauer nach Mexiko sind nicht vorgesehen."

Emerging Markets-Bonds beliebt

Im Anleihebereich sind bei der Unicredit vor allem US-Treasuries mit Laufzeit von bis zu drei Jahren (WKN A0J202) gefragt, außerdem europäische Unternehmensanleihen. "Auch hier sind Emerging Markets wieder angesagt", stellt Kilian fest. Etwa fänden Staatsanleihen aus Schwellenländern in lokaler Währung viele Anhänger, zum Beispiel der iShares Emerging Markets Local Government Bond (WKN A1JADV) und der SPDR Barclays Emerging Markets Local Bond (WKN A1JJT). "Die Nachfrage nach High Yield-Bonds und Anleihen mit kurzen Durations hält an - allerdings auf kleiner Flamme", berichtet Bartels.

Von: Anna-Maria Borse 2. Mai 2017, Laden Sie sich jetzt die neue Version der Börse Frankfurt-App für Android oder iOS herunter, bzw. aktualisieren Sie die Version auf Ihrem Smartphone. Die App bietet jetzt kostenlose Xetra-Preise in Realtime. Bis zu drei Titel können Sie in Ihre Watchlist aufnehmen. Außerdem: Broker-Buttons für den direkten Weg in Ihre Ordermaske, Watchlists ohne Anmeldung u.v.m.

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